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QUICKSILVER

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Ich kapituliere vor der schieren Masse an neuen CDs, 25 Alben wollen im folgenden (viel zu) kurz gewürdigt werden. Also:
Die swingende Knackigkeit des Debuts erreichten HUAH! 1992 zwar nicht, trotzdem ist „Scheiss Kapitalismus“(LADO/SPV) eine DER deutschen Platten der 90er. Und wieder werden mit der re-issue reichlich Bonüsse verteilt (darunter auch ein Song mit Baujahr 06!), das artwork erfuhr ein update und im booklet finden sich Songkommentare sowie ein Tourtagebuch von 91. Feinfein, aber jetzt ’raus in die weite Welt:
Auf dem Sampler “The New Sound Of The World”(Independent Rec.), reichen sich von Suba bis Mahala Rai Band diverse Crammed-Acts mit Montefiori Cocktail die Hand zum Tanz um die Weltkugel.
Südamerika kann man weiter untersuchen, wenn 4HERO „Brazilika“(Far Out/OUR) präsentiert.
Oder wenn sich Leute wie Senor Coconut, Kronos Quartett oder Principle/Fetterman an Re-Interpretation von ESQUIVEL-tracks versuchen. „Esquivel Remixed“(Independent) enthält auf CD1 14 feine Originale des smarten Space-Pop-Königs und auf der zweiten Scheibe die Remixe.
CORDERO wohnen in N.Y.C. und versammeln auf „En este Momento“(Bloodshot/Indigo) ganz melting-pot-mäßig jede Menge Einflüsse von Punk bis Americana, um diese dann in ihren Latinosound einzubauen. Immer schön low-fi und mit wirklich sehr nettem Gesang.
Jetzt könnte man mit GECKO TURNER auf Spaniens Straßen dem Indie-Latin-Sound nachlaufen, denn der Ex-Animal-Cracker schüttelt auf „Chandalismo Ilustrado“(Love Monk) 15 (halb)akustische Schönheiten lässig aus dem Handgelenk.
Oder man folgt LYDIE AUVRAY nach Frankreich. Stilsicher, wie die Dame seit Jahren ist, erfindet sie sich und ihr Akkordeon stets neu. So auch auf „Regards“(Westpark), wo ein LedZep-Cover gleichberechtigt neben „Für Else“ steht, einem Song, bei dem wirklich nur Tote nicht in Walzergeschunkel (ver)fallen.
Auch nach Afrika könnte der Weg führen. Dort spielt das SECKOU KEITA QUARTET seinen „Afro-Mandinka Soul“(ARC Music) und der hat mit seinem Kora-groove und jeder Menge percussion ordentlich Feuer.
Noch etwas mehr in Bewegung kommen die Popos der Hörerschaft bei einem Konzert von JAUNE TOUJOURS. Wenn die Belgier im „Club“(Choux de Bruxelles/Broken Silence) spielen, brennt die Luft, denn ihr poppiges Ska-World-Jazz-Balkan-Gebräu ist höllisch scharf.
Hip-shakin’ und somit äußerst partytauglich sind auch die alten Funk-Stomper aus Spanien, die für „Sensational Soul“(Vampisoul/Cargo) aus den Archiven gewühlt wurden (die Interpreten kennen sicher nicht mal Spezialisten).
Eine ähnliche Klientel spricht „Give Me Your Love“(Soul Jazz/Indigo) an. Ein aus diversen Motown/A&M-45ern zusammengestoppeltes Album von THE SISTER LOVE, die ihren Ruhm im wesentlichen New Yorker DJ-Legenden der ganz frühen 80er verdanken, die sich den Titeltrack als Spielwiese ausgesucht hatten.
Wenn man 2006 R’n’B oder Soul singen will, muss man aufpassen, dass einem die Produzenten nicht den Sound übermäßig verzuckern oder elektronisch überfrachten. Beides vermeidet Stimmwunder DK IBOMEKA auf „Love Stories“(In&Out/in-akustik) ganz souverän.
Ganz anders, auch bunt und „Burlesque“(Westpark), aber nicht wirklich hip kommt BELLOWHEAD, eine 11-Mann-Kapelle von DER Insel. Die Briten spielen auf einer grundsoliden Rockbasis mit allem zwischen Big Band und Folk.
Womit wir bei den Ex-A-Witness- und Ex-Pram-Leuten wären, die sich als MARSHALL SMITH mit „Colours“(Euphonium/Soulfood) in der (Indie)Rockwelt zurück melden. Gitarren und schmachtend schöne hooklines – die Briten können’s eben.
Damit auf in Richtung „freak music“: COLOUR HAZE sind schon seit Jahren in Sachen psychedelic Stonersounds unterwegs (ich habe „Chopping Machine“ noch gut im Ohr). Für „Tempel“(Elektrohasch/Swamp Room) empfiehlt sich wieder die Nebelmaschine, ein großer Verstärker und eine noch größere Tüte.
Noch mehr davon kann man für „Suomi“(Damo’s Network/Indigo) gebrauchen, denn die beiden CDs mit Konzerten aus Finnland zeigen DAMO SUZUKI’S NETWORK in Höchstform. Und das bedeutet Hypnose pur durch diesen unglaublichen Sänger, unterstützt von mörderisch treibenden Rhythmikern und Elektroniksounds (inkl. 10minütigem Gastspiel von MOTHER GOOSE).
Mit GRIZZLYBEAR geraten wir unter die seltsamen Fusselbartträger, die ihren ganz eigenen Anti-Folk-Kosmos entwerfen und anschließend implodieren lassen, ich verstehe wahrscheinlich nicht mal einen Bruchteil von dem, was auf „Yellow House“(Warp/Rough Trade) abgeht.
Ähnliche Probleme hat mein unterentwickelter Intellekt mit „Some Beans & An Octopus“(sonig/Rough Trade) von VERT (sonst auch als Adam Butler unterwegs). Piano, Cabaret, Electronica und Folk sollen sich vertragen – gesungen wird auch noch jede Menge. Aber mir ist das irgendwie zu verquast und angestrengt skurril.
Was leider irgendwie auch über DONATO WHARTONs „Body Isolations“(City Centre Offices/Hausmusik) zu sagen wäre. (Sanfte) Drones spielen eine Rolle, aber eben auch Gitarrengezupf und Melancholie. Für mich zu unentschlossen.
Regelrecht enttäuschend war nach der Lektüre des extrem euphorischen Waschzettels „Cute Little Fear“(Monkey/Broken Silence). Wer sich selbst in eine Reihe mit This Mortal Coil stellt, muss im Fall des Scheiterns mit harscher Kritik zurecht kommen. Dieser Fall ist bei den Salzburgern von ROIA eingetreten.
Da ist PAUL WIRKUS doch viel überzeugender. Aber der bewegt sich ja mit Mapstation (an der Seite von Barbara Morgenstern) und bei seinen Kammerflimmerdunstkreisaktivitäten auch stets in guter Gesellschaft. „Déformation Professionelle“(staubgold) spürt den sehnsuchtsvollen Resonanzschwingungen der Microchips nach, integriert verzerrte slo-mo-E-Gitarren und schafft sehr viel „listening pleasure“.
Was man durchaus auch von HANNO LEICHTMANN und seiner „Nuit du plomb“(Karaoke Kalk/Hausmusik) sagen kann. Wenn man weiss, dass die sounds ursprünglich für eine Leseperformance einer Novelle von Hans Henny Jahn kreiert wurden, ergeben sich ganz besondere Kopfkinofilme. Aber auch als „ganz normalen“ chill-out-ambient in kulturvoller Umgebung kann man sich diese schöne Platte gut vorstellen.
Vorher war man sicher wild tanzen, etwa zu „New Born Enemies“(Out Of Line/SPV) von TERMINAL CHOICE. Oldschool-Electrowave mit heftigen Gitarren ist doch noch immer das, was manche Klubs zum Beben bringt. Innovation bleibt hier quasi systembedingt ein Fremdwort, aber das ist schon OK so.
In die gleiche (mittlerweile schon sehr tiefe) Bresche schlagen VELVET ACID CHRIST, die „Lust For Blood“(Metropolis/Alive) haben. Das artwork ist miserabel, die Texte wegen verzerrerbedingter vollständiger Unverständlichkeit im booklet nachzulesen (wobei man auch ohne diese Lektüre nicht viel verpasst). Aber diese US-Spielform von beatgewaltigem samplerbasiertem (Pseudo)IndustrialRock hat ja bekanntlich viele Freunde.
Ich nehme mir da lieber Kopfhörer und lege „The Big Misunderstanding Between Hertz And Megahertz“(Potlach) ein. Unter diesem wunderbaren Titel präsentieren JOHN BUTCHER und CHRISTOF KURZMANN neun großartige Studien zum Wechselverhältnis von Extrem-Sax und Livesampling via Lloop-software. Nicht nur analytische Improvisation sondern auch die quasi megaabstrakte Auffassung von Unterhaltungsmusik sorgt hier für große Freude!


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