´Welcome Back Home´ – so hat Kati von Schwerin ihr just veröffentlichtes drittes Album getauft, auf dem die im Ruhrgebiet geborene, lange Jahre in Berlin heimische und jetzt gerade frisch nach Ostfriesland umgezogene Allround-Künstlerin einmal mehr ihre Liebe für anspruchsvolle, variantenreich arrangierte und inszenierte Popmusik im Breitwandformat auslebt. Textlich lässt sie sich derweil tief in die Karten schauen, wenn sie sich inspiriert vom allgemeinen Wahnsinn des Hier und Jetzt und der einschneidenden Erfahrung, fast ihren Vater verloren zu haben, ihre Sorgen ungefiltert und unumwunden von der Seele schreibt.
Kati von Schwerin bezeichnet sich selbst als Full Media Pop Artist – und das ist nicht geflunkert. Sie ist Bildende Künstlerin (ihre letzte Ausstellung ´Cloudy Mirrors´ war letztes Jahr in Berlin zu sehen), Podcasterin (die ´Derby WG´ bewohnte sie gemeinsam mit ihrem Partner Hagen Siems), Schriftstellerin (ihr Debütroman ´Berlin? Ja, wir hatten da mal was´ erscheint im Herbst) und natürlich Musikerin. Einen bestimmten Auslöser dafür, selbst auf der Bühne stehen zu wollen, gab es für sie allerding nicht.„Das war in meinem Fall gar keine bewusste Entscheidung“, verrät sie im Westzeit-Interview. „Mein Vater ist immer auch Musiker gewesen, daher hab ich schon früh Konzert-Luft geschnuppert und Musik war immer sehr wichtig für mich. Ich bin dann in meiner frühen Jugend fast täglich in den Keller gestiefelt und hab zu meinen Lieblingsliedern gesungen. Das hat mir einfach sehr großen Spaß gemacht, und irgendwann dachte ich mir dann, ich könnte das ja auch mal auf einer Bühne machen und meine eigenen Songs schreiben. Dann habe ich das ausprobiert und es hat sich gut und aufregend angefühlt, also bin ich dann Musikerin geworden."
Ihr viel beachtetes erstes Album namens ´Remedy´ erschien bereits 2016, rund zwei Jahre später folgte ´Inspired By The Riot´. Dass es nun mehr als vier Jahre dauerte, bis ´Welcome Back Home´ erscheint, ist nicht nur die COVID-19-Pandemie schuld. „Bevor ich angefangen habe, die Songs für das neue Album zu
schreiben, steckte ich in einer recht tiefen Schreibblockade fest“, gesteht sie. „Es war mir irgendwann fast schon unbegreiflich geworden, wie ich es überhaupt jemals fertiggebracht hatte, Musik zu schreiben und zu komponieren. Dann fand ich mich leider in einer sehr sorgenvollen Ausnahmesituation wieder und war mehr oder weniger gezwungen, meine Emotionen in musikalische Arbeit zu stecken. Diese sehr schwere Zeit hat den Schreib- und Aufnahmeprozess stark beeinflusst."
Das kann man fühlen, aber auch hören, denn anders als auf den beiden Vorgängern rückt von Schwerin auf ´Welcome Back Home´ klanglich ihr Faible für klassische Synthie-Sounds in den Fokus und zeigt so, wie man sich selbst treu bleiben kann, ohne auf der Stelle zu treten.
"Im Vergleich zu den vorherigen Alben war es mir diesmal vollkommen egal, wie die Songs ankommen würden oder was man davon hält. Ich hab es eigentlich nur für mich geschrieben, um Dinge loszuwerden und zu verpacken. Dadurch ist es für mich ein sehr besonderes Album geworden."
Vielleicht auch deshalb muss von Schwerin nicht lange überlegen, als wir sie fragen, was sie als gute Musik ausmacht. „Authentizität, Technik und Gefühl“, antwortet sie. „Sobald Musik etwas auslöst, beeinflussen kann und einen Unterschied macht, dann ist es gute Musik.“
Aktuelles Album: Welcome Back Home (Paisley Heart Records)
Weitere Infos: kativonschwerin.de Foto: Bastian Bochinski