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QUICKSILVER

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In diesem Monat kann ich (neben den ausführlicher vorgestellten Platten) aus der weiten Welt nicht übermäßig viel berichten: Da haben wir den schmachtenden Fado von MARIZA, die gemeinsam mit der Sinfonietta de Lisboa ihr "Concerto em Lisboa" (Capitol/EMI) auf CD und DVD bannte. Schon eine ziemlich beeindruckende Sache, das Publikum ist ebenso begeistert wie berührt - feine Melancholie und große Geste schließen sich hier nicht aus.
Von CHEB MAMIs "Layali" (Virgin France) hatte ich - to be honest - mehr erwartet. Er hatte bei seinen Aufnahmen in Kario und Beirut die ganz Großen der arabischen Popszene hinter sich (u.a. den irakischen Megaseller Kazem Al-Saher) und beliess es doch zu oft bei banalem jeel, wie er aus jeder Dönerbude dröhnt.
Auch in Belgien wird fleißig Tanzbodenfutter produziert. Etwa von 4T4, der seit Jahren als DJ unterwegs ist. "Fortification" klingt aber trotz jeder Menge Gäste recht unentschlossen und beliebig.
Für "Droppin' It!"(beide Format/Lowlands) könnte man das eben gesagte wörtlich wiederholen, nur ist D'STEPHANIE eine DJane, die ihre Gäste etwas kreativer in ihre jungligen beatkonstrukte integriert.
Elektropopfreunde tanzen sicher lieber zu De/VISION, die gerade mit einer simpel "Best Of"(e-Wave/Drakkar) titulierten Doppel-CD einen Blick zurück auf die letzten 8 Jahre werfen. Neben den bekannten Szenehits gibt's (natürlich) auch diverse Remixe von Telekommander, Rotoskop uva.
Snippet-CDs nennt die Industrie Promos, bei denen die Stücke ausgeblendet werden, wenn sie gerade anfangen, Spaß zu machen. Sowas ärgert enorm, macht ernsthafte Kritik unmöglich und wird hier überhaupt nur erwähnt, weil die Cover-Versionen von u.a. Cure, OMD oder Metallica-Songs, die APOPTYGMA BERZERK für ihr "Sonic Diary"(Sony BMG) erstellten, eigentlich ganz hörenswert sind.
Ganz anders SONGS OF LEMURIA, ein "Neo-Klassik"-Quartett um den Ex-Blind Passenger Nik Page und die Musical-Chanteuse Michaela Laubach, die auf der 20-Minuten CD "Klavier" Rammstein, Oomph!, Witt, Tanzwut und Blind Passengers covern. Das Ergebnis ist zwar nicht wirklich überraschend, unterstreicht aber meine These, dass Rammstein-Songs nicht so stumpf sind, wie viele denken (im Gegensatz etwa zu Oomph!). Richtig drauf haut Nik Page mit CROMAX INTERNATIONAL, die mit ihrem irgendwie auch interaktiven, weil web-basierten Cyberpunk-Projekt EBM mit Prodigy mixen. Beide CDs kommen via Wannsee/Edel.
Zur mehr ambitionierten Elektronik: CHRIST. könnte man als extrem heruntergepitchten drum'n'bass entziffern. Gleichzeitig hat "Blue Shift Emissions"(Benbecula/Hausmusik) etwas von Tangerine Dream, La Düsseldorf & Co.; gelegentlich die tracks durchwehende Radio- oder Telefonatfetzen können da nicht verwirren.
Auf eine ähnliche Weise dem Schönen in abstrakter Musik verpflichtet sind TO ROCOCO ROT. Die Berliner haben seit Beginn ihrer Bandaktivitäten eine ganz besondere Affinität zu Vinylplatten. Dank "Taken From Vinyl"(Staubgold/Gusstaff) können Sammler aufatmen, denn diese CD versammelt bei Fat Cat, Sub Pop, Domino u.a. renommierten Labels auf z.T. sehr raren 7- oder 12-Zöllern erschienene tracks . Schlecht ist bei TRR gar nix, besonders gut das auf einem Diaprojektor-groove aufbauende "Days Between Stations".
Oder "KTL"(Editions Mego/Groove Attack) von KTL, wofür sich O'Malley (Sunno)) ) und Rehberg (aka. Pita) zusammengetan haben. Die beiden sind bekannt für radikale Ansätze, hier finden düsterer Ambient und heftigere Eruptionen parallel statt und das Ganze steht in Beziehung zu einer Theaterinszenierung namens "Kindertotenlieder" (Re: Mahler?!). Aber: file under Digital Analogue Black Metal? Ich weiss nicht.
Auch sehr schräg die von eben diesem PETER REHBERG für die 14.(!) Folge von "Kapotte Muziek by..."(Korm Plastics/Target) fabrizierte Mini-CD. Siebzehneinhalb Minuten re-working von Basismaterial der verrückten Holländer, das bis zur Unhörbarkeit (weil sehr filigran) verfremdet wurde.
Wesentlich zugänglicher ist da "Walk On Air"(Schinderwies/Broken Silence) von HERZTECHNIK, die so simple wie funktionierende Low-Fi-Indiepopmusik mit einigem Ohrwurm-Appeal machen.
Ähnlich gut und unterbewertet sind die Gitarrenpopper LORETTA, die tatsächlich in's Vorprogramm von Morrissey gehören. Und weil "Science Fiction"(Naiv/Day-Glo/PIAS/Rough Trade) ebenso juvenil wie zeitlos daherkommt, weiss ich nicht, ob ich glauben will, dass die schon seit 1971 Platten machen...
SIGGI STERN kommt aus Hildesheim, aber das ist nicht weiter schlimm, denn bei "Siam, Bruder"(Flowfish/NRW) muss man sich an seine Stimme zwar erst gewöhnen, wird dann aber mit wirklich gut gemachtem und auch textlich durchaus belastbarem Deutschpop belohnt, der z.B. vermittels eines Exkurses in Richtung HipHop auch den Tellerrand überblickt.
Viel schlimmer hingegen WETO, die mal das Mutterschiff für die Mittelalterrocker von Schandmaul bildeten, dann aber vom Erfolg des Seitenarms überholt wurden. Das ist auch gut so, denn dadurch blieben uns bisher wenigstens so dumpfe, halbherzige und bei aller aufgesetzten Härte immer wieder unangenehm an "gefühlvollen Ostrock" erinnernde Elaborate wie auf "Das Zweite Ich"(F.A.M.E./BMG) erspart.
Den Tiefpunkt erreichen wir mit Comedy-Knallschote STEFAN JÜRGENS, der sich offenkundig für einen Musiker hält und uns seine "Heldenzeiten"(F.A.M.E./edel) weder als Song- noch als Wortprogramm ersparen möchte. Aua, das geht überhaupt nicht, da lieber noch Peter Maffay oder Atze Schröder!
Zu "Von Herzen - Das Beste"(3p) von GLASHAUS lässt sich auch nicht viel gutes sagen. Höchstens, dass hier eine "gefadete" Promoversion willkommen ist, dann ist die Folter schneller vorbei. Bleibt mir weg mit diesem scheinheiligen pseudo-souligen Kram!
Etwas (aber auch nur etwas) interessanter wird's wieder bei "Last Man Standing"(edel), dem dann doch sehr treffend benannten neuen Album von JERRY LEE LEWIS (doch, der rockt und rollt noch). Der alte Knabe hat hochprominente Gäste von Neil Young und Merle Haagard über Clapton und Don Henley bis Kid Rock zum Duett geladen und so seine alten Kamellen aufgewärmt. Naja, geht so.
Aus dem Hause Schraum sind wir gutes gewöhnt und was RANT abliefern, ist auch nicht übel. Doch so richtig zünden wollen die Instrumentals dieses Drums-Gitarre-Duos dann doch nicht. Um die (angestrebte) Liga von etwa Tortoise zu erreichen, bräuchte es etwas mehr Konzentration auf's Tatsächliche. Aber vielleicht legt man "A Direct Sensuous Pleasure" auch in einigen Jahren wieder auf und ist begeistert?!
Eine weitere Stufe nach oben auf der Qualitätsleiter geht's mit den belgischen Freaks von HYPNOS 69, die für "The Eclectic Measure"(Elektrohasch/Swamp Room) die interessanten Aspekte von 70ies Artrock mit Zeitgemäßem und -losem kreuzen, wobei dank eines wirklich guten (dabei niemals übertrieben in den Vordergrund geschobenen) Sängers auch die komplexe Botschaft des an C.G. Jung anknüpfenden Konzepts vermittelbar bleibt.
Beim Archivgräberlabel Bureau B erscheint das anno 65 aufgenommene Album von ESTHER OFARIM unter dem Titel "In New York", wobei ich nicht ganz die Begeisterung des Arrangeurs Bobby Scott bezüglich er Begabung der Israelin teilen mag. Da gab es in ihrer Generation bessere Sängerinnen. Interessant ist die nahezu perfekte Orchesterproduktion, da können heutige Produzenten durchaus noch was lernen.

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