Wenn man heute an die schottische Musikszene denkt, fallen einem zuerst Namen wie Bell & Sebastian, Mogwai oder The Delgados ein. Doch auch die erste Generation ist immer noch aktiv. Der frühere Kopf der Kultband The Vaselines, Eugene Kelly, veröffentlicht dieser Tage eine wunderschöne EP namens „Older Faster“, und auch The Pastels, die es inzwischen über zwanzig Jahre gibt, melden sich nun endlich mit dem atmosphärisch dichten Soundtrack „The Last Great Wilderness“ zurück. Die Band aus Glasgow war allerdings in der langen Veröffentlichungspause alles andere als untätig. The Pastels gründeten das Label Geographic und veröffentlichten Platten von so unterschiedlichen Acts wie Maher Shalal Hash Baz aus Japan, Teenage Fanclub, Movietone oder dem Bill Wells Trio und hat mit dem Homerecording-Meisterwerk von Directorsound ein weiteres Juwel in der Hand, das noch im August veröffentlicht wird.
Auch wenn mit „Illumination“ das letzte reguläre Pastels-Albums bereits 1997 erschien, ist die „The Last Great Wilderness“-Filmmusik keinesfalls das letzte Aufbäumen vor dem Ende der Band. Als Perfektionisten fällt es Stephen McRobbie und Co. lediglich schwer, ihre Songs abzuschließen. Da im Herbst allerdings zumindest in Großbritannien eine Reihe Konzerte geplant sind, hofft die Band, das nächste Album bis dahin endlich fertig zu haben. Dass Stephen und Co. der Soundtrack so flüssig von der Hand ging, verdanken sie nicht zuletzt auch ihrem Produzenten. Kein Geringerer als der Großmeister der Chicagoer Szene, John McEntire, arbeitete nämlich mit den Pastels bei den Aufnahmen eng zusammen. „Der Mann ist einfach unglaublich. Er arbeitet unfassbar schnell. Den Hauptteil der Aufnahmen haben wir zusammen mit John innerhalb von nur sechs Tagen gemacht. Er ist so unglaublich kreativ und hat auch viele eigene Ideen eingebracht und oft Keyboards gespielt.“ Neben McEntire taucht auch Pulp-Sänger Jarvis Cocker als Gastsänger auf dem Soundtrack auf. So ungewöhnlich, wie es für manche vielleicht auf den ersten Blick scheint, ist die Zusammenarbeit allerdings gar nicht. Vor fast zwei Jahrzehnten teilten sich Pulp und The Pastels einen Tourmanager und blieben seitdem ständig in Kontakt.“The LastGreat Wilderness“ ist zwar „nur“ der Soundtrack des Debütfilms des schottischen Regie-Shooting-Stars David MacKenzie und größtenteils instrumental, trotzdem sind die zehn Songs und Fragmente unverkennbar Pastels-Musik. „Ich habe David 1999 kennen gelernt, als ich für ein To-Rococo-Rot-Konzert nach Edinburgh gefahren bin“, erinnert sich Stephen. „Er erzählte, dass er einige Filme in der Mache habe und interessiert sei, unsere Musik dafür zu verwenden. Durch die Zusammenarbeit sind wir Freunde geworden, nicht zuletzt, weil er uns sehr viel Freiraum eingeräumt hat. Das Ganze war eine schöne Herausforderung und hat uns gelehrt, auf verschiedene Art und Weise zu spielen, und ich denke, das wird auch unsere zukünftige Musik beeinflussen.“ Will meinen: Es ist nie zu spät, die Pastels zu entdecken!
Weitere Infos: www.geographicmusic.com Foto: Domino / Zomba