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MARIA BASEL

„Ich brauche die Musik zum Leben“

MARIA BASEL

Vielseitiger, bunter, organischer: Auf ihrem just erschienenen LP-Erstling ´Bloom´ glänzt Sängerin, Pianistin, Songwriterin und Produzentin Maria Basel mit einem spürbar analogeren, wunderbar facettenreichen Sound als noch auf ihrer ganz allein eingespielten Debüt-EP ´Layers´, wenn sie mit leichter Hand Jazz, Elektronik, Klassik, R&B und Pop streift, sich am Ende aber gekonnt simplen Kategorisierungen entzieht und so genau den Wunsch nach Veränderung und Wachstum auch klanglich verkörpert, der thematisch für einen roten Faden auf dem Album sorgt. Auch live findet das seine Fortsetzung: Im Dezember ist Maria gemeinsam mit Stefan Honig und Jonas David unterwegs, um den kollaborativen Geist der legendären „Tour Of Tours“ zu neuem Leben zu erwecken.

Fragt man Maria Basel, welchen Stellenwert die Musik in ihrem Leben hat, muss die ursprünglich aus der Ukraine stammende, seit vielen Jahren aber in Wuppertal heimische Musikerin nicht lange überlegen.

„Die Musik ist in meinem Leben, seit ich denken kann, immer schon dagewesen“, sagt sie, als wir sie Mitte Oktober in einem Café in ihrer Heimatstadt zum Gespräch treffen. „Deshalb hat sie einen sehr, sehr hohen Stellenwert für mich. Ich habe ganz lange klassisches Klavier gespielt und auch bei Wettbewerben mitgemacht, und deshalb ist die Musik einfach ein sehr großer Teil von mir. Ich brauche sie zum Leben – egal, wie kitschig das klingt! Die Musik ist das, was mich glücklich macht, und das auf eine Art und Weise, wie nichts anderes es kann.“

Maria stammt aus einer Familie klassisch ausgebildeter Musikerinnen und Musiker. Ihre Mutter ist Pianistin, ihr Vater Cellist, und auch ihr Großvater war Cellist, bevor er im Alter die Komposition für sich entdeckt und Orchestermusik geschrieben hat.

„Es gibt da also eine Basis, ein Nest, in das ich reingelegt wurde“, sagt sie selbst, trotzdem hat die selbsterklärte Perfektionistin Zeit gebraucht, um sich als Solokünstlerin herauszutrauen. Mit 30 veröffentlichte sie vor inzwischen fast drei Jahren mitten in der Pandemie ihre erste eigene EP, doch bereut hat sie es nie, so lange mit diesem Schritt gewartet zu haben. „Ich glaube, dass ich alles, was vor meiner ersten Veröffentlichung gemacht habe, nötig und richtig war für meinen Weg“, ist sie überzeugt. „Ich habe gelernt und mich weiterentwickelt, ich habe mich ausprobiert und neue Menschen getroffen. Ich weiß jetzt besser, was ich will und mein Geschmack, mein Stil sind gefestigter, als wenn ich mit 19 oder so zum ersten Mal etwas veröffentlicht hätte und in die Industrie eingestiegen wäre. Ich bin einfach erwachsener. Deshalb ist es schon gut und richtig, wie alles gelaufen ist."

Das unterstreicht auch ´Bloom´. Ohne auf Beats, Loops und Samples zu verzichten, setzt Maria für die fantasievoll ausstaffierten Songs der LP nun immer öfter auf den warmen Sound eines analogen Instrumentariums und – im Kontrast zum solistischen Ansatz bei ihrer ersten EP – auf die Freude an der Zusammenarbeit mit anderen Musikerinnen und Musikern, wenngleich ihr Klavierspiel und ihr seelenvoller Gesang unverändert im Fokus stehen.

„Ich wollte das Album nicht mehr allein machen und mich öffnen“, sagt sie über den wohl wichtigsten Unterschied zwischen ´Layers´ und ´Bloom´. „Der Songwriting-Prozess ist weiter bei mir geblieben, weil ich gut damit klarkomme, allein zu schreiben, aber bei der Produktion habe ich gemerkt, dass meine technischen und kompositorischen Fähigkeiten irgendwann an ihre Grenze kommen. Man kommt nicht weiter, hat aber Visionen, und die wollte ich umsetzen. Deshalb war von Anfang an der Wunsch da, das Album mit jemand anders zusammen zu produzieren und mit weiteren Leuten einzuspielen."

Sie lacht. „Das macht auch einfach viel mehr Spaß!“

Zur Seite standen ihr bei den Aufnahmen ihr alter Wuppertaler Weggefährte Jonas David als Co-Produzent und Multiinstrumentalist, Charlotte Jeschke, die Maria schon länger auf der Bühne begleitet, sorgt mit dem Cello für gefühlvolle Farbtupfer und Milo Isgró steuerte das Schlagzeug bei. Tatsächlich hatte die stärker kooperative Arbeit genau den Effekt, den sich Maria davon im Vorhinein erhofft hatte.

„Das Schöne war, dass ich mich dadurch weiterentwickelt habe und mich mehr getraut habe, Dinge zu tun, die ich allein nicht gemacht hätte, wenn Jonas mich nicht aus meiner Komfortzone herausgekickt hätte“, verrät sie. „Ich finde es wichtig, auch mal ins Ungewisse oder ins Unangenehme zu gehen, und das habe ich beim Album ganz oft gemacht. Das war eine Erfahrung, die mich positiv überrascht hat und an der ich gewachsen bin, weil ich etwas Neues gelernt habe – und genau darum geht’s!"

Dieser Prozess findet auch in Marias Texten seine Entsprechung, in denen es viel um Neuanfänge, um Loslassen und das Abwerfen von Ballast geht, aber auch den Mut, Schwächen zuzulassen. Doch welche Rolle spielt das Songwriting bei ihrem eigenen Wunsch nach persönlicher Evolution?

„Das Songwriting ist für mich ein Ventil, das mir die Möglichkeit gibt, etwas rauszulassen, egal, ob es etwas Beschissenes ist, was man erlebt hat, oder etwas Schönes“, erklärt sie. „Wenn man sich so fühlt, als würde man platzen, setzt man sich hin, spielt einen Song oder denkt sich ein neues Stück aus, und danach fühlt man sich, oder ich fühle mich dann leichter. Im besten Fall hat man dann sogar noch etwas erschaffen, mit dem vielleicht auch andere Menschen berührt werden, und wenn das funktioniert, ist das wunderschön. Das ist eine tolle Selbsttherapie, die nicht nur dich, sondern vielleicht sogar noch andere Menschen glücklich macht!"

Hatte Maria ´Layers´, auch bedingt durch die Zwänge der Pandemie, zumeist allein auf die Bühne gebracht, setzt sie den kollaborativen Prozess, den sie bei den Aufnahmen zu ´Bloom´ ins Rollen gebracht hat, jetzt auch auf der Bühne fort. Im Februar und März wird sie mit ihrer Band in ganz Deutschland auf Tournee sein, zunächst aber ist sie bereits im Dezember Teil eines ganz besonderen Live-Projekts. An vier Abenden wird sie zusammen mit Stefan Honig und Jonas David den freigeistigen „Alles kann, nichts muss“-Geist der legendären „Tour Of Tours“ wiederaufleben lassen und ihre Songs gemeinsam mit ihren beiden Tausendsassas in neue und sicher auch mal unerwartete Richtungen bugsieren.

„Auf der Tournee treffen Leute mit unterschiedlichen Skills zusammen, die man so noch nie benutzt hat, und daraus kann man ganz neue Interpretationen seiner Songs bauen“, freut sich Maria. „Das ist wieder so ein Fall von Sich-Öffnen für Neues, und da habe ich voll Bock drauf. Das ist kein: ‚Das ist mein Song und wir spielen den jetzt genau so!‘, sondern eher ein: ‚Hey, lasst uns mal gucken, wie wir zusammen was Schönes daraus machen können!‘“

Dass sich Maria trotz ihres Faibles für Perfektionismus auf dieses Abenteuer einlässt, unterstreicht, wie ernst es ihr mit der künstlerischen, aber auch persönlichen Weiterentwicklung ist.

„Ich habe schon gern die Kontrolle, aber nicht in allen Bereichen“, sagt sie und muss lachen. „Das Live-Spielen ist für mich die Krönung! Na klar, es ist unberechenbar und jedes Mal kann etwas passieren, aber ich liebe das! Wenn ich vorbereitet bin, wenn ich sicher bin, dann ist alles gut: Ich weiß, was ich kann, ich weiß, was ich nicht kann, ich weiß auch, was meine Bandkollegen können und was nicht. Ab da macht man Musik und guckt, was passiert!"

Aktuelles Album: Bloom (Listenrecords)


Weitere Infos: mariabasel.de Foto: Talitha Lahme

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