Die Geschichte von Barrie Lindsay ist eine lange und wechselvolle. Denn bereits als Kind https://www.westzeit.de/rs/interviews/bildupload.htmlbegann sie, in ihrem Schlafzimmer im heimatlichen Ipswitch, Massachussetts mit Instrumenten zu hantieren und erste Grundlagen zu legen für das, was sie heutzutage auf ihrem ersten Solo-Album in Form kunterbunter Indie-Pop-Songs auch erstmals produktionstechnisch in Form bringt. Dazwischen lag eine längere Phase der Selbstfindung: 2012 gründete sie mit ihrem Bruder Jack eine erste Band namens „Grammar“, geriet dann aber erst über die Entdeckung ihrer Soundcloud-Arbeiten nach einem Umzug ins umtriebige New York mit ihrer zweiten Band „Barrie“ ins Licht der Öffentlichkeit.
Die Band wurde zwar kurz nach der Veröffentlichung des Debüt-Albums „Happy To Be Here“ wieder aufgelöst – aber Barrie machte mit anderen Musikern weiter und tourte eifrig; bis sie dann die Pandemie-Phase dazu bewegte, ihre neuen Songs für das Album „Barbara“ im Lockdown Modus alleine im Heimstudio einzuspielen – und dann auch gleich selbst zu produzieren. „Barbara“ - man ahnt es schon – ist dabei Barrie's richtiger Vorname. Das erklärt dann, dass dieses im Vergleich zu dem Debütalbum deutlich persönlicher ausgefallen ist.Ist das nun vorliegende, zweite Barrie-Album denn auch eine Pandemie-Scheibe geworden?
„Technisch gesehen schon – aber ich betrachte es nicht als solches“, erklärt Barrie, „ich habe ja schon vor der Pandemie damit angefangen und ich denke, es hätte auch ohne Pandemie ähnlich geklungen."
Was heißt das denn? Gab es einen Plan in Bezug auf das Songwriting, Stil, Sound oder Produktion? Oder hat sich das Ganze dann so ergeben?
„Eher letzteres“, zögert Barrie, „mein Ziel war lediglich etwas zu machen, das sich vollständig nach mir selbst anfühlte und das ich etwas ohne Einflüsse von außen machen wollte. Ich wusste auf keinen Fall vorher, wie genau das klingen sollte, aber das war mein Ziel."
Ging es darum, sich von musikalischen Einflüssen nicht verwirren zu lassen, um zu einem unverfälschten Ergebnis zu kommen?
„Ich denke schon“, bestätigt Barrie, „es gibt da eine Technik des Songwritings die – soweit ich mich erinnere - von den Magnetic Zeros angewendet wurde."
Damit spielt Barrie wohl auf Alex Ebert und sein Projekt Ed Sharpe And The Magnetic Zeros an.
„Er sagte ein Mal, dass er einen Song schriebe, ohne diesen aufzuzeichnen oder aufzuschreiben – und wenn er sich an diesen am nächsten Tag nicht mehr erinnern könnte, dann tauge der sowieso nichts – und wenn er sich erinnern könnte, dann sei er wert, aufgehoben zu werden“, führt Barrie aus, „ich denke, dass ich einen ähnlichen Ansatz mit meiner Musik habe. Musik die mir in Erinnerung bleibt, verwende ich dann selbst in meinen Projekten – und deswegen hörte ich mir bewusst keine andere Musik an."
Wenn Barrie die Musik anderer als Inspirationsquelle ausschließt – wovon lässt sie sich dann inspirieren?
„Nun ich sage ja nicht, dass ich mich nicht von anderen Songwritern inspirieren lassen wolle. Ich wollte mich nur nicht von zeitgenössischer Musik beeinflussen lassen wollte – also von dem was 2020 und 2021 musikalisch passierte. Ich bin dann eher von den Songwritern inspiriert als von bestimmten Songs. Joni Mitchell habe ich dabei ständig im Kopf. Das mag abwegig erscheinen – aber es ist immerhin etwas."
Wonach suchte Barrie denn selbst als Geschichtenerzählerin? Ihre Songs enthalten nämlich jede Menge spezifischer Details und Namen. Handelt diese Scheibe aber vielleicht sogar von ihr selber?
„Ja ganz genau“, bestätigt sie, „es gibt einige Songs, die sehr spezifisch von meinen Erinnerungen und Erfahrungen handeln – und dann einige, bei denen das nicht so ist. Aber auch bei denen sind die Sachen von denen ich singe, ja durch meinen Verstand gefiltert und beziehen sich irgendwie auf mein Leben und zeigen, wie mein Hirn funktioniert."
Und wie könnte es musikalisch für Barrie weitergehen?
„Das ist eine gute Frage, über die ich auch viel nachgedacht habe in den letzten Jahren“, führt Barrie aus, „ich habe zum Beispiel daran gedacht, dass ich sehr gerne auch mal an anderer Leute Musik mitarbeiten würde. Ich mache natürlich auch weiter meine Musik, könnte mit aber auch vorstellen, für andere Leute Musik zu schreiben oder zu produzieren. Und ich möchte endlich mal einen richtig guten Popsong schreiben – einfach um mal zu wissen, wie sich das anfühlt. Das wäre eine richtig coole Erfahrung."
Vielleicht ist Barrie ja einfach auch zu Bescheiden – denn eigentlich hat sie mit dem Album „Barbara“ dieses Ziel bereits mehrfach erreicht.
https://www.barrie.earth/
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Aktuelles Album: Barbara (Winspear / Cargo)