Nachdem im letzten Jahr das Berliner Pop-Kultur-Festival Pandemie-bedingt als virtuelle Online-Veranstaltung hatte stattfinden müssen, gelang es in diesem Jahr dann wieder, die Veranstaltung mit (zwar reduzierter) Publikumsbeteiligung als echtes Live-Event auf dem Gelände der Kulturbrauerei zu realisieren. Das konnte unter anderem deswegen gelingen, weil die – notgedrungen hauptsächlich auf lokale bzw. europäische Acts basierenden Programmpunkte – auf die vielen verschiedenen Spielstätten vor Ort (darunter 3 Open-Air-Bühnen und diverse Kino-Säle) verteilt werden konnten und dabei die angeordneten Abstands- und Hygiene-Regeln problemlos eingehalten werden konnten. Die insgesamt siebte Auflage des Festivals bot dabei ein reichhaltiges und bemerkenswert vielseitiges musikalisches Angebot, das durch ein umfangreiches Rahmenprogramm aus Vorträgen, Diskussionsrunden, Kunstinstallationen, Radio-Beiträgen, Theater- und Performance-Aktionen und Sessions abgerundet wurde. Das, was das Pop-Kultur Festival auszeichnet, ist dann eigentlich, was es nicht auszeichnet - denn es gibt hier kein musikalisches Thema oder gar ein bestimmtes Genre, das besonders gefeatured würde. Stattdessen gibt es einfach Alles: Elektronik, Rockmusik, Singer/Songwriter, Hip-Hop, Pop, Rap, Folklore und Folkpop, World-Music, Spoken Word, Ambience, Club, Darkwave, Avant-Garde, DJ-Sets und Schlager (jedenfalls wenn es um die Selbsteinschätzung von Max „Drangsal“ Gruber geht, der das Thema bei seiner Show im Kino 3 explizit ins Spiel brachte). Was die Sache dann eher zusammenhält, ist der Anspruch des Festivals Maßstäbe zu setzen in Sachen Awareness, Inklusion und Integration, Equality, Empowerment, Diskurs und politischen Akzenten. So wurden mit dem ins Festival integrierten Studio-21 Projekt, den Diskussionsrunden und diversen Sessions insbesondere die Bedürfnisse von Menschen mit Behinderungen – sowohl im Publikum wie auch auf der Bühne – ins Zentrum gestellt. Ein weiteres Alleinstellungsmerkmal des Pop-Kultur Festivals sind auf der musikalischen Seite dann die Commissioned Works. Das sind Auftragsarbeiten an der Schnittstelle zwischen musikalischer Performance, Installation, Projektion und theatralischer Dramaturgie, die exklusiv für das Festival angearbeitet wurden. Dazu gehörten etwa Max Rieger’s „All diese Gewalt“, Apex Aniuma & FRZNTE, J.J. Weihl’s „Discovery Zone“, Flockey Ocscor, Liraz, Tara Nome Doyle oder Sofia Portanet, die allesamt Elemente in ihre Performances einbauten, die im „normalen“ Live-Kontext nicht möglich gewesen wären. Auch politische Akzente wurden indirekt mit den Sets der Iranisch/Israelischen Songwriterin Liraz, der Kurdischen Sängerin Simav Hussein oder der Belorussischen Künstlerin Natallia „Mustelide“ Kunitskaya gesetzt, die mit ihren Shows auch auf die menschenrechtlichen Probleme in ihren Heimatregionen aufmerksam machten. In diesem Sinne nimmt das Pop-Kultur-Festival durchaus eine Ausnahmestellung im Festival-Zirkus ein – egal ob mit oder ohne Pandemie. Nachdem sich dieses Jahr immerhin ca. 6000 Zuschauer einfinden konnten, wird das Pop-Kultur Festival 2022 vom 24.-26. August dann hoffentlich wieder im bis 2019 gewohnten Umfang stattfinden können. https://www.pop-kultur.berlin/