Stets schieden sich die Geister, was für eine Art Band Killing Joke denn nun waren. Für die einen war es Metal, andere nannten es progressiver Rock, für die dritten war es wiederum einfach nur Kunst. Nach sieben langen Jahren des drohenden Vergessens schlagen sie mit ihrem selbstbetitelten Album zurück. Ein Paukenschlag für Kritiker und Fans, eine Mannschaft, die neben den Originalmitgliedern Jaz Coleman, Raven, Youth und Geordie noch Stargast Dave Grohl beheimatet. Zeit, das Geheimnis ewiger Jugend zu lüften.
Der Unterschied zwischen den Aufnahmen des neuen Albums im Gegensatz zu bespielsweise ihrem Debut ist unglaublich groß, wie Gitarrist Geordie nach zwei schlaflosen Nächten berichtet. „Die interessanteste Erfahrung, die wir nun gemacht haben, ist, dass wir den neuen Stuff per Computer aufgenommen haben. Das hat uns ungeahnte Möglichkeiten eröffnet, besonders im Bezug auf den Gesang. Jaz hat alles lediglich drei mal eingesungen und wir haben mit unserem Produzenten nur ein paar Stunden gebraucht, um die perfekten Stückchen aus allen Takes zusammenzufügen. Ausserdem war es das erste Mal, dass ich alleine im Studio gearbeitet habe und mir sehr viel Zeit nehmen konnte. Es gibt viel für und wider der Arbeit mit Computern in Studios, aber im Endeffekt erscheint das Ergebnis ja eh auf einer CD und ist digital - so why fuck around?“ Bei allen modernen Aspekten ist eins geblieben - immer noch klingen Killing Joke so mysteriös wie eh und je. Bekommen so auch jüngere Hörer einen wahren Eindruck der Bedeutung dieses Klangs? „Ich denke schon. Es war schön, auf unseren letzten Konzerten auch viel junges Publikum zu sehen, auch wenn ihre älteren Brüder sie nur mitgeschleppt haben, weil sie nicht alleine hingehen wollten.“ Eine Frage, der sich auch Geordie nicht entziehen kann, ist die nach der Zusammenarbeit mit Drum-Guru Dave Grohl. „Unser Basser Paul Raven war in L.A. und hat Dave auf einer Party getroffen. Beide waren ziemlich betrunken und haben herumgealbert, bis Dave plötzlich sagte: Hey, ich will auch mal auf einem Killing Joke-Album spielen! Und das war vor knapp zwei Jahren. Als es dann heiss wurde, kamen wir darauf zurück und es hat glücklicherweise geklappt. Ob er aber mit uns touren kann, steht in den Sternen.“ Wahrscheinlich steht dafür Ted Parsons, der schon mit Foetus, Godflesh und Bill Laswell gearbeitet hat, in den Startlöchern.Das Album lebt eindeutig auch erneut von der verbildlichten Textgewalt aus der Feder von Jaz Coleman. „Ich beurteile Jaz‘ Gesang immer vom emotionalen Inhalt her. Wenn sich das stark anfühlt, höre ich auch gerne auf den Text. Solange sich das, was er singt, ehrlich anhört und er es aufrichtig vermittelt, kann er von mir aus alles singen, was ihm in den Sinn kommt.“ Den Gitarrensound wählte Geordie bewusst sehr heavy. „Ich denke, dass das neue Album unserem Debut ähnlicher ist als alle Platten, die wir dazwischen aufgenommen haben. Auch in der Art, wie wir spielen. Diese ganzen Stakkato-Riffs haben wir eine ganze Zeit lang aussen vor gelassen.“ Warum hält man auch nach Jahren mit Höhen und Tiefen an einer solch polarisierenden Band fest? „Ehrlich gesagt, Killing Joke ist meine Kirche. Ich arbeite daran, um mich gesund zu halten. Ich stehe auf der Bühne und tue es und bin glücklich genug, das die Leute dafür bezahlen, mich zu sehen. Die Bühne ist meine Plattform, eine echte Gnade. Wir sind die beste Band der Welt. Ich habe nun eine Menge Bands live gesehen, aber keine hat mir je den Rest gegeben. Wenn das passiert, höre ich auf. Nicht früher. Bis jetzt muss ich das immer noch selbst mit meiner eigenen Band erledigen.“Aktuelles Album: Killing Joke (Zuma/Sony)
Weitere Infos: www.killingjoke.com Foto: Sony