Die immer wiederkehrenden Bezüge und Referenzen anderer Bands auf das New Yorker Trio drücken wohl nur zu einem kleinen Teil aus, was Unsane für die Szene wirklich bedeuteten und auch heute noch ausmachen. NoiseRock und Blut. Die Inhalte waren klar abgesteckt und reizvoll. Nun erschien mit „Lambhouse“ eine Retrospektive des bisherigen Schaffens und nun geht es auf eine ausgedehnte Europatour mit den darüber überglücklichen Harmful. Zusammen mit Drummer Vinnie Signorelli ließ Westzeit die Bandgeschichte Revue passieren.
„Oh, you motherf..ker!“, entfährt es Vinnie direkt mit einem lauten Lachen, als hätte er geahnt und nicht gehofft, was hier auf ihn zukommt, als ich ihn danach frage, was denn Unsane für ihn ist. „Es gab nie einen spezifischen Grund für unser Zusammentreffen, ich denke, unsere Musik und die Plattencover sagen viel über uns aus. Wir teilten die gleichen tiefen Gefühle, die schwer zu beschreiben sind.“ Und offensichtlich ist die Magie noch oder wieder die gleiche, denn nach der anstehenden „Reunion“-Tour ist extensives Songwriting für ein neues Album geplant. Im Jahre 2000 war noch alles anders, als sich die Band offiziell auflöste. „Wir waren müde. Alles stagnierte ein wenig, die Proben wurden langweiliger, wir hatten so viel getourt und aufgenommen, es musste einfach mal etwas anderes geschehen.“ Trotzdem war der Schritt zur Reunion nicht allzu groß. „Alle Beteiligten hingen nach wie vor an dieser Sache. Eigentlich war es nur eine Frage der Zeit, wann wir uns wieder treffen würden, um Unsane wieder aufzufrischen.“ So waren die drei auch in der Zwischenzeit nicht untätig, es entstanden Bands und Projekte wie Chris Spencer‘s Baby namens Cutthroats 9, Dave Curran‘s Projekt JJ Paradise Players Club, Vinnie war viel mit Foetus unterwegs, und all diese Aktivitäten werden auch nach wie vor weiter verfolgt. Doch zurück zu Unsane, deren Karriere, wenn auch vorwiegend im Underground, einiges zu bieten hatte. So auch einen kurzen Auftritt im Mainstream. „Was mit unserem Song „Scrape“ damals passierte, war schon verrückt. Wir bekamen Airplay und das dazugehörige Video, das höchstens 250$ gekostet hat, wurde bei den Musiksendern wirklich gespielt und brachte uns etwas mehr Aufmerksamkeit ein. Das machte uns nicht groß, war aber in gewissem Sinne sehr befriedigend.“ Zumal der Clip nicht nur musikalisch sondern auch visuell extrem war, zeigte er doch lediglich eine Aneinanderreihung von zum Teil sehr heftigen Stürzen diverser Skateboarder. Der Schmerz erfuhr so eine Verbildlichung, die wohl mehr aus Sensationsgier Beachtung fand. So werden auch seit eh und je die Coverartworks äußerst brutal als Plattform genutzt. Die Faszination für Massen von Blut und die bildliche Darstellung eher unschöner Begebenheiten werden dem Kraftausdruck gerecht und transportieren die gleiche Energie, die auch die Musik beheimatet. „Unsere Artworks zeigen immer etwas, bei dem der Betrachter an den vorigen Schritt, der zu diesem Bild führt, denken muss. Und dieser ist meistens ziemlich grausam auszumalen, weil die Darstellung schon extrem und unmissverständlich ist.“ So bleibt auch Vinnie lieber bescheiden und nahe an der Realität. Die „Lambhouse“-Compilation ist ihm zufolge nämlich weniger Geldmacherei oder Fanhascherei, sondern ein fundierter Abriss der Bandgeschichte. Sie zeigt, worum es bei dieser Band wirklich ging und wie das in den verschiedenen Phasen umgesetzt wurde. Die aktuelle Umsetzung gibt es bald im Club Ihrer Wahl...Aktuelles Album: Lambhouse (Relapse/SPV)