„Unsere Plattenfirma machte Druck, dass wir eine Compilation zusammenstellen sollten“, sagt SFA-Sänger Gruff Rhys beim WESTZEIT-Interview über die letzten Herbst veröffentlichte Singles-Kollektion „Songbook - The Singles Volume 1“. „Allerdings haben wir keinen Schimmer, was unsere besten Songs sind, deshalb sind der Einfachheit halber all unsere Singles auf der Platte zu hören. Außerdem gab uns ‚Songbook’ die Chance, ein wenig relaxter an die nächste reguläre Platte heranzugehen.“
Und das kann man dem neuen Album „Lovekraft“ ohne Zweifel auch anhören. So lässig und entspannt haben wir die liebenswerten walisischen Weirdos wohl noch nie gehört. Der Sound ist etwas gedämpfter, aber natürlicher, die Herangehensweise an Songwriting und Arrangements lockerer geworden, dennoch scheint die neue Offenheit der Band letzten Endes für eine Fokussierung des SFA-Klangspektrums gesorgt zu haben. „Dieses Mal ging es uns darum, die Band einzufangen, wenn sie im Studio live zusammenspielt und wenn sich jeder der Musiker abwechselnd zum Mikro vorwagt, um einen Song zu singen“, erklärt Gruff. Da stellt sich die Frage, ob es schwieriger für den Frontman war, die gesangliche Verantwortung zu teilen, oder für den Rest der Band, ins Rampenlicht vorzurücken? „Naja, so grundlegend neu war die Situation für uns nicht. Schließlich gibt es in unserer Band keine klare Rollenverteilung, und den Harmoniegesang hinzubekommen, versuchen wir ja auch schon länger“, wehrt Keyboarder Cian Ciaran ab. „Wir haben uns ja auch nicht hingesetzt und beschlossen, dass wir jetzt alle anfangen müssen zu singen, das passierte alles ganz natürlich.“Aufgenommen wurde die Platte übrigens zu großen Teilen in Spanien, das Mixing fand gar in Rio de Janeiro statt. Die Band wollte nämlich unbedingt mit dem durch seine Arbeit mit den Beastie Boys einschlägig bekannten Produzenten Mario Caldato zusammenarbeiten, und der gebürtige Brasilianer war unter keinen Umständen zu einem längeren Ausflug ins kalte Wales zu bewegen. Ob es wohl auch sein Verdienst ist, dass auf „Lovekraft“ kaum mehr etwas an die überbordende Produktion von „Rings Around The World“ vor vier Jahren erinnert, als die Band womöglich zu viel wollte und ein Album fabrizierte, das etwas zu episch geraten ist? „Oder nicht episch genug“, grübelt Gruff. „In Amerika wurde die Platte als Doppelalbum mit sechs zusätzlichen Songs veröffentlicht, und erst so entfaltete sie ihre wahre Größe. Die europäische Version war ein Kompromiss, die etwas zu Unrecht als Werk mit epischen Ausmaßen angekündigt war, denn eigentlich schwebte uns so etwas wie das erste Frankie Goes To Hollywood-Album oder Princes ‚Sign O’ The Times’ vor – etwas völlig Überzogenes, Aufgedonnertes.“
Dass die Platte bei den Kritikern vergleichsweise schlecht wegkam, störte die Band allerdings nicht besonders. „Als wir unsere erste Platte ‚Fuzzy Logic’ veröffentlichten, klang sie nicht so, wie wir uns das gewünscht hätten, aber besser hatten wir es damals noch nicht drauf“, erinnert sich Gruff. „Deshalb fanden wir es geradezu lächerlich, wie gut die Reviews ausfielen. So war uns schon früh klar, dass einige Platten, die uns gar nicht gefielen, unglaublich gelobt werden würden und dass es aber auch anders herum würde laufen können.“ Wetten, dass „Lovekraft“ bei Band, Fans und Kritikern gleichermaßen gut ankommt?
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