Achtung! Melodie! Krach? Old-School-New-Style? In welchem Kontext stehen bärtige Frauen zu Serafin? Was verbindet das Quartett mit der aktuellen Gitarren-Acts? Die Westzeit eruierte nach dem Genuß der hervorragenden Debut-CD „No Push Collide“.
„You had to be a bit of a freak like us - we could have easier played sideshows. People with three heads, bearded ladies - they would have understood.“ Dieses Statement druckte das englische Magazin `Rock Sound´ im September 2002. Ben Fox-Smith soll es über seine Ex-Band Stony Sleep gesagt haben. Eine Formation, die -nicht nur wegen massiver Drogenprobleme- in einer Sackgasse gelandet war, ihren Big Cat-Record-deal verlor, deren Bassist Lee Citron bei einem Verkehrsunfall verstarb. All das ist Geschichte. Fox-Smith, ein Schulfreund von Placebo´s Brian Molko, bearbeit nunmehr die Vocals, Gitarren in der in London ansässigen Formation Serafin. „3-Köpfige Monster? Bärtige Frauen? Was hat das mit Serafin zu tun?“ Der Musiker erinnert die Zitate nicht sofort. „Ach ja. Stimmt. Klingt doch gut, oder? Noch besser wären allerdings vier Köpfe!“ Die benötigt man beispielsweise, um das Flaming Lips-Epos „Zaireeka“ zeitgleich auf vier Disc-Player zu verteilen, bzw zu starten. „Das Werk war bestimmt kein Millionenseller,“ lacht BF-S. Ein Verkaufserfolg wird hoffentlich das brandneue Debut-Album von Serafin, „No Push Collide“. Dessen Opener „Stephen´s In The Sky“ erinnert in der Namensgebung an den psychedelischen Beatles-Hit „Lucy In Th Sky...“. „Nein, damit hat der Song primär nichts zu tun. Er ist vielmehr meinem vor längerer Zeit verstorbenem Bruder gewidmet.“ Der abschließende Titel ist „Who Could I Be“ betitelt. „Ich wäre gerne Tom Waits. Nicht nur wegen seiner Musik, sondern weil er als gesamte Person genial ist.“ Drummer Ronny Growler mischt sich ein. „Ich wäre lieber Nick Cave!“ Als Teil der Rhythm-Sektion sollten ihm prägnante Bassläufe wie auf „Day By Day“ sehr gefallen. „Jene auf `No Happy´mag ich noch mehr, sie entsprechen genau meinen Vorlieben!“ Die mehrmalige Frage, ob der nicht anwesende Ben Ellis ein Bruce Lee-Fan ist (Bassist Ellis; wie Growler Neuseeländer; trägt auf einer vielzahl der veröffentlichten Fotos ein T-Shirt mit dem Aufdruck des 70er Eastern-Helden), bleibt unbeantwortet. „Ben mag JJ Burnell von den Stranglers, dieser ist sehr gut...“. Fox-Smith, wie Serafin´s schottischer Gitarrist Darryn Harkness Veganer, übernimmt abermals das Wort. „Es ist schon merkwürdig, als Veganer ein Album in den `Steak House Studios´einzuspielen. Aber wir hatten darüber keine Kontrolle, wollten das Studio in `The Tofu Studios´umbenennen.“ Produziert wurde in Los Angeles von Dave Sardy, bekannt durch Arbeiten für Marylin Manson, RHCP, Dandy Warhols. „Dave kann sich sehr gut auf die zu betreuenden Künstler einstellen. Bei Serafin steht die Musik im Vordergrund. Wir sind eine Rock´n´Roll-Band, er unterstützte uns diesbezüglich.“ Fox-Smith mag die Gitarristen Thurston Moore (Sonic Youth) und Kurt Cobain (Nirvana), was seiner Musik latent anzumerken ist. Als Konsument schätzt er den Black Rebel Motorcycle Club. Mit Serafin supportete er u.a. JJ 72, Muse. Letztere haben mit Taste das gleiche Management. „In Deutschland veröffentlichen wir auf Columbia, in anderen Staaten haben wir teilweise andere Partner. Das ist von Taste speziell so ausgearbeitet worden, garantiert uns überall unsere künstlerische Freiheit.“ Die aktuelle Single „Things Fall Apart“ enthält (zumindest in der englischen 4-track-version) eine Coverversion von „Andy Warhol“. „Meine Freundin hörte sehr oft David Bowie´s `Hunky Dory´. So war das irgendwie eine logische Konsequenz.“ Diese Freundin sei jedoch keinesfalls Victoria Durham, einer Mitarbeiterin des `Rock Sound´-Magazins (s.o.), die Auffällig viele Serafin-CD-, Live-, Interview-Texte für besagtes Magazin verfasste. „Wer? Nein, ich kenne sie nicht persönlich!“ Na dann...Serafin´s Musik ist (subjektiv) einfach gut - so werden garantiert weitere JournalistINNen freiwillig euforische Artikel verfassen.Weitere Infos: www.serafin.co.uk Foto: Sony