Vier Jahre ist es inzwischen her, seit Cosima und Josepha Carl alias Joco ihr letztes Album, ´Into The Deep´, veröffentlicht und dabei gezeigt haben, dass sich der eher puristische Folk-Pop-Sound ihres 2015er-Erstlings ´Horizon´ mit viel Fantasie – und der freundlichen Unterstützung einiger Gastmusiker – auch spürbar moderner und opulenter für die (Indie-)Pop-Welt arrangieren lässt, ohne dabei die lieblichen Melodien und den famosen Harmoniegesang zu vernachlässigen, die seit jeher das Markenzeichen der lange in Hamburg heimischen Schwestern sind. Beim Gastspiel im Rahmen des Wittener Kultursommers setzen die beiden Musikerinnen aber auch weiterhin ganz auf die schwesterliche Magie und die verträumte, herbstlich anmutende Melancholie, die viele ihrer Lieder umweht, wenngleich die durchgeplante Perfektion, die früheren Auftritten der zwei ein wenig anhaftete, hier und da durch genau die Art von menschlicher Unvollkommenheit abgelöst wird, die oft mehr in Erinnerung bleibt als technische Makellosigkeit. Mal kombinieren sie Cosimas perlende Pianoläufe mit Josephas dezentem Schlagwerkeinsatz im glitzernden Pop-Format (´City Shore´, ´Should I Go?´), bisweilen greifen sie aber auch beide zu den Gitarren und interpretieren ihre Lieder im idyllischen Folk-Modus (´Bavaria´, ´Two Pullovers´), doch im Fokus steht immer der Gesang. Gleich der erste Song, "Why Didn’t I See", startet mit einem hinreißenden A-cappella-Teil, später im Set ist ´Over The Horizon´, bei dem die zwei fast vollständig auf instrumentale Begleitung verzichten, der größte Gänsehaut-Moment des gesamten 60-Minuten-Auftritts, und auch bei der ganz nah am Bühnenrand gesungenen Zugabe ´Dali´, einer von drei neuen Songs im Set, der von den Werken des spanischen Malers inspiriert wurde, verlassen sich Cosima und Josepha ganz auf die Kraft ihrer Stimmen. Eine neue LP lässt nach diesem feinen Aufritt nun hoffentlich nicht mehr lange auf sich warten.
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