Vor circa 2 Jahren waren die Glasgower Burschen von Franz Ferdinand glücklich, konnten sie Mädchen mit ihrer Musik zum Tanzen bringen. Mit der VÖ der Debut-CD kam (nicht nur) die Medienhysterie, nun plagt sich das Quartett gar mit Fragen über Kondome, Toiletten und Abba herum. Weird world?
„You Could Have It So Much Better“ ist der (programmatische) Titel des abermals poppigen, zweiten Franz Ferdinand-Albums. Aus vielerlei Gründen. Doch dazu später. Geniessen wir vorab die Zitate von FF-Gitarrist Nick McCarthy , der zum Zeitpunkt des Interviews mit seinen Kollegen Alex Kapranos (Vocals), Bob Hardy (Bass) und Paul Thomson (Drums) im Auto gen Seattle unterwegs war - schlechter (bis gar kein) Empfang auf dem Handy inklusive. Diese widrigen Umstände konnten McCarthy nicht erschüttern. Er lachte unentwegt. „Du glaubst nicht, wo wir uns gerade befinden. Wir sind mitten im absoluten Nichts in Amerika. Es ist hier wirklich gar nichts!“ Dieser Satz kam allerdings -Ausnahme- klar und deutlich über den großen Teich. Die neue CD wird höhere Wellen schlagen. Oder sich zu einer eigenen Welle entwickeln. Dennoch, in einigen ruhigen Passagen des Longplayers erwartet man subjektiv irgendwie den Harmonika-Mann. „Findest Du? Eigentlich sind die besagten Stellen von einem englischen Produzenten beeinflußt. Von jenem, der es mit „Telstar“ und den Tornados als erster britischer Producer schaffte, die No. 1 in Amerika zu erobern.“ Zu einem veritablen Hit könnte die aktuelle Single „Do You Want To“ ebenfalls werden. Ob sie dem Ziel durch das Verteilen von mit eben jenem Slogan bedruckten Kondomen näher kommen, ist allerdings fraglich. Und von der Band nicht instruiert. „Was? Deinem Promo-Album lag ein Kondom bei?“ McCarthy ist überrascht. „Wer hat dir das gegeben? Welch seltsame Aktion. Horror! Das hat nichts, aber auch gar nichts mit der Handlung des Songs gemein. Eine Schande. In dem Lied wird die wahre Geschichte eines Mädchens erzählt...“ Die kurze Unterbrechung der Telefonleitung konnte nicht von der Empörung des Musikers ablenken. Er bekräftigte seine Aussage: „Eine Schande! Der Text wird hiermit ins Gegenteil verkehrt. Er hat nichts zu tun mit einem Groupie. Weder direkt noch indirekt!“ Nick McCarthy ist aufgebracht.Da wirkt ein Wechsel vom Schlüpfrigen in eine andere niedere Thematik wunder. Der „Stern“ hatte „You Could Have It So Much Better“ wie folgt beschrieben (Zitat): „Auch Franz Ferdinands zweites Album ist wie ein kräftiger Tritt in den Hintern. Musik zum Zappeln und Stürmen. Reine Energie. Der Beweis, dass man gleichzeitig dreckig wie ein Bahnhofsklo und eingängig wie Abba klingen kann.“ „Ein bißchen klingen wie Abba? Lustig!“ McCarthy lacht abermals. „Unser Album beinhaltet viele verschiedene Aspekte. Aber ich glaube nicht, dass es wirklich wie eine Toilette auf einem Bahnhof ist! Es ist ein sehr gutes Album geworden. Ohne Zweifel. Ich möchte mit dieser Aussage jedoch keinesfalls das erste Album in meiner Wertschätzung herabstellen!“ Und irgendwo ist in der FF-Musik doch noch ein wenig Rebellion versteckt. „Das hoffe ich zumindest! Nimm´ Roxy Music, die Beatles. Letztendlich ist es alles Popmusik, aber eine, die rebellisch fightet. Man muß sich vor Augen führen, was man realisieren möchte. Was man tun möchte. Bist Du noch da? Wir haben immer noch ein kleines Problem mit dem Telefon...“
Was natürlich nicht schön, andererseits aber nicht wirklich schlimm ist. Unangenehmer waren da die tollen FF-Bässe beim letztjährigen Gastspiel auf dem `Hurricane-Festival´in Scheeßel. Nicht, dass die Bässe nicht gut geklungen hätten - aber die Fans von Bright Eyes fühlten sich durch sie gestört. Hatten Conor Oberst & Co auf der `2nd stage´ doch gerade zu sanftmütigen, getragen Klängen eingeladen, als die wummernden Töne von der Hauptbühne herüber schallten. „Davon wußten wir nichts“, beteuert McCarthy. Entschuldigung angenommen. Dennoch, sie, bzw wir alle, hätten es besser haben können. Mit Franz Ferdinand.Oder ohne. Ganz sicher. Aber das ist (noch) eine andere Geschichte.
AKTUELLES ALBUM: YOU COULD HAVE IT SO MUCH BETTER (DOMINO / ROUGH TRADE)
Weitere Infos: www.franzferdinand.co.uk