„Erwarte nicht zu viel, wir sind pretty stupid“ lacht Captain Sensible gleich zu Beginn des westzeit-Kurz-Interviews. Der als Spaßvogel bekannte Gitarrist übte sich einmal mehr humorig im Understatement. Wahrscheinlich, weil ihm bewusst war, dass er mit seiner Band eine hervorragende Rockplatte eingespielt hat.
Mit The Damned -derzeit neben Sensible bestehend aus Dave Vanian (Bariton), Paul Gray (Bass), Monty Oxymoron (Keyboards) und William Granville-Taylor (Schlagzeug)- veröffentlichte er nun, rund 46 Jahre nachdem er und seine damaligen Kollegen 1977 als erste britische Formation des Punk-Genres mit „Damned Damned Damned" eine Studio-LP veröffentlichte, neue Songs. Im vergangenen Jahr hatten es The Damned -nach diversen Wechseln im Line-Up- mit ihrem Live-Album „A Night Of A Thousand Vampires“ nach all den Jahren erstmals in die deutschen Top 100 (auf Platz 84) geschafft. In der Heimat England chartetet das Werk gar auf der No. 1.Das neue Album „Darkadelic“ hat subjektiv mit beiden Werken nur noch marginal zu tun. Das mittlerweile zwölfte Studioalbum der britischen Punk-Ikonen ist der Studio-Nachfolger des englischen Top Ten-Albums „Evil Spirits“, und fällt subjektiv nicht mehr in die Sparte „Punk“. Denn „Darkadelic“ bringt gute Rock-Tracks mit psychedelischen Anleihen, die ihre Wurzeln auch in den 1960er Jahren haben könnten. Die Orgel untermalt oftmals Gitarren-Riffs, die auch melancholische Passagen darbieten. Die Single „The Invisible Man" brachte bereits vor längerer Zeit etwas Licht in das Dunkel des neuen Albums. Begleitet von einem psychedelischen Video des Regisseurs Martin Gooch, wirbeln Captain Sensibles trippige Gitarrenriffs und David Vanians Gesang voller Wahnsinn um die Wette. “The Invisible Man“ könnte musikalisch allerdings auch von Alice Cooper, “Roderick“ (was das Intro betrifft) von einem Seemannschor stammen. Der Bariton von Sänger Dave Vanian -dem einzigen Bandmitglied, das durchgehend dabei war- ist auf jeden Fall immer noch einzigartig. Insgesamt gehen die zwölf Tracks von „Darkadelic“ als gute Mischung aus Gitarren-Rock und Power-Pop durch.
„Wir möchten uns mit unserer Musik halt nicht wiederholen. Das würden wir sehr langweilig finden“ lacht Captain Sensible. „Die neuen Titel haben wir in der verrückten Lockdown-Periode zwar individuell geschrieben. Doch anschließend haben alle (fünf Mitglieder von The Damned) gemeinsam die besten Songs ausgewählt, und sie fast alle in einem Take gemeinsam aufgenommen."
Beim Gespräch zeigt sich der legendäre Musiker sehr weltoffen. Im Gegensatz zu den oft düsteren Tracks seiner Band liebt Sensible die Wärme Portugals.
„Der Sänger der Band Mud („Tiger Feet“), Les Gray († 2004), hat mir einmal erzählt, wie gut es dort sei. Sein Arzt hätte ihm geraten, im Winter dort ordentlich Sonnenschein zu tanken."
Deshalb sei er bereits vor Jahren von England nach Portugal umgezogen. Nachdem es im März einige, wenige ausgewählte Konzerte in den europäischen Medienstädten gab, freut sich der Captain jetzt bereits darauf, möglichst bald abermals in Deutschland Konzerte geben zu dürfen.
Aktuelles Album: Darkadelic (Ear Music)
Weitere Infos: https://www.officialdamned.com Foto: Timo Jäger
©1996-24 WESTZEIT | 2023.05.01 | Autor: Ralf G. Poppe | Foto: Timo Jäger | › kontakt › impressum › datenschutz | › Besuche uns auf Facebook