Frage: Was haben Jean Luc Godard, Ethan Hawke und The Stooges gemeinsam? Antwort: Julie Delpy. Nun ja - zumindest auf indirektem Wege: Godard gab Julie Delpy die erste größere Rolle, mit Hawke (der selber auch ein musizierender Schauspieler ist) spielte sie in ihrem größten Erfolg, Richard Linklater´s „Before Sunrise“ (von dem es demnächst eine Fortsetzung gibt) und The Stooges sind eine der Bands, die die Musikerin Julie Delpy als Einfluß nennt.
„Ich liebe alles mögliche – von Neil Young über Nick Drake und Jeff Buckley und Radiohead, Lou Reed, Glam-Rock, The Stooges, Tom Waits, Rickie Lee Jones – ganz verschiedene Sachen. Die Alben, die ich selber mag, sind immer auch ein Mix von Stilen“, sagt sie. Und das ist vielleicht auch der eigentliche Einfluß, der sich auf ihrem eigenen Debütalbum widerspiegelt. Hätte man von einer französischen Schauspielerin noch am ehesten ein verträumtes Balladenwerk erwartet, so schuf sie statt dessen zusammen mit ihrem Arrangeur Philippe Eidel einen handfesten Mix verschiedenster Stile – vom verspielten Elektronik-Song bis zur rockenden Alternative-Geschrammel. Die Songs schrieb sie indes alleine. „Ich liebe ein Album, bei dem ich mir immer verschiedene Sachen heraussuchen kann“, führt sie aus, „je nachdem wie ich mich fühle. Mein Ziel war es, selber ein solches Album zu machen, eines, das keine Hintergrundmusik ist, wenn Du weißt, was ich meine. Es sollte nicht immer wieder dasselbe Stück in Variationen sein. Ich liebe es, immer wieder verschiedene Songs zu machen.“ Warum befindet sich eigentlich nur ein Song in französisch auf der Scheibe? Hängt das auch mit der angestrebten Diversifikation zusammen? „Ich habe jetzt schon wieder genug Songs für ein neues Album geschrieben“, verrät Julie, „es wird hier dann auch wieder mehr Songs in französisch geben, weil ich jetzt wieder in Paris lebe. Als ich die anderen Songs schrieb, lebte ich in L.A. und die richteten sich alle an Leute aus meinem damaligen Umfeld. Ich möchte aber noch mehr ausprobieren, bevor ich das nächste Album aufnehme. Das, woran ich jetzt arbeite, klingt z.B. folkiger, aber mit seltsamen Melodien. Ich möchte mich auf jeden Fall weiterentwickeln.“ Zuvor wird es jedoch auch eine kleine Tour geben. Was wird uns denn da erwarten? „Es ist ja meine erste Tour – erwarte also nicht, daß es so reibungslos abläuft wie bei Madonna.“, erklärt Julie. „Es wird bestimmt nicht perfekt werden, sondern mit kleinen Fehlern. Ein Indie-Rock-Konzert eben und nicht eine große Produktion mit Lightshow und so ...“ Hilft es denn in diesem Zusammenhang, daß Julie in erster Linie Schauspielerin ist? „Ich wüßte nicht wie“, sagt sie überraschenderweise, „ich habe z.B. kaum Theatererfahrung, weil ich von Haus aus ziemlich schüchtern bin und unter Lampenfieber leide.“ Eine schüchterne Schauspielerin? Das hört sich ja nach Masochismus an. Ist denn da das Live-Spielen eine Art Therapie? „Ich trete ja nicht solo auf“, erläutert Julie, „und mit einer Band im Rücken ist das schon etwas anderes. Hier kann ich mich auf die anderen Verlassen. Trotzdem brauche ich immer zwei, drei Songs bis ich selbstbewußt genug bin, mich gehen zu lassen. Dann ist es aber das Größte, was es gibt ...“