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THE DUKE SPIRIT

Gekommen um zu bleiben

THE DUKE SPIRIT

Liela Moss sitzt im Hamburger Büro ihrer Plattenfirma und verbreitet gute Laune – unter der Belegschaft des Labels ebenso wie unter den Journalisten, mit denen die ungemein charmante, weil angenehm natürliche Sängerin von The Duke Spirit an diesem Tag plaudert. Grund der Freude ist „Neptune“, das zweite Album des britischen Quintetts. Nach dem allenthalben hochgelobten Debüt „Cuts Across The Land“ vor drei Jahren legt die Band, die - wie The Kills - ihre Musik nicht nur mit viel Intuition und großer Ernsthaftigkeit spielt, sondern wirklich lebt, nun ein wirklich packendes Album nach.

Für „Neptune“ nahmen die fünf Musiker die „europäische Inspiration“ der in Wales entstandenen Demoaufnahmen, um sie in der glühenden Hitze der Wüste von Joshua Tree im Südosten Kaliforniens mit Großmeister Chris Goss auf dem Produzentenstuhl zu veredeln. Dort wurde die bisweilen klaustrophobische Enge des Erstlings beiseitegefegt. Songs und Arrangements haben jetzt viel mehr Platz zum Atmen. Überhaupt ist die neue Platte abwechslungsreicher und bietet nicht nur beim Tempo mehr Facetten, wenngleich auch weiterhin die Liebe der Musiker zu knarzendem 60s Rhythm N Blues, erdigem Stax Soul und ungestümem Punk genauso durchscheint wie ein Faible für The Velvet Underground und deren Epigonen.

„Wearing your influences on your sleeve“ nennt man im Englischen ein derart offenes Bekenntnis zu seinen Vorbildern, und mit dem „Neptune“-Albumcover nehmen The Duke Spirit diesen Ausspruch sozusagen wörtlich. Auf dem Cover sind die fünf Musiker unter anderem mit Büchern, Postern und Plattenhüllen ihrer Idole abgebildet. „Zuerst haben wir Fotos auf dem Dach eines Hauses gemacht, mit dem Himmel im Hintergrund, aber das war’s nicht so richtig“, erzählt Liela über die Entstehung. „Danach haben wir dann in Tobys Haus vor einem schwarzen Vorhang für Portraits posiert, aber irgendwie fühlte sich das seltsam an. Deshalb kamen wir auf die Idee, irgendetwas in die Hand zu nehmen. Also wühlten wir uns zunächst durch Tobys Plattensammlung. Da ich in der Nachbarschaft wohne, bin ich kurz nach Hause und hab mir schnell ein paar Sachen gegriffen, und Olly hatte ein Geschichtsbuch in der Tasche, das er gerade las… Das war keine große Sache, denn eigentlich waren ja die Fotos vom Dach für das Cover bestimmt. Es ging einfach nur darum, ein paar Dinge hochzuhalten, die uns etwas bedeuteten.“

Auch hier behielt die Intuition also die Oberhand. Doch nicht nur in puncto Covergestaltung stehen The Duke Spirit zu ihren Einflüssen. Mit The Jesus And Mary Chain sang Liela letztes Jahr beim Meltdown-Festival in London „Just Like Honey“, doch das eigentliche Highlight des Abends war für die Duke-Spirit-Frontfrau eine Begegnung mit der Supportband.

„Norman Blake und Gerard Love von Teenage Fanclub spielten mit The Pastels im Vorprogramm“, erzählt sie, seit Langem eine glühende Verehrerin des „Bandwagonesque“-Albums der Schotten, über das Zusammentreffen mit ihren musikalischen Helden in der Garderobe. „Zum Glück hatten sie mich zuvor auf der Bühne gesehen und wussten, dass ich nicht irgendein Freak war, der einfach hinter die Bühne gestürmt war! Ich kam mit Gerry ins Gespräch und gab ihm unser Album, für solche Fälle habe ich nämlich immer eins in der Tasche! Zwei Wochen später schrieb er mir in einer E-Mail, dass er das Album großartig fände. Ich bedankte mich und fragte bei der Gelegenheit, ob er sich ein Duett mit mir vorstellen könnte, auch wenn wir ihm außer dem Zugticket und einem Abendessen nichts dafür würden bieten können, aber er sagte zu! Weil der Song nur eine B-Seite werden sollte, nahmen wir ihn bei mir in der Küche auf. Ich konnte es kaum fassen: Das war wirklich Gerry Love in MEINEM HAUS! Das hätte mir mal jemand vorhersagen sollen, als ich 14 war!“

Als Teenager hatte Liela nämlich eines Abends vor dem Fernseher beschlossen, selbst Musikerin zu werden.

„Ich erinnere mich daran, dass ich im Fernsehen eine Sendung sah, in der Sugarcubes, frühe Nirvana und Teenage Fanclub liefen, und ich liebte sie alle! Das war auf jeden Fall ein Wendepunkt. Außerdem… ich bin ohne meinen Vater aufgewachsen, aber ich habe ihn in den Ferien besucht. Wenn wir dann in den Pub gegangen sind, habe ich mich natürlich gelangweilt, also gab mir mein Dad Geld, um die Jukebox zu füttern. Das war seine Art, mich ruhigzustellen! Dort hörte ich dann die Yardbirds und die Stones zum ersten Mal. Ich war hin und weg! Ich war damals zwölf.“

Was wohl passiert wäre, wenn Lielas Daddy das Kleingeld ausgegangen wäre? Besser gar nicht darüber nachdenken und sich über „Neptune“ freuen!

Aktuelles Album: Neptune (PIAS/Rough Trade) VÖ 11.04.



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