Bilderbuch heißen Bilderbuch, weil sie vor ihrem Dasein als Rock-stars Bilderbücher vertonten, dann die Leiter in den Musikolymp geradezu hochgaloppierten und damit schließlich das hinlegten, was man wohl ohne große Übertreibung eine Bilderbuch-Karriere nennen kann. Können manche Dinge nicht geradezu wunderbar einfach sein? In ihrer Heimat Österreich sind Maurice & Co schon längst in aller Munde – nun rüstet sich das Quartett auch deutsche Bühnen zu entern.
Ihr Sound ist einzigartig: Schnittig, schräg-melodischer und absichlich verstörender Gitarrenrock, der die Sensoren auf Hinhören stellt und und die Aufmerksamkeit anschließend gefesselt hält.Wie seit Ihr auf den etwas irritierenden Titel „Pest im Piemont“ gekommen?
„Wir haben das Album bewusst konzeptionell angelegt. Gerade in dieser Lebensphase, in der wir uns privat gerade befinden, war es uns wichtig unsere Jugend zu reflektieren. Als gemeinsamer Nenner war schnell Italien als Pseudoparadies und Urlaubsort des österreichischen Otto-Normalverbrauchers ausgemacht. Man hat als Erwachsener einen ganz anderen Blick auf die eigene Jugend und kann damit besser umgehen; wir haben den Begriff "Pest" mit dem der Jugend als etwas Vergängliches, Krankhaftes und Prägendes in Zusammenhang gebracht.“
Manchmal werden im Zusammenhang mit Euch, Vergleiche mit Bands wie Tocotronic laut. Würdet Ihr dem zustimmen oder wer hat Euch massgeblich beeinflusst?
„Tocotronic spielen in unserer Geschichte eine eher untergeordnete Rolle. Bei allem Respekt, beeinflusst haben uns Andere. Wir haben unsere Einflüsse bewusst nicht aus moderner, deutschsprachiger Musik bezogen, sondern wollten aus anderen Genres verschiedene Zugänge gewinnen. Die Wandelfähigkeiten eines David Bowie oder die diffusen Gefühlswelten der Talking Heads haben uns eher in den Bann gezogen. Uns ist es auch sehr wichtig, mit diesem Album so wenig Vergleiche wie möglich zuzulassen. Wir wollten uns einfach auch selbst überraschen!“
Ich weiß, Kategorien oder Schubladen sind immer verpönt, wenn es um Musik geht, aber wie würdet Ihr Euren Sound beschreiben?
„Für uns persönlich lässt sich das schwer auf einen Punkt bringen, da unser Album progressiv ist, also eine Summe einzelner Teile. Uns ist die Aufregung und Freude über unseren eigenen Klang wichtiger als ein bestimmtes Genre zu bedienen. Wenn es aber unbedingt sein muss, schrecken wir vor der Bezeichnung "Rock-Oper" nicht zurück.“
Ihr seid für Eure sehr spielerischen, raffinierten Texte bekannt, in denen es um deutlich mehr geht, als nur auf Teufel komm raus zu reimen oder schön zu klingen. Habt Ihr dennoch jemals in Erwägung gezogen auch englische Songs zu schreiben, um international mehr Möglichkeiten zu haben?
„Wir denken, dass man durchaus auch mit deutschen Texten international Möglichkeiten haben kann. Man wächst mit der Größe der Aufgabe! Ob man wirklich in den Texten tief gehen kann, wenn sie nicht in der Muttersprache geschrieben werden? Sprache lernt man schließlich von Kindesbeinen an - man beherrscht sie, benutzt sie täglich. Uns erschließt sich ganz einfach nicht der Sinn, in einer anderen Sprache als der Muttersprache zu singen.“
Ihr seit in Österreich recht schnell bekannt geworden, während manch andere Band lange Zeit unbeachtet durch ein Jammertal kriechen muss. Was ist das Geheimnis Eures Erfolges, wer oder was hat Euch maßgeblich supportet?
„Die höchste Maxime von uns war immer, einfach weiter zu machen. Nicht zu viel nachdenken, einfach machen! Mit Sturheit und ein bisschen Glück hat das auch geklappt!“
Und zum guten Schluss, die Good or Bad Taste Frage: Die Musikfee hat einen guten Tag und gestattet Euch die berühmten drei Wünsche - Ihr könnt einen Song Eurer Wahl mit Eurem Alltime Hero performen und zwar wo immer Ihr wollt - welcher Song / Künstler / Location?
„Ein Stelldichein mit Adriano Celentano am Strande von Caorle wäre eines jeden Musikers größter Wunsch.
Tja, manche Antworten können einen auch im tausendsten Interview noch überraschen!
Aktuelles Album: Die Pest im Piemont (Schoenwetter / Broken Silence)