Schon beim Betreten des Kultus in Grevenbroich wird deutlich, dass Isle deutlich mehr Ambitionen haben als viele der anderen Künstler, die derzeit versponnene Atmosphäre und Electro-Pop-Zeitgeist verbinden. Verschiedene Gitarren, haufenweise Effektpedale, jede Menge Keyboards und andere elektronische Gadgets, ein Glockenspiel und acht schmale Säulen, die auf den ersten Blick wie alte Lautsprecher aussehen, sich aber schnell als raffinierte, per Infrarotsensor live auf der Bühne gesteuerte Lichtshow Marke Eigenbau entpuppen, sorgen dafür, dass auf der kleinen Bühne kaum noch Platz für die Musiker ist. Als „Gesamtkunstwerk“ bezeichnet Kultus-Leiter Stefan Wehlings das Dream-Pop-Duo Isle aus dem niederländischen Deventer deshalb in seiner Einleitung, und das trifft es in der Tat ganz gut, denn mit großen Namen wie Portishead, London Grammar oder Björk als Vorbilder nehmen sich Lise Low und Arjan de Wit mit Elementen aus der Folk-, Indie- und Klassik-Welt alle erdenklichen künstlerischen Freiheiten, wenn sie ihre tiefgründigen Gedanken zum Lauf der Dinge leise und fast bedächtig in Songs mit betont langgezogenen Intros und Outros festhalten, in denen bisweilen Spoken-Word-Parts und eine ordentliche Portion Eigensinn wichtiger erscheinen als popmusikalische Eingängigkeit. Dass die zwei auch anders können, zeigt derweil ´Paint The World´. Zur Mitte des 75-Minuten-Sets besticht die ausufernde Nummer mit geloopten Parts und volltönender orchestraler Größe, als Zugabe interpretieren Isle das Lied dann noch einmal vollkommen naturbelassen unplugged nur mit Stimme und Akustikgitarre und unterstreichen so, dass trotz aller technischen Gimmicks am Ende doch der Song an sich im Mittelpunkt steht: Einfallsreiche Popmusik für introvertierte Träumer und kreative Geister.
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