POP(PE)´S TÖNENDE WUNDERWELT

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Setzt langsam die Altersmilde ein, oder bietet dieser Herbst wirklich überdurchschnittlich gute, neue CDs? Wo der Sommer noch durch 2-3 Sterne-Wertungen quälte, folgen hernach doch viele Viererpacks...
Das zweite Album der BAD LOVE EXPERIENCE, „Rainy Days“ (Tannen Records / Mabel) startet äußerst beatlesk in ein vor Harmoniegesängen strotzendes Beat-Bass-Hammondorgel-Sammelsurium an 60er Jahre-Sounds. Umso bemerkenswerter mit dem Wissen, dass die 4 Italiener zu ¾ erst 1985 geboren wurden... ***
THE BLACK ANGELS aus Austin / Texas legen mit ihrem dritten Longplayer „Phosphene Dream“ (Blue Horizon / ADA-Warner Music) ein cool-psychedelisches, bewusstseinserweiterndes, schweineorgelndes, ausufernd düster-schleppendes Opus mit indianischen Anleihen a la The Doors vor, dass vom Wolfmother-Producer Dave Sardy so richtig durch die Boxen gejagt wurde. Phänomenal! *****
In einer ähnlichen Umgebung gedieh das Schaffen vom Obsessed-Helden WINO Weinrich. Nun präsentiert die lebende Legende nach einem schönen Intro auf „Adrift“ (Exile On Mainstream Records) Blues-Rock mit einer Prise Americana. Die 70er sind latent stets involviert, und wer diese Musik als akustische Variante von Monster Magnet umreißt, sollte auch nicht ganz falsch liegen. ****
NIGHT HORSE zerrocken seit 2008 die LA-Szene, folglich kommen ihre „Perdition Hymns“ (Tee Pee / Cargo) als hardrockende Epen mit Old-School-Charakter daher. Soli und Gedudel, wie es die großen Helden anno 1973 vorgelebt hatten. Ein tolles Album im Andenken an eine große Tradition! ****
SONNY AND THE SUNSETS aus dem sonnigen Kalifornien gehen mit „Tomorrow Is Alright“ (Fat Possum / Soulfood) scheinbar zurück in die Fifties. Subjektiv betrachtet, plätschern ihre 10 Westküsten-Popsongs jedoch eher einfach so vor sich hin.... **
In Norwegen neigen sich die Zeichen des Sounds derzeit eher zu sphärischer Musik mit Akkordeon. MODDI Knutsen ist ein 23jähriger Multiinstrumentalist, der sich zudem noch mit einer abgenutzten Gitarre & einer russischen Mandoline beschäftigt(e). Im Ergebnis kommt mit „Rubbles“ (Propeller Recordings; VÖ: 15.10.) nun eine sentimental-getragene EP voller Wohlklang daher, die jedoch lediglich ein Vorbote für das im Frühjahr 2011 kommende Debut-Album „Floriography“ darstellen soll. Fein! ****
DIE HAPPY mit ihrer tschechischen Sängerin Marta Jandová präsentieren mit dem nunmehr siebten Studio-Werk diverse Änderungen im Umfeld, der Rock bleibt jedoch gleich. Pumpende Bässe, wilde Drums und temporeiche Gitarren-Sounds prägen die „Red Box“ (F.A.M.E. / Edel) des zu ¾ deutschen Quartetts aus Ulm. Neben diversen hymnischen Rockern darf sich Marta zur Neuinterpretation des Destiny´s Child-Klassikers „Survivor“ die Seele aus dem Leib singen.... ***
Wer sich nach der gelungenen Weltreise daheim umhört, findet mit LEILANAUTIK schönen Intelligenz-Pop aus Hamburg, der schnörkellos durch jeden hippiesken Kinderladen oszillieren kann. „Unser schöner Realismus (entspringt der Phantasie)“ (Rhinozorro Records / New Music Distribution) betitelten die Hanseaten einen Mix, der zwischen Rio Reiser und Police viele Genres bedenkt. ***
In Bremen sorgen derweil die fabulösen AVERY MILE mit ihrem selbstbetiteltem Debutalbum (Fuego / Rough Trade) für Furore. In den gitarrenwavigen 80ern wären sie Helden gewesen, anno 2010 gestaltet sich das Einheimsen von Ruhm mit schönen, stimmungsvollen Harmoniebögen a la Big Country, Immaculate Fools etc leider etwas schwieriger. Aber hey... hier geht was (auch wenn das wundervolle Cover scheinbar das Artwork der „Grundgedanken“ der Gruppe 3 covert...)! ***
THE ANTIKAROSHI, ein Trio aus Berlin/ Potsdam, versuchen auf „Per / Son / Alien (Exile On Mainstream Records) mit Textfragmenten in einer Verbindung mit Sound, Komposition & Arrangements in den Köpfen der Menschen Effekte zu entfachen, die allgemein durch die Ansicht von Kurzgeschichten in Comics entstehen können. Oder einfach: King Crimson, Fugazi, Genepool, gemixt mit 90(er) Alternativen! ****
Zum Abschluss verneigen wir uns diesmal vor einem wahren Meister des Musizierens: Er spielte mit den Stones, den Beatles, war Pächter vom Star-Club, und er ist DER Seemannsromantiker dieser Zeit schlechthin - ACHIM REICHEL bedankt sich „Solo mit Euch“ (Tangram / Indigo) auf einer Doppel-CD, die einerseits 15 Live-Klassiker enthält (12./22.11.09 – Kampnagel K6 / HH), andererseits in einem Mix aus Wort (Lebensgeschichte) & Musik, abwechselnd in 32 Episoden, viele Songs und Döntjes (sagt man das so?) anbietet. Interessant – ein Stück Hamburg auf CD! *****

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