QUICKSILVER
Etwas hat überlebt. Etwas? Nein, vieles. Denn es gibt so manch Totgeglaubtes wirklich noch: z.B. guten alten, leider immer auch ziemlich vorhersehbaren staubtrockenen IndiePostPunkRock wie auf der "s/t"(Aagoo Rec.) CD der THE JOHN PAULS. 3Oder energ(et)ischen girl-power-driven PunkRock, bei ELECTRIC LOVE auf "Heroine"(Bleeding Nose Rec./Soulfood) in einer glam-lastigen Ausformung. 3
Oder der FreakFolk der Schweizer SILVER FIRS, die auf "EP1-3"(Oh, Sister Rec./Broken Silence) das bündeln, was - für mich unverständlich, denn hier ist rein gar nichts neu - in einigen US-blogs und -Radios für Aufsehen sorgte. Wer Animal Collective seinerzeit verpasst hat...2
In Wien frönen JULIAN & DER FLUX schmalzigem Old-School-DiscoFunk. "Vanille"(Jhruza Rec./Soulfood) badet in kalorienreichem ElektroPop und wer die schmierigen Stücke von Rocko Schamoni mag, ist hier richtig. 3
Etwas spannungsreicher kommen uns CLIMAT mit "Iccopop Papillon"(Syncope/Code 7). Der Franko-Vierer spielt frickeligen, aber doch kraftvollen InstruRock, der von verzerrten Melodien ebenso überquillt wie von zupackender Rhythmik. 4
Unter intensivem Tortoise-Konsum könnte FIELDTONEs "Book Of Air"(Sub Rosa) entstanden sein. Offen schwingen die Gitarrenakkorde, die Felle der drums werden stoisch-schön gestreichelt - anders als bei Climat liegt hier in der Ruhe die Kraft. 4
Auch die Turiner NIAGARA widmen sich instrumenteller Kunst, nicht ohne Erfolg. Nun erscheint "Don't Take it Personally - Remixes"(Monotreme Rec./Cargo) als Reaktion auf die 14er-CD. Fennesz, Acid Pauli, Gunjasufi, Liars - das sollte zur Appetitanregung genügen! 4
Und auch an klassischer IndustrialSoundArt geschulte Klänge Dinge werden in diesem Winter veröffentlicht. Die großen COLUMN ONE versammeln auf 2 LP/CD sonische Erkenntnisse. Konkrete musique concrete, die, z.T. unter Mitwirkung von Friedls Zeitkratzern, in bester Cut-Up-Manier oben und unten verknotet wird. "Idiotenmusik" der allerfeinsten Sorte! 5
Ähnlichen Klangvorstellungen ist auch LUCRETIA DALT verpflichtet. Allerdings geht die Frau auf ihrer neuen LP "Ou"(Care Of Editions) stärker strukturiert vor, ordnet die loops und KlangSchnipsel strenger und formt so die Töne im Hallraum zu kraftvoll-fragilen Figurinen. 5
Ca. 40 echte Jahre hat der verstrahlt-verdaddelte KrautRock auf dem Buckel, den KOSMOSE (u.a mit Alain Neffe (Human Flesh, Pseudocode, Betreiber von Insane Rec. uva.) und GM Hinant (auch Pseudocode und u.a. Sub Rosa-Gründer)) seinerzeit in Charlerois Kohlenkellern spielten und der nach Archivforschung und Restauration nun als "Kosmic Music from the Black Country"(Sub Rosa) erstmals öffentlich gemacht wird. 3
Irgendwie besser in unsere seltsame JetztZeit scheint mir NUAIA zu passen. Die schwedisch/dänische Band bewegt sich recht sicher im melancholischen Kontext von SoundscapePop, AmbientImpro und dezentem Experiment. "Belong To The Moon"(BoogiePost Rec.) lebt vom entrückten Damengesang und einigen tonalen Härten. 4
Es gab doch mal diesen BILD-Slogan zu "Wahrheit", also: JOCHEN DISTELMEYER hat (zumindest von meiner Warte aus) nach "L'Etat Et Moi" nichts Förderliches mehr zur deutschen Popkultur beigetragen. Das unterstreichen seine peinlichen "Songs From The Bottom Vol.1"(Four Music/Sony). Diese Akustikgitarren-Cover von Britney Spears und The Verve bis Lana Del Rey und Radiohead (er vergreift sich aber auch an Kris Kristofferson, Al Green oder Joni Mitchell) sind vor allem eines: überflüssig. 2
Wie man das authentischer hinkriegt, demonstriert KINKY FRIEDMAN auf "The Loneliest Man I Ever Met"(Avenue A Rec./Essential Music). Nackter klassischer Country-Kram (den ich sonst nicht ausstehen kann!), hier mit einer lässigen Inbrunst, die mir freudige Schauer über den Rücken jagt. Inkl. Covers von Willie Nelson, Dylan, Waits, Haggard, Zevon ... und sogar einem gelungenen "Wand'rin Star"! 4
Noch einen Zacken folkloristischer, aber keinesfalls volkstümelnd geht LENKA LICHTENBERG auf eine "Yiddish Journey"(ARC Music). Viele Mordechai-Gebirtig-Lieder und andere jiddische Klassiker ("Shnirele Perele" spielen die Klezmatics aber immer noch am besten) in der richtigen Balance aus Tradition und Interpretation. 3
YORKSTON/THORNE/KHAN bestehen aus einem schottischen Songwriter, einem indischen Sarangi-Geigen-Spieler und einem englischen Kontrabassisten (den manche vielleicht von Lamb kennen). "Knochentanz" und "Sufi Song" sind nur zwei, aber recht treffend benannte Titel auf ihrer CD "Everything Sacred"(Domino/Goodtogo). Zwischen indischer Exotik, schottischer Gemütlichkeit, akustischem GitarrenBlues und freiem Experiment geht hier manches. 3
BAABA MAAL verbindet auf gewohnt hohem Niveau (West)AfrikaPop und WüstenRock in einer dezent elektrifizierten Produktion. Auf "The Traveller"(Marathon Artists/Kobalt) hat nicht nur der Titelsong Ohrwurmpotential! 3
Etwas akademisch-steifer sind da leider WIRBELEY. Deren "Barrierefreie Volksmusik"(Westpark Music/Indigo) beginnt zwar mit einer recht flotten "Zividla Tourette", erstickt dann aber etwas im "zu-viel-wollen". Spieltechnisch über alle Zweifel erhaben, sollten die Dresdener beim nächsten mal vielleicht die Musikarchive verlassen und sich tiefer in den Schmutz wagen. 2
Die Berliner WHISKYDENKER machen mit ihrem 2. Album einen netten Sprung nach vorn. Als "grammophonesk scheppernder Swing" wird die Musik gern beschrieben und das stimmt auf "Wir bleiben hier"(Poets Club Rec./Broken Silence) ganz sicher. Nicht nur "Schwarze Augen" balanciert da gekonnt zwischen gut gespieltem JazzSwing und bierlaunigem Schenkelklopfer.
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