Unzählige Bands frönen mittlerweile der harten Tonkunst. Doch nur ein paar Truppen schaffen es, sich von der Menge und den Vorbildern abzuheben. Ein Unikum namens Converge steht für eigensinnige, kompromisslose, musikalische Intensität und das schon seit 15 Jahren. Auch ihr neues Kraftwerk „No Heroes“ beweist einmal mehr, wie moderner, anspruchsvoller, aber untrendiger Hardcore klingen kann. Grund genug auch mal sich als Band ein bisschen zu feiern. Dürfte man meinen. Jake Bannon, Sänger, Texter und Artworker sieht es so:
„Feiern? Unser 15 jähriges Bandbestehen und die neue Scheibe? Das ist nicht unser Ding. Wir kümmern uns um unsere Musik. Denn darum geht’s. Wir wollen uns nicht selbst beweihräuchern und super toll finden, sondern uns kontinuierlich musikalisch weiterentwickeln.“Und diese Weiterentwicklung ist dem neuen Album anzumerken. Zudem eine verstärkte Fokussierung auf den Härtegrad. Möglicherweise eine Reaktion auf die zunehmend gehypten Bands, die Hardcore sein wollen? „Nein, nein. Die sind uns egal. Darauf reagieren wir nicht. Wir schreiben einfach unsere Songs. Es ist ein natürlicher Prozess. Wir lassen uns nicht groß von aktuellen Trends irritieren, sonder entwickeln Musik, die uns gefällt. Diesmal sind die Songs einfach brutaler ausgefallen. Warum auch immer. Wir legen so was ja nicht vorher fest. Es gibt Ideen, wir treffen uns und dann geht’s los. Musikalisch sind wir da auch nicht groß beeinflusst. Sicherlich bewegen uns ein paar geile Bands wie Mastodon, Angels Of Light oder Crowbar. Aber letztendlich sind wir wir.“
Demnach ist der Titel „No Heroes“ passend!
„Er hat verschiedene Bedeutungen. Für uns als Band steht er für die musikalische Hingabe. Wir sind nicht in einer Band, damit wir unsere Egos aufpumpen können, sondern um uns künstlerisch auszudrücken. Wir nehmen die Sache ernst und wenn man so will, manifestiert sich das in dem Albumtitel. In dem Song No Heroes geht es darum, dass jeder sein Leben in die eigenen Hände nehmen sollte. Sich nicht nur auf Dinge wie Religion, Familie und Freunde verlässt und sich sozusagen in Sicherheit wiegt. Sich selber kennen lernen, wissen, wie man tickt ist eine anstrengende und aufwendige Sache. Da hat man schon mal lieber jemand, der einem sagt, wie alles funktioniert. But there are no heroes out there to save the world, just hearts that are lying dormant.”
Woher nimmst du denn die Inspiration für die aktuellen Texte?
“Die Dinge und Erfahrungen, die ich in den letzten beiden Jahren erlebt habe.“
Die da wären?
„Verlust, Tod, Liebe, Familie und eine Art Kraftakt positiv zu leben in einer negativen Welt.“
Das klingt ganz schön dramatisch. Nähere Angaben wollte Herr Bannon leider nicht dazu machen. Schade. In wie weit lassen sich denn diese Themen in deinen Bildgestaltungen wieder finden?
„Wenn ich für die Band visuell arbeite, versuche ich die erwähnten Themen graphisch um zu setzten. So auch auf dem jetzigen Album. Musik, Text und Cover bzw. Bookletgestaltung ergeben für mich eine Einheit. Viel erklären möchte ich dazu nicht. Wer will, kann sich also die volle Packung Converge musikalisch, textlich und visuell geben und dann selbst entscheiden. Arbeite ich aber für andere Auftraggeber, gehe ich natürlich auf deren Wünsche und Vorstellungen ein. Das eine ist Job, das andere Passion. Da sollte man professionell handeln und klar trennen.“
Wie funktioniert das denn überhaupt zeitlich bei euch? Nicht nur du, sondern auch Kurt Ballou (Gitarrist und Soundschmied) dürfte durch seine mittlerweile äußerst gefragte Produzententätigkeit ja ziemlich eingespannt sein?
„Ja sicherlich. Wir sind mittlerweile zeitlich ziemlich limitiert. Außerdem ist Kurt’s Studio unser Proberaum. Da gibt es natürlich immer wieder Überschneidungen im Bereich eigene Probe und Fremdproduktion. Geht trotzdem! Und in Sachen Touren ist es bei uns so, dass wir nicht ständig unterwegs sein müssen. Wir merken, wann wir Musik machen und auf Tour gehen wollen. Bisher klappt das ganz gut.“
Also auch da gilt die Devise „No Heroes!“ Hoffen wir auch in Zukunft. Aber ernsthaft Sorgen machen, muss man sich um eine eigenwillige Band wie Converge nicht.
Aktuelles Album: No Heroes (Epitaph / SPV)
Foto: J. Bennett