„Monsters“ nannte Sophia Kennedy ihr zweites Album bekanntlich, weil sich ihre aktuellen Songs während der abenteuerlichen Studioproduktion mit ihrem musikalischen Partner Mense Reents als regelrechte kleine Monster mit einer unberechenbaren Eigendynamik gebärdeten, die erstmal studiert, eingefangen, gezähmt und erzogen werden wollten bzw. mussten. Ein wenig galt das auch für die Live-Shows, die Sophia und Mense seit dem Sommer (als eine der ersten) im Rahmen einer eigenen Tour präsentierten, denn auch für die Bühne mussten sich Sophia und Mense überlegen, wie sie die oft aus Improvisationen und verschiedenen Fragmenten zusammengesetzten Tracks zu zweit bändigen wollten. Sie taten das nicht etwa, indem sie versuchten, die komplexen Strukturen und verschiedenen klanglichen Ebenen der Stücke auf der Bühne tongenau zu reproduzieren – sondern indem sie das Prinzip umkehrten, und die improvisatorischen Aspekte des Materials wieder deutlicher in den Vordergrund rückten. Und damit waren wir dann beim Thema des Konzertes im Rahmen der Cologne Music Week, bei der Sophia und Mense auch endlich wieder vor einem vollen Haus ohne Masken- und Abstands-Regeln spielen konnten. Denn bei dieser Show klang das Material dann doch erheblich gradliniger und ökonomischer, als zu Beginn der erwähnten Tour – einfach weil man sich inzwischen an die Monsterchen gewöhnt hatte und auch die technischen Gegebenheiten besser im Griff hatte, als vor ein paar Monaten. „Verstörend“ - wie zu Beginn oft kolportiert – war das dann alles nicht mehr – eher auf routinierte Weise experimentell und abenteuerlustig (bis auf die wenigen balladesken Momente a la „Francis“, die systembedingt stärker vorstruktuiert sind, als der Rest). Als Bonbon gab es in Köln dann noch eine Einlage Sophias am hauseigenen Flügel - was aus logistischen Gründen normalerweise nicht möglich ist - und eine vom Publikum befeuerte, lockere Stimmung, die dazu führte, dass sich Sophia und Rense – trotz Curfew – zwei Zugaben ermogeln konnten. Tatsächlich schloss sich auf diese Weise langsam der Kreis, den Sophia und Mense mit der Studio-Produktion der „Monster“ angestoßen haben. Ullrich Maurer