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KITTY SOLARIS

Der einzige Flow

KITTY SOLARIS

Die Pandemie brachte bekanntlich verschiedene Herausforderungen für verschiedene Leute. Die einen zogen sich ins Schneckenhaus zurück, andere suchten ihr Heil in der Verweigerung und wieder anderen suchten nach Möglichkeiten, den Lockdowns und Quarantäne-Situationen irgendwelche positiven Aspekte abzugewinnen. Und zu dieser Spezies gehörte zweifelsohne auch Kitty Solaris, die „heimliche Indiequeen Berlins“, die ihr letztes Album, „Cold City“ ja gerade eben noch vor der Pandemie im Jahre 2019 hatte veröffentlichen können. Denn den Umstand, dass sie in der Pandemie mehr Zeit zur Verfügung hatte, da sie ja nicht touren konnte, nutzte sie nicht nur dazu, ihr Label Solaris-Empire zu kuratieren, sondern auch dazu, ca. 30 neue Songs zu schreiben, von denen die ersten 10 nun zu ihrer neuen LP „Girls And Music“ zusammengefasst wurden – und die restlichen dann im folgenden zu einer Trilogie ausgebaut werden sollen.

„Girls And Music“ ist bereits das achte Kitty Solaris-Album – was für die Beständigkeit und Konsequenz spricht, mit der Kitty ihren Weg als Indie-Künstlerin geht. Dennoch ist jede neue LP – so auch „Girls & Music“ - immer wieder eine musikalische Überraschungstüte, mit der Kitty stets neue Ansatzpunkte findet, ihre quirligen Indie-Pop-Songs jenseits aller Genres, Trends und Moden in Szene zu setzen. Seit einigen Jahren unterstützt sie dabei der Berliner Produzent Damian Press, in dessen Studio The Nursery die Songs dann auch ihr endgültiges Format fanden und ihren letzten Schliff erhielten.

Musikalisch ist „Girls & Music“ sicherlich das variantenreichste, vielseitigste Kitty Solaris-Album geworden – ohne dass Kitty sich dabei auf eine bestimmte Richtung festlegt.

„Das liegt daran, dass ich ein bisschen Zeit hatte und somit sogar Songs für drei Alben schreiben konnte“, verrät Kitty, „den Rest will ich auch noch fertig machen und dann eine Trilogie daraus machen. Irgendwie war ich total inspiriert und die Zusammenarbeit mit meinem Produzenten Damian Press lief auch total super und er hat auch gute eigene Ideen eingebracht. Das war ein einziger Flow. Ich bin dann immer angekommen und habe gesagt: 'Ich habe wieder einen neuen Song' und dann ist immer gleich auch etwas gutes entstanden. Das war eigentlich eine sehr gute Co-Produktion – und es gibt ja jetzt auch schon eine längere Zusammenarbeit mit Damien. Das hätte ich mit Band eigentlich nicht hinbekommen, weil man da doch immer in einem Korsett steckt. Mein ehemaliger Keyboarder – der jetzt nach Norwegen ausgewandert ist – hatte mir gesagt, ich müsse mir jemanden suchen, der die Songs so produziert, wie sie es brauchen; und ich denke, ich habe mit Damian so jemanden gefunden. Es gibt natürlich immer mal wieder Songs, bei denen es etwas länger dauert – aber im allgemeinen war es dieses Mal ein einziger Flow im Studio."

Der Titel des Albums - „Girls & Music“ - ist dabei gar nicht so offensichtlich, wie es scheint. Denn Kitty hat da gar nicht an einen coolen Rock'n'Roll-Titel gedacht, sondern die neue Songsammlung als Hommage an einen verstorbenen Musikerfreund namens Matthias angelegt – und es war tatsächlich dessen Lebensmotto „Girls & Music“, das dann zum Leitmotiv für Kitty's neues Album wurde. Der Tod des Freundes hinterließ dabei einen tiefen Eindruck bei Kitty, denn er machte ihr die Endlichkeit des Daseins noch ein mal deutlich.

„Wie er gestorben ist, ist nicht ganz klar“, erinnert sich Kitty, „er ist von einer Freundin tot in seiner Wohnung aufgefunden worden, nachdem er sich länger nicht gemeldet hatte. Ich habe dann mit einem gemeinsamen Freund über die Zeit danach gesprochen und der hat mir erzählt, dass er versucht hatte, die ganzen Gitarren von dem Verstorbenem zu verkaufen und die Wohnung aufzulösen. Dabei hat er dann Tagebücher gefunden und diese machten dann deutlich, dass Girls und Musik die Lebensinhalte dieses Musikers gewesen sein müssen. Ich habe mir dann vorgestellt, dass die Girls und die Musik ihn begleiten mögen, wo immer er auch ist. Das fand ich dann irgendwie tröstlich."

Als Künstlerin, die in ihren Songs ihre eigenen Erlebnisse, Gefühle, Erinnerungen und Beobachtungen verarbeitet, legte Kitty „Girls & Music“ dann nicht nur als Hommage für den verstorbenen Freund an, sondern zugleich als Parabel über den Lauf des Lebens. Dass sie das dann – mit Unterstützung des Produzenten Damian Press – dann mit leichter Hand, ohne erhobenen Zeigefinger und ohne moralisierende Schwermut tat, zeichnet Kitty als Vollblut-Songwriterin erneut aus.

Aktuelles Album: Girls and Music (Solaris Empire)

Foto: Ullrich Maurer

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