Josh Rouse ist ein Mensch, der mit sich im Reinen ist und seine Position im Leben gefunden zu haben scheint. Bei dem Versuch, interessante Details aus seinem Leben aus ihm herauszukitzeln, stellt sich heraus, daß es da gar nicht so vieles gibt. "Wie jeder Mensch habe ich mal mit dem Gedanken gespielt, einen Roman zu schreiben", meint er z.B. auf die Frage, was er denn außer Musik noch so macht, "aber ich denke: Wie bei den meisten anderen wird das nichts. Ich bin gerne zu Hause, arbeite an meinem Haus, in dem ich mit meiner Frau in Nashville wohne, und ich koche gerne. Das ist es im Grunde genommen."
Und das paßt auch irgendwie zur Musik seines neuen Albums "Under Cold Blue Stars", durch das sich die Themen der "unteren Mittelklasse" ziehen wie ein roter Faden. Und den gibt es in der Tat, denn die Songs über Musiker, die im richtigen Leben Zimmermänner sind (und davon gibt es viele), sind keineswegs autobiographisch, sondern: "Ich habe mir überlegt, wie ich das neue Album angehen sollte. Es sollte nicht wieder eine Sammlung von Songs werden, die sich angehäuft hatten. Die Stücke sind alle neu. Es ist eine Art Songzyklus geworden." Die Protagonisten sind dabei Leute aus dem amerikanischen. Also ganz normale Leute. Die große patriotische Geste eines Bruce Springsteen geht Rouse indes ab. Rouses Geschichten bleiben hinter dem Gartenzaun. Der Titel der CD, "Under Cold Blue Stars" hat weiter nichts zu bedeuten. "Es ist einfach ein gut klingender Titel. Es ist so schwer, den richtigen Titel für eine CD zu finden, da war ich froh, daß ich diese Zeile hatte." Meint Josh. Nun, Josh Rouse sieht sich sicherlich nicht als Poeten mit der großen Botschaft, sondern eher als Kommentator der kleinen Augenblicke. Auch das paßt zu ihm, denn musikalisch betreibt er ebenfalls eher Understatement. Auf der letzten CD, "Home", schielte er bereits in Richtung Soul - eine seiner großen Leidenschaften. Auf diesem Album hat er diesen Anspruch - soweit das sein Ambiente betrifft, das er auch nicht verlassen möchte - ziemlich perfekt umgesetzt. Das soll es dann aber auch gewesen sein. "Auf dem nächsten Album wird alles sehr viel simpler klingen", überlegt er, "was mir vorschwebt, ist eine folkige Vorgehensweise - akustische Gitarren und vielleicht ein zusätzliches Instrument." Mal sehen, wie das wird. Daß Josh in diese Richtung denken kann, demonstriert er hin und wieder auch durch entsprechende Live-Auftritte, bei der er sich dann z.B. von einem Multi-Intrumentalisten begleiten läßt. Hierbei fällt noch eines auf: Virtuosität ist nicht unbedingt sein Ding. "Nein, das interessiert mich überhaupt nicht", stimmt er zu, "ich bevorzuge einfache Strukturen, mittels derer ich dann Atmosphären erzeugen kann." Auch ein Grund, warum viele Josh Rouse-Songs weniger mit Melodien (die es allerdings auch gibt), sondern mit vielschichtigen Arrangements hausieren. Neben seinen eigenen CDs tummelt sich Josh Rouse z.Z. auf diversen Soundtracks (Vanilla Sky) und Samplern (Tribute To Ray Davies). Es gilt also, die Ohren auf zu halten!