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QUICKSILVER

V.A.

Als wären mit Aeronaut Olifr M. Guz, Tabea "Die Tödliche Doris" Blumenschein, Terry "Monty Python" Jones, Andrew "Sabres Of Paradise" Weatherall und Genesis "Throbbing Gristle/Psychic TV" P.Orridge in diesem merkwürdigen Jahr nicht schon genug unwiederbringliche Verluste zu verzeichnen, erreichte uns Ende März (kurz vor dem Tod weiterer Granden wie Manu Dibango und Penderecki) die Nachricht, dass der unvergleichliche Gabi Delgado gestorben ist. Er starb wie er lebte: unvorhersehbar und auch sich selbst immer wieder überraschend. Was mir die Musik, die uns Gabi und Robert Görl mit ihren ersten Platten als DAF vor den Latz knallten, als verwirrt im Real Existierenden Sozialismus Heranwachsenden bedeutete, lässt sich kaum in Worte fassen. Selbst wenn ich mir das experimentelle "Produkt Der Deutsch-Amerikanischen Freundschaft" von 1979 erst später erarbeiten konnte/musste: "Die Kleinen Und Die Bösen" - "Alles Ist Gut" - "Gold Und Liebe" bleiben "Für Immer" Grundsteine meiner Musiksozialisation. Auch (vielleicht sogar gerade!) im Osten konnte man mit dieser Band sehr schön Freund und Feind auseinanderhalten. Denn neben politischen Ambiguitäten waren Stücke wie "Muskel" Mitte der 80er auch perfekt geeignet, den Gitarrenpunks zu erklären, wieso eher Synthies das Mittel der Wahl beim Bürgererschrecken sind. Auch wenn er später mit DAF/DOS einige geschmackliche Aussetzer offenbarte - der Meister des zärtlichen Imperativs ist tot, aber er blieb bis zum letzten Augenblick seinem hedonistisch-destruktiven Motto treu: "Verschwende Deine Jugend"! Der große Farin Urlaub entbietet übrigens (s)einen letzten Gruß an Gabi mit einer grandiosen, spontan im Keller eingespielten Fassung von "Alles ist gut". Nach so viel Nekrolog fällt es schwer, sich Nichtigkeiten wie der aktuellen CD-Schwemme zu widmen - mit etwas zeitlicher, inhaltlicher und auch geografischer Nähe könnte’s gehen: "Keine Krise kann mich schocken"(Tapete) heißt eine das gesamte Studiowerk von ÖSTRO 430 zusammenfassende CD. Die D’dorfer FrauenPunks wussten schon 1980 selbst einen gewissen Campino sehr zu beeindrucken (40 Jahre später bedankt er sich mit einem freundlichen booklet-Text), ihre Sex und Meerschweinchen feiernde Musik ist auch heute noch mehr als nur historisch interessant. 4 Relativ entbehrlich, weil für heutige Ohren doch recht angestaubt scheint mir "Banzai" (Bureau B), eine weitere re-issue mit "Elektronische(r) Musik aus Berlin 1985-1987" aus dem Maschinenpark von LAPRE. Berliner Schule, Mittelstufe, hintere Reihe. 2 Auch "The Pace Setters" (Glitterbeat) von der ghanaischen HighLife-Funk-Truppe EDIKANFO erfährt eine Neuauflage. Die von Brian Eno produzierten flott groovenden tracks erschienen 1981 bei E.G. Records, seither ist die Platte nicht nur von WeltMusikFans gesucht. 4 Geistesverwandt, doch nicht nur vom SoundDesign "heutiger" und mit Wurzeln eher in Südamerika als in Afrika kommt das "s/t" (Sounds Of Subterrania!) Debut von JUNGLELYD um den dänischen DJ Kenneth Rasmussen. Sehr schön, wenn die bpm-Schraube mal etwas zurückgedreht wird, wenn sich Dub-Elemente in den fröhlich piepsenden Sound mischen oder Luna Ersahin laszive Texte schnurrt. Bass-lastiger AmbientTwangPsychDub als Cumbia. 4 Die Esten von TRAD.ATTACK! verheiraten auf ihrer schick verpackten CD "Make Your Move" (Made In Baltics) Dudelsäcke und StromGitarren, (zarte) FolkTradition und (heftige) RockRhythmik, osteuropäische (Semi)Exotik und globalen (Mainstream)Punk. Nicht nur zu "Pass-Pass" lässt sich trefflich hüpfen! 4 Bei THE HOLY stört das Hymnehafte, StadionRock-mäßige (noch) mehr, aber am Ende ist der finnische Coldplay-Nachbau dann doch nicht völlig daneben. Was für schwache Momente. 3 Anders, aber auch nicht wesentlich gehaltvoller sind die vom britischen "experimental music ensemble" APARTMENT HOUSE eingespielten Kompositionen des 32jährigen Litauers JULIUS AGLINSKAS. "Daydreamer" (MIC Lithuania) besteht im Wesentlichen aus belanglosem AmbientPlätscherKlavier und statischer SynthAtmo. 2 Nachdem uns die Polin HANIA RANI im letzten Jahr schon mit "Esja" aufhorchen ließ (s. WZ 04/19), steigert sie sich mit "Home" (Gondwana) weiter. Zu filigranen PianoMinimalismen gesellen sich nun vermehrt auch elektronisch inspirierte Stücke, die von freundlichem Ambient bis zu Avantgardistischem reichen und z.T. sogar eine b-dr-Begleitung vertragen, was dann fast ein wenig an die wunderbare ArtFolkFee Kate Bush erinnert. 4 Stuart Hyatt aka. FIELD WORKS macht als "National Geographic Explorer" auf "Ultrasonic" (Temporary Residence) Musik mit dem seltenen Indiana-Mausohr (Myotis sodalis), welches laut Wikipedia häufig mit der Kleinen Braunen Fledermaus (Myotis lucifugus) verwechselt wird. Ich muss dabei natürlich sofort an Wolfgang Müllers phantastische "BAT"-LP denken, aber das hier klingt doch eher wie Entspannungsmusik für SchizoRoboter mit burn-out. 3 Da sind die facettenreichen ElektroAkustik-Kunstwerke der argentinisch-französischen Musique-concrète-Heldin BEATRIZ FERREYRA wesentlich spannender. Neben "Echos+"(Room40), wo wir drei sehr verschiedene, dennoch aber eine gleichbleibende, forschende Grundhaltung hörbar machende Stücke aus den Jahren 1978, 1987 und 2007 erleben dürfen, gibt es mit "Huellas Entreveradas" (Persistence of Sound) weitere Schichtungen aus kurzen, kunstvoll zu einem extrem beeindruckenden Ganzen arrangierten (Umgebungs)KlangSchnipseln. Der mit "Intertwined footprints" übersetzte Titeltrack wird dabei von der Künstlerin so kommentiert "Traces, footprints cross, disappear, hide, become fluid, faint before the maze of memory, or perhaps during a hike through an unknown landscape." 5 Die in Finnland lebende Schwedin MARJA AHTI beackert auf ihrer LP "The Current Inside" (Hallow Ground) ein durchaus ähnliches Feld, wobei das die gesamt A-Seite einnehmende "The Altitudes" die KlangIdeen noch ausführlicher seziert als die 4 vergleichsweise kurzen Stücke auf Seite 2. Von denen muss aber "The Currents" wegen seines herrlichen Spiels mit leisem Kratzen und schwellendem Dröhnen unbedingt noch lobend erwähnt werden. 4 Was uns hingegen das Trio TALKING BOOK um den vielseitig interessierten Faith No More-Bassisten Bill Gould mit "Talking Book II" (Koolarrow) sagen will, bleibt rätselhaft. Beat-loser Ambient, und zwar so relaxed, dass man die Musik, die überhaupt nicht schlecht ist, gar nicht mehr wirklich wahrnimmt. Track #5 heißt wie der Jugo-Fiat-Klone "Zastava", aber ob man das gelegentliche Blubbern als Motorgeräusch-Nachhall interpretieren darf? Ich weiß es nicht. 3 Noch ein bisschen verwirrter bin ich vom Soundtrack "The Trouble With Being Born" (Ventil), den SCHRECKEN & PETER KUTIN zum 2020er Berlinale-Beitrag von Sandra Wollner schrieben. Da trifft AvantAmbient auf AmericanaBarJazz-Feeling, steierischen(?) Omas gefällt irgendwas nicht (I hoabs net wolln … i moags einfach net), manchmal wird’s fast elektroakustisch und doch verbinden sich hier so hintergründig wie einhellig die unterschiedlichsten KlangWelten. Man sollte sich vielleicht mal den Film ansehen. 4



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