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QUICKSILVER

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Hoppla, da bin ich doch im letzten Heft mal wieder einem selbsternannten Unverstandenen schwer auf die Zehen getreten. Der gute Mann war ob meiner zugegeben wenig schmeichelhaften Worte so erbost, dass er fürderhin von einer "Zusammenarbeit mit WESTZEIT" absehen möchte. Nun ja, die Zeiten werden tatsächlich härter. Oder auch "C'est la vie".
Wenn einer nun meint, solche Nachrichten würden uns milde stimmen oder dafür sorgen, daß wir nun Texte zu eher schwachen Platten zur Kaufempfehlung umschreiben, so irrt sich der. Weil mich aber auch das "super CD-muß man haben-Pflichtkauf"-Gelaber vieler KollegInnen schon lange nervt, starten wir jetzt mal eine kleine Sonderaktion: Schreibt mir (per Post oder E-Mail an die Redaktion - siehe Lottofon), weshalb euch auch Verrisse wichtig sind. Meinetwegen auch, wieso man Scheiße zu Bonbon machen soll, vielleicht überzeugt mich ja etwas davon. Die 5 Einsender, deren Meinung mir (! grins) am besten gefällt, bekommen eine CD meiner Wahl zugeschickt - und das wird kein Schrott sein.
Die längere Vorrede raubt den Platz für ausführlichere Worte zu (guter?) Musik, deshalb in aller Hast und Kürze:
Geboren wurde JULIEN JACOB in Benin, kam aber wenig später nach Frankreich. Seine neue CD "Sel"(Volvox/Cargo) kann und will dies nicht verbergen. Zu sehnsuchtsvollem afrikanischem (Phantasie) Gesang werden hier die Eindrücke französischer Chanson- wie Popkultur verarbeitet. Hochemotional, beinahe nackt liefert sich Jacob dem Hörer geradezu aus. Und auch die 3 Remixe auf der Bonus-CD ("spiced by Oscar Lef") wollen schmeicheln und nicht tanzen. 4
Zu "Maximo Brass"(Große Freiheit/Indigo) von einer covernden "Brazzband" namens TÄTÄRÄ würde ich gern Lobendes sagen, aber irgendwie überzeugen jenseits der zähen "Nirvana goes Bert Kaempfert"-Lustigkeit weder Arrangement noch Songauswahl (u.v.a. Cure, Beck und Soft Cell) vollends. Als kurzer Kontrast in der Indie(?)-Disco aber vielleicht doch brauchbar. 3
Wenn RICHARD WARREN nicht gerade wie Bob Dylan lamentiert, erreicht er mit seinen "Laments"(TV Rec./Broken Silence) (gelegentlich) meine Seele. Dass dieser düstere Gitarrenbarde aber der gleiche Mann wie Mute's Echoboy ist, kann ich trotzdem kaum glauben. 3
Da ist die Clan Of Xymox-Vergangenheit von PIETER NOOTEN plausibler. "Here Is Why"(Rocket Girl/Rough Trade) schwelgt in Cello-Sehnsucht und Synthieflächen, gefällige Frauenstimmen inklusive. 3
Auf ganz andere Weise bedient DAVID ORLOWSKI das Verlangen der Menschheit nach Entrückung. Auf "Jeremiah"(Sony Classical) vereint er Renaissance (Palestrina) und Neuzeit (Porat) durch seine Klarinettenfiguren, die die vielgelobten Vokalartisten von SINGER PUR umspielen. Wer da (evtl. wegen der 3 Gesualdo-Stücke?) anmerkt, dass schon vor 16 Jahren Gabarek mit dem Hilliard Ensemble Ähnliches vorlegte, ist ein Spielverderber. 4
Wesentlich leichter nehmen DIE 12 CELLISTEN DER BERLINER PHILHARMONIKER (was 'n cooler Bandname!) die Dinge. "Fleur de Paris"(EMI Classics) ist pure Matinée-Mucke für Wilmersdorfer Witwen: Chevalier und Piaf, Ravel und Satie, Debussy und Fauré im Schonwaschgang. 2
Wie sehr man auch in der Schweiz an der Welt leiden kann, zeigt uns (Achtung! Noch 'n cooler Bandname!) die SCHULE DER UNRUHE auf "La Bombe"(Traumton/Indigo). (Zu) ambitionierte, alle Probleme des Universums summierende Texte (Schweizer Psalm) zu so 'ner Art KammerJazz. Wenn man die Nerven dafür hat: 4, sonst 1 Kuller(n).
Auch eher anstrengend, weil botschaftsschwangerst das gleichnamige Album von HERAKLIT (NaxoProd/Urgence Disk), auf dem Texte des Namengebers (ganz konsequent auf Altgriechisch) zu konventionellem ProgRock vorgetragenen werden. 2
Da begeistert mich das Simple und die niederen Reflexe Ansprechende mehr: FIJI sind ein Schweizer Trio, das auf "Fijical"(Smartship Productions/Our Distribution) für alpine Verhältnisse geradezu ausgelassen die Freuden schlichten Tanzvergnügens (und anderer körperlicher Aktivitäten jenseits von Sport) feiert. ElektroDiscoSexTechnoPop. 3
Auch OLIVER KOLETZKI & FRAN lieben das Leben, die Liebe und einander. Etwas "Lovestoned"(Stil vor Talent/Rough Trade) wippen sie durch Disco, Lounge und Soul. House Of Love aus Berlin ganz ohne steife Knie. 4
Mit dem Dresdner STIAN SHIVER wird's wieder etwas melancholischer. "Hibernation"(NewEx Rec.) frönt klassischem Synthiepop, wie es ihn seit Jahrtausenden gibt. Und das ist - bei allem Respekt vor Handwerk und Talent - heute trotz Remix-Bonus-CD einfach zu wenig. 3
Eben noch zu wenig, nun schon zu viel Information: "Q&A"(Mush/Cargo) von (haha!) Q&A zelebriert einen hektischen ElektroPopOverkill. "Yes Sir, No Sir". Naja, Sir. 2
Da lieber richtig nach vorne wie TENSE. EBM ist nach 25 Jahren offenbar auch in Houston/TX angekommen, "Memory"(Desire/Broken Silence) knallt ordentlich, ohne auf feine Synthiebögen zu verzichten. Komplett aus der Zeit gefallen, aber OK. 3
TAYLOR DEUPREE hingegen vergeudet keine Zeit im Blick zurück, sondern erweitert auf "Shoals"(12k/A-Musik) die Möglichkeiten von Gamelan-Instrumenten jenseits der traditionellen (und auch bei Avantgardisten beliebten) Spielweise. Antippen, Streiche(l)n und dann loopen und pitchen: Es bleibt ein warmer Gesamteindruck, der jedoch stets einlädt - nie einlullt. 4
MARKUS STOCKHAUSEN verbreitet zufriedene Relaxion, das jüngste Projekt des Trompeters bringt einen indischen Flötisten, einen griechischen Perkussionisten und einen libanesischen Sänger zusammen. Dazu Klavier und Klarinette - ab geht die "Eternal Voyage"(Aktivraum/edel Kultur) über manchmal doch etwas ausgetretene Pfade. 3
Bewusst traditionell gibt sich HILDA BRONSTEIN, wenn sie "Yiddish Songs With Chutzpah!"(ARC Music) singt. Swingender Klezmer in kleiner Besetzung und ohne besondere Ausschläge nach oben oder unten. 3
Äh, das war's schon.

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