Na klar, das erste, was uns allen in den Sinn kommt, wenn wir vom Frank Popp Ensemble sprechen, ist ohne Zweifel "Hip Teens" – ein Smash-Hit ohne Gleichen mit allem, was eine gute Single braucht. Das ist nun schon eine ganze Weil eher und trotzdem ist die Verbindung zu klar, als dass man sie vernachlässigen könnte. Das hierdurch auch eine Reduktion der restlichen Oeuvres des Frank Popp Ensembles geschieht, ist ein trauriges Randereignis, denn auch das Restprogramm vom letzten Album konnte voll überzeugen. Nun kommt Album Nummer zwei und alles ist wieder anders. Wieder? Ja, auch, wenn ein Mann seinen Weg geht – die Geschichte meint es nicht immer gut mit ihm. Trotzdem stehen die Sterne gut für das Frank Popp Ensemble. Das neue Album ist jedenfalls ein hervorragendes Rüstzeug.
Eigentlich ist es ja traumhaft gelaufen: "Hip Teens" war ein Monster-Hit, das Album "Ride On!" wurde zweimal – einmal beim Heimatlabel Unique und einmal beim Major Warner - veröffentlicht und zig Songs kamen zu der Ehre, einen Einsatz in gängigen Fernseh-Werbespots zu erlangen. So weit, so gut, aber die Kehrseite der Medaille? "Die Majors lassen die Indies gerne vorarbeiten und schauen sich an, welche Acts gut funkionieren. Wenn ein Thema dann weit kommt, lohnen sich in deren Augen auch weitgehendere Aktionen." Das neue Album ist nun auch schon fast eineinhalb Jahre alt, wie Frank berichtet. Warum gab es dann keinen zeitnahen Release, wo die Produktion doch bereits im Februar 2004 stattfand? "Das hat verschiedene Gründe. Unsere Sängerin Sam war schwanger und hat im Januar Nachwuchs bekommen, und dann kam noch ein weiterer Deal für eine weltweite Lizensierung des Debütalbums zustande. Das nervt natürlich schon, den alten Kram noch einmal wiederzukäuen, aber was will man machen." Weitermachen, natürlich. So entstanden auch viele neue Songs, die etwas anders als die des Debüts aufgebaut sind. Mitunter könnte man meinen, die inzwischen – auch wenn die Babypause zwischendurch anstand – der Live-Aspekt wäre auch im Songwriting mehr zum Tragen gekommen. "Es ist eher andersherum gelaufen. Ich musste Umstrukturierungen in der Band vornehmen, damit wir die neuen Songs live auch gebührend präsentieren können. So musste ein zweiter Gitarrist an Bord kommen und die Bläser sind etwas in den Hintergrund gerückt. Und auch auf Platte klingt es jetzt lebendiger. Natürlich machen wir jetzt keinen IndieRock, aber es ist eine Mischung aus Northern Soul und Garage Rock geworden." Wobei man auch hier Abstriche machen muss, denn so richtig dreckig ist das nicht – eher sehr soulig. "Ich kann Sam halt nicht vorschreiben, dass sie auf Kommando ausrasten soll, sie kommt da eher aus einer jazzigen Richtung - und da muss man die Musik sicherlich auch drauf abstimmen." Nichtsdestotrotz passt natürlich alles – ohne, dass sich die Band besonders limitieren musste. "Ich stehe total auf Soul aus den 60ern, es darf ruhig mal ein bisschen schnulzig sein. Ausserdem macht es sehr viel Spaß, mit Sam zu arbeiten." Und das ist auch ein Grund dafür, dass auf dem neuen Album "Touch And Go" eigentlich nur ein Instrumentalstück ist – und das steht auch noch am Ende des Tracklistings. "Viele von den alten Instrumentalnummern habe ich auch alleine gemacht. Schön, dass diese wie etwa "Hurry Up" dann auch durch Werbe-Einsätze erfolgreich waren, aber im Albumkontext habe ich diese Songs dann auch eher übersprungen, wenn ich mir die Platte angehört habe. Ich hatte sicherlich jetzt auch noch ein paar Ideen, aber das Album war ganz griffig so, wie es dann schon war." Und nun kommt die Überraschung: die erste Single "The World Is Waiting" ist schon ein bisschen anders, rhythmisch etwas hakeliger und gar mit einer Akustikgitarre eingeleitet – eine Bauchentscheidung gegen den "sure shot"? "Ich habe immer noch mit dem Erfolg von "Hip Teens" zu kämpfen. Gerade erhielt ich wieder eine Absage einer TV-Playlist, weil man nicht an den kommerziellen Erfolg des Songs glaubt und Frank Popp für ein One Hit Wonder hält. Es ist sehr schade, das eben alles an dieser einen Nummer festgemacht wird und das Album quasi gar keinen Stellenwert hat und kaum gehört wurde. Darum habe ich jetzt ein Stück als Single ausgewählt, das ein bisschen aus dem Rahmen fällt und das ich persönlich sehr mag. Hier kann niemand sagen: Aha, das ist ja wie "Hip Teens"! Gerade die Leute, die nur auf die eine Nummer abgefahren sind, werden vor den Kopf gestossen." Wobei die Nummer im Albumkontext auf jeden Fall hervorragend funktioniert. Hier stimmt der Groove, hier stimmt vor allem die Stimmung. Auch, wenn der Erfolg eben dieser einen Nummer ausbleibt, kann das Frank Popp Ensemble stolz auf die Gesamtleistung sein. Ihre Live-Auftritte und auch das neue Album werden noch so manchen Kritiker überraschen. Genau so natürlich auch viele Musikliebhaber. Denn – wenn man es so blumig sagen darf: Frank Popp ist kein Mann für eine Nacht, sondern ein heissblütiger Tanzlehrer für ein ganzes Leben.Aktuelles Album: Touch and Go (Unique)