Vom Musik machen kann Jeff Caxide, seines Zeichens Bassist von Isis, gar nicht genug bekommen. 1994 war er Gründungsmitglied von Cable bevor er 1997 zusammen mit Aaron Harris und Aaron Turner Isis gründete. Doch kaum hat er deren sechstes Album „In The Absence Of Truth“ im Kasten, da plant er bereits mit John Lamacchia von Candiria ein neues Projekt. Der Mann ist einfach gerne auf Entdeckungsreise im Studio. Wenn da bloß nicht diese Touren wären…
„Kannst du dir vorstellen, dass die Beatles „A Day In The Life“ hätten schreiben können, wenn sie dabei LSD genommen hätten?“ Guter Einwand. Jeff Caxide, seines Zeichens Bassist von Isis, stellt die Dinge klar.„Natürlich höre ich das sehr oft. Doch solche komplexen Songs bekommst du nur hin, wenn dein Kopf völlig frei ist von Drogen.“
Man mag es ihm glauben. Denn Jeff ist laut Eigenaussage als Person eher einfach strukturiert.
„Unsere Songs sind komplexe Gebilde, viele Strukturen fließen da ineinander und am Ende steht ein Song wie eine Wand. Ich bin das genaue Gegenteil. Ein einfacher Mensch mit einer klaren Struktur und nachgiebig wie ein Ast im Wind. Frage meine Frau, wie leicht sie ihren Willen bei mir durchsetzen kann.“
Was für Jeff gilt, hat auch für die anderen Mitglieder von Isis seine Gültigkeit.
„Sie haben alle feste Freundinnen, keine Drogenprobleme und sind einfach nur Musiker aus Leidenschaft. Wer solche Tracks komponiert, der hat seine Drogen bereits seit seiner Geburt im Kopf.“
Exakt solche Tracks finden sich auch wieder auf “In The Absence Of Truth”, dem neuen Album von Isis. Komplexe Soundgebilde, die vor allem eines sind: schwer wie ein roter Burgunder. Es soll Menschen geben, die dafür Namen erfinden, für Jeff ist es simpler Rock.
„In Grunde ist es Rock´n´Roll. Ich kann mit allen anderen Begriffen nichts anfangen. Natürlich ist unser Sound heavy und manche nennen unsere Art, Lieder zu schreiben, kompliziert, aber ich sage, es kommt immer darauf an, wie man kompliziert definiert. Natürlich passiert in unseren Songs viel, auf „The Absence Of Truth” passiert sogar noch mehr als auf allen unseren vorherigen Alben, dennoch würde ich nicht sagen, dass dieses Album komplizierter klingt als seine Vorgänger. Es passiert einfach nur mehr, wir haben mehr Instrumente an den Start gebracht, sogar eine Flöte ist dieses Mal dabei, aber dennoch klingt es in meinen Ohren leichter als seine Vorgänger.“
Jeffs Aufgabe bei Isis besteht nicht nur darin, den Bass zu zupfen, er ist Teil eines Bandkollektivs, das alle Entscheidungen gemeinsam trifft. Unwillkürlich fühlt man sich an die Seattle Ära Anfang der Neunziger Jahre erinnert, als Bands wie Pearl Jam Mutterschiffe für Projekte wie Motherlovebone, Temple Of The Dog und Dutzende anderer Projekte darstellten. So spendet Isis Musiker für Bandprojekte wie Chosen Gospel Singers, Cast Iron Hike oder Red Sparowes, die wiederum Netze zu Made Out Of Babies, Pleasure Forever, Halifax Pier und anderen weben, dazu kommen Kollaborationen mit Mitgliedern von Tool, Neurosis, Candiria und unzählige anderen. Probleme hätte Jeff beim Erstellen eines Stammbaums der Szene mit der Benennung der Mutter allen Noisecores.
„Da könnte man einige Bands hinstellen, Godflesh wäre ein guter Anwärter aber genauso kommen die Swans, Neurosis oder Throbbing Gristle in Frage. Wir alle sind von diesen Bands beeinflusst.“
Die Befruchtung der Musiker in anderen Projekten hilft, den erschaffenen Sound so zu zelebrieren, dass er von Album zu Album wieder frisch aus der Konserve kommt. Deshalb hat Jeff nun auch ein neues Projekt mit John Lamacchia von Candiria und Greg Puciato von Dillinger Escape Plan am Start.
„Wir haben zusammen gejammt und was dabei heraus kam, war so herausfordernd für uns, dass wir beschlossen haben, das als Projekt ernsthafter zu betreiben. Ich bin sehr neugierig, was dabei herauskommt, definitiv wird es was ganz anderes sein, als das, was ich bei Isis mache. Wir haben in Spiral Cooper auch schon einen Namen gefunden.“
Jeff ist durch und durch Musiker, mit einem kleinen Problem: er ist nicht gern auf Tour.
„Wenn ich keine Musik mache, bin ich in erster Linie Ehemann und Stiefvater. Dann halte ich das Haus sauber und lese ein Buch. Das ist mein Leben neben meinem Job als Musiker. Ich bin gerne zuhause und ich bin gerne im Studio. Aber ich bin nicht gerne weit weg von zuhause, eine Tour ist für mich eine lästige Pflicht. Aber ich würde deshalb nie aus einer Band aussteigen. Also werde ich im Frühjahr wohl auch mit nach Deutschland kommen. Weil es sein muss…“
Aktuelles Album: In The Absence Of Truth (Ipecac / Soulfood)
Foto: Robis Laananen