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QUICKSILVER

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Beginnen wir mit dem besonders Unangenehmen: Man konnte von Til Schweiger sicher nicht viel mehr erwarten, aber der Soundtrack zu "Keinohrhasen"(Interscope/Universal) ist ähnlich kraftlos wie es der Trailer für den Film vermuten lässt. Mit Timbalands "Apologize" und anderen Belanglosigkeiten von Keane oder Angels & Airwaves (die mag Klein Til ganz doll!). Die verehrten Prefab Sprout dürften sich in dieser Umgebung jedenfalls sehr unwohl fühlen.
Auch die Notwendigkeit von JULIANA AQUINOs "Disco [Meets] Bossa"(Peacelounge/Al!ve) will sich mir nicht erschließen: Warum sollen Schwachsinnigkeiten wie "Stayin' Alive", "Love Is In The Air" oder "Don't Let Me Be Misunderstood" in einem trendhinterherhechelndem Brasilkleidchen weniger dümmlich aussehen?
Da schon lieber eine Jazz-Big-Band aus der Hauptstadt der Lahmarschigkeit. Aber was die Grazer, die ganz stylish nur noch JBBG genannt zu werden wünschen, für "Electric Poetry & Lo-Fi Cookies"(Intuition/Sunny Moon) an Elektrounterstützung in ihr BB-Gebläse einstreuen, macht große Freude und ist ziemlich, äh, fett. "Trancefactor" ist genau das.
Mehr in Richtung "Vorsicht! Kunst!" tendieren da THE VALERIE PROJECT(Drag City/Rough Trade), die für einen angeblich unter "cult classic" einzusortierenden, mir aber leider völlig unbekannten tschechischen Film von 1970 eine neue Musik schrieben. Dazu versammelte sich der underground Philadelphias (schon wieder kenne ich keinen) und improvisierte 30 Stücke zwischen 4AD-Sound und Pink-Floyd-Gitarren. Naja: kann, muß aber nicht.
Sympathischer sind mir da die AUTISTIC DAUGHTERS. Kein Wunder, besteht dieses Trio doch aus alten Recken: Martin Brandlmeyer und Werner Dafldecker gehören zur Wiener Impro-Elite und Gitarrist Dean Roberts versteht es meisterlich, die seltsam verschrobenen, dabei aber nicht wirklich sperrigen Stücke auf "Uneasy Flowers"(Staubgold/Indigo) mit seiner Stimme zu veredeln. Gedehnte Songs, wie sie in einem Spiegelkosmos vielleicht von depressiven Cowboys gesungen werden.
Auch nett finde ich den 60 WATT KID(Absolutely Kosher/BB Island/Cargo), was (schon wieder) ein Trio ist. Deren (ebenfalls) selbstbetiteltes Debut ließe sich ebenso als aktualisierte Freak-Out-Doors wie als bluesige ElektroDub-Version von Animal Collective beschreiben. Verwirrung komplett? Selber hören!
CURRENT 93 könnten da durchaus Geistesverwandte sein, auch wenn deren Verstrahltheit immer noch etwas von Erleuchtung in sich trägt (das kann aber auch "nur" am Charisma David Tibets liegen). "Of Ruine Or Some Blazing Starre" ist nun dran in der re-issue-Reihe und sollte - wie fast jedes C93-Werk - das CD-Regal schmücken, zumal die sanften Gitarren des Herrn Cashmore, die Glocken, die drones, überhaupt alles im digitalen Remastering erstrahlen und in ein neues artwork gepackt wurden.
Im gleichen (Parallel-?)Universum ist PANTALEIMON zu verorten. Dahinter steckt Andria Degens, die im letzten Jahr schon auf C93s "Black Ships Ate The Sky" auftauchte, dann eine EP veröffentlichte und auf "Mercy Oceans"(beide Durtro Jnana/Cargo) ihre ganz eigen(artig)e Fassung von Apocalyptic Folk präsentiert. Inkl. Gastbeiträgen von u.a. Isobel Campbell.
Wesentlich bodenständiger kommen THE DURGAS daher. Die Band um die Gebrüder Simmersbach (ex-Subtle-Plague) fabriziert auf "Back To Start"(Cannery Row) zwar recht braven, durch die dezenten Jamaika-Einflüsse aber auch gut unterhaltenden Folkrock, bei dem einmal auch Chuck Prophet gastspielt. Zu warnen wäre evtl. vor zuviel Gutmenschlichkeit, aber der Saft vom "Whiskey Tree" wird uns und die Band schon davor bewahren.
Noch dichter an Kneipenfolk sind JAMIE CLARKE'S PERFECT, die Band eines Ex-Pogues-Gitarristen, die auf "You Drove Me To It"(Crafty Recordings/PIAS) zwar den Punk aus der Erbmasse der trinkfesten Haudegen etwas zurückfährt, aber trotzdem noch für solides Hüpfen sorgen dürfte. Und sei's mit ihrer (durchaus gelungenen) Version der "Lichtensteiner Polka".
Die merkwürdige Vereinigung von Balkanblut und Alpenmilch findet auf "Fuer Dich"(RecRec Medien/Indigo) statt. Den PREKMURSKI KAVBOJCI, die man auch kurz "Cowboys" nennen darf, gelang es doch tatsächlich, Elektronik und Klarinette, Blaskapellentum und Jazzattitüde zu versöhnen, die Schweizer Sturheit auf den wilden Balkan auszudehnen und so für "sexy Partymusik" zu sorgen.
Mit reinem, ungepanschten Stoff kann man sich in der Regel bei ARC Music versorgen (auch wenn dieses Bild so gar nicht zum Labelmotto von der "aesthetic music in a drug-free culture" passen mag). Aber wenn das FOLK DANCE ENSEMBLE VILA "Music Of Serbia" spielt, kann man ganz gut auf Spurensuche gehen.
Etwas gedämpfter ist mein Enthusiasmus jedoch bei "Sandanski's Chicken"(beide ARC Music) vom SHE'KOYOKH KLEZMER ENSEMBLE aus London, weil man den Musikanten (leider zu deutlich) anmerkt, dass sie ihr Metier tatsächlich studiert haben. So geht vieles vom Klezmer-spirit verloren.
Bleiben wir in London und (doch) auf Weltreise: Dort residiert auch die Band LaXuLa, deren CD "In X-ile"(Via Lactea/Broken Silence) bei so manchem britischem Rezensenten für Begeisterung sorgte. So ganz kann ich diese angesichts der für meine Begriffe manchmal etwas farblosen und schwachbrünstigen Songs, die (sie) mit spanischem Temperament und Dramatik spielen, nicht teilen. Auch wenn z.B. das dezent arabisch inspirierte "Vampiro" natürlich schon stark ist.
Next station: Göteborg, denn dort sind die Synthiepop-Veteranen von TWICE A MAN daheim. Selbst wenn deren neue CD "Clouds"(Yellow/Indigo) heisst, trüben nur wenige Wolken den Himmel des Hörgenusses. Gerade, weil sie sich nicht (nur) auf tanzbodenfüllende Beatmonster verlassen, sondern unter die 11 Nummer ziemlich viele, nunja, Balladen mischen, kann ich das Werk durchaus empfehlen.
Damit wären wir glücklich in Elektroland angekommen. Das ist bekanntlich an keine geografischen Grenzen gebunden, so daß wir gleich in Italien weitermachen können, wo ein anderer Veteran sich mit einer 20 Jahre jüngeren Kollegin zusammengetan hat. Maurizio Bianchi und Emanuela De Angelis durchschweben auf "Regolelettroniche"(Baskaru/A-Musik) als M.B.+E.D.A. die Vielfältigkeiten von stehenden oder in Schleifen gelegten Schallwellen. Drone'n'loop hieß das Motto und to be honest: Ich kenne zumindest von M.B. stärkere statements.
Mit MEPHISTOSYSTEM kehren wir zu guter Letzt nochmal zurück in die Schweiz. Allerdings stehen nun die Zeichen auf Schneesturm, denn "Endless Crawl"(Monkey/Broken Silence) macht keinen Hehl daraus, dass sanfte Gemüter hier nichts zu suchen haben. Strukturierter Krach, die Schublade haben vor vielen Jahren mal Acts wie Skinny Puppy aufgezogen, auch Nine Inch Nails oder Pitchshifter wurden hineingelegt. Die müssen nun etwas zusammenrücken, denn Mephistosystem kommt kuscheln!

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