„Was ist denn hier los?“, ruft Albertine Sarges ungläubig. So ganz scheinen der umtriebigen Berliner Musikerin die Begeisterungsstürme, die ihr bei ihrem Gastspiel in Köln schon nach ein, zwei Songs entgegenschwappen, nicht ganz geheuer zu sein, dabei ist der Enthusiasmus der Zuschauer nur zu verständlich. Gemeinsam mit ihren „rheinischen Frohnaturen“ Sharice Ruby Bennett am Bass und Lisa Baeyens an Querflöte und Keyboards – Drummer Robert Kretzschmar ist an diesem Abend nur im Geiste per Konserve mit dabei – sorgt sie im voll besetzten Bumann & Sohn vom ersten Ton an für positive Vibes und ausgelassene Samstag-Abend-Stimmung, und das an einem Montag! Musikalisch erinnert ihre eigenwillig-einzigartige Mischung aus kantigen Post-Rock-Gitarren, verspielten Funk-Basslines, hippiesken Flöten-Zwischentönen und poppig-eingängigen Melodien hier und da ein wenig an die Talking Heads oder die B-52s, und auch der Vergleich der englischen DJ- und Journalisten-Legende Steve Lamacq („So hätten Le Tigre klingen können, wenn sie nach der ersten Platte nach Berlin umgezogen wären“) trifft es wirklich gut, wenn sich die drei Musikerinnen mit irrer Spielfreude kopfüber in ihre Lieder stürzen, um sie mit herrlich waghalsigen Improvisationen in neue Richtungen zu schubsen. Zum „Alles kann, nichts muss“-Ansatz – neben den Songs der Debüt-LP ´The Sticky Fingers´ finden auch ein Space-Echo-verziertes Cover von ´Love Me Tender´ und das alte Solohighlight ´Reflection´ den Weg ins Set) – passen auch Albertines amüsante Texte mit dadaistischer Note, bei denen der Weg von Lasagne im Haar zu feministischen Theorien oft nicht weit ist. „Es hat uns unsagbar Freude bereitet, für euch zu spielen“, sagt sie am Ende von äußerst unterhaltsamen und extrem kurzweiligen 75 Minuten, doch das wäre eigentlich gar nicht nötig gewesen. Denn dass die drei Musikerinnen an diesem Konzert mindestens genauso viel Freude hatten wie das Publikum, konnte man hören, sehen – und fühlen.
Weitere Infos: www.albertinesarges.com