JAZZJANZKURZ
Sweet Soul Music mit etwas Swing und Blues spielt ALLAN HARRIS auf "Nobody's Gonna Love You Better"(Love Prod./Membran).Das ist zwar nichts neues, aber mit freundlichen Pianointros, fetter Orgel und Monstergroove (und einem Hauch Bebop) überzeugt der smarte Sänger durchaus. 3Ein Name wie TIMO GROSS klingt wenig glamourös und sein "Heavy Soul"(Grand Cru Rec./in-akustik) ist das auch nicht. Hier regieren auch im Info Adjektive wie "erdig, schnörkellos und virtuos" bzw. "rauchig" wenn es um die Stimme des Bluesbarden geht. Naja, gerade noch 3.
Der tunesische Oudspieler DHAFAR YOUSSEF balanciert auf "Diwan Of Beauty And Odd"(OKeh/Sony) geschickt Anmut und Extravaganz. Wo gerade noch eine verträumte Trompete über netten Pianolinien schwebte, schleicht sich Youssef mit seinem fordernd hohen Gesang oder eindringlichen Oudfiguren dazwischen. Schönheit hat tatsächlich viele Gesichter. 4
Das MARC DOFFEY QUINTET hat auf "Taking Direction"(Mons/New Arts International) mit Sabeth Pérez eine beachtliche Sängerin am Start, die dem Sax-getragenen Modern Jazz der Berliner Glanz verleiht. Gitarrist Bertram Burkert fällt ebenfalls angenehm auf. 3
Auch in den "Concentric Circles"(Ridgeway Rec./Galileo MC) des JEFF DENSON QUARTET regiert Modern, übermäßige Wildheit wird vermieden. Selbst wenn es zuweilen wie ein dunkles Saxophon klingt: dass die klassische p-dr-b-Besetzung um ein Fagott (Paul Hanson) erweitert wird, bekommt dem KlangBild sehr. 4
Dass etwas instrumentale Exotik gut tut, weiß auch Klarinetten-Legende ROLF KÜHN (mit 87 Jahren wirklichen einer der Altmeister des deutschen Jazz). Deshalb lud er für "Spotlights"(MPS/Edel) ua. Albrecht Meyer (gefeierter Oboist der Berliner Philharmoniker) und den Bandolim(eine Art Mandoline)-Spieler Hamilton de Holanda als Gäste ein. Eine knappe Stunde feinster Instrumentalmusik, klassisch, frei und sehr aktuell. Anspieltip "Fingerprints". 5
Ganz anders "Now"(Warner) vom schwedischen Tastenmann JACON KARLZON, für mich nichts anderes als Filmmusik für Skisport-Dokus auf ServusTV ("Ultra Light"). Klavier - ja, aber in einem perkussiven Elektronik/Gitarren-Brei und viel zu smart und BWLerisch gedacht. 2
Das CLARA HABERKAMP TRIO schafft es auf "Orange Blossom"(Traumton/Indigo) hingegen tatsächlich, über die volle Distanz eine enorme Spannung zu halten. Klavier und Gesang der jungen Bandleaderin federn auf einem b-dr-Fundament, spielen mit Songwriter-Elementen und bleiben doch immer Jazz (hört "Guardian A"!). Wir behalten die Dame definitiv im Auge! 4
Die 8 französischen JazzRockFreeFormer von LES COMPTES DE KORSAKOFF zelebrieren auf "Ghost Rain"(Puzzle) einen facettenreichen Sound von diversen Bläsern, Klavier, Bass, Gitarre und Schlagzeug. Das Titelstück ist ein hysterischer Vaudeville-Shuffle und die "Hour Of Wolf" sowas wie AmbientFunkNoise, aber auch Elemente aus Modern und FreeJazz finden hier Beachtung. 4
Ganz anders KIM MYHR, der für "Bloom"(Hubro) seine Gitarrensounds durch diverse Effekte und overdubs zu einem klingelnden, raschelnden, scheppernden, flirrenden und durchweg aufregenden Gesamtklang formte. 4
Landsmann INGAR ZACH spielt auf "le stanze"(Sofa) auch alles selbst. 4 versunkene perkussion/electr.-Improvisationen, die aber auch expressiv-lärmende Elemente haben und zu denen man einen ganzen Essay schreiben könnte. Müsste. 5
Magda Mayas (p), Monika Brooks (acc) und Laura Altman (cl) bilden das Trio GREAT WAITRESS. Die beiden Stücke "echt zeit musik" auf ihrer LP "Hue"(Another Dark Age) sind wundervolle, hochkonzentrierte MomentSchöpfungen voller schabend-schwebender Klangfragmente, die bei aller Zerrissenheit doch eine beinahe magische Einheit bilden. 5
THOMAS BRINKMANNs "A 1000 Keys"(Editions Mego) klingt in weiten Teilen wie eine enorm verzerrte und viel zu schnell abgespielte minimalistische Klavierfantasie. Das provoziert, führt aber beim genauen Hören zu ganz großartigen Wahrnehmungen. Schlußpunkt sind 1 1/2 Minuten repetitiver Lärm, der die Antennen re-justiert. 4
Herr LUSTMORD hat schon in den 80ern Krach mit fieldrecordings verheiratet, für die drei langen tracks auf "Dark Matter"(Touch) verwendete er ausschließlich sounds aus einer "audio library of cosmological activity", die ua. auf NASA-Aufnahmen zurückgeht. Beim Konsum dieses düsteren Ambient versteht man Lustmords Diktum "The universe began of darkness, not of light." beinahe körperlich. 4
Karsten Zimalla
Fear No Jazz
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