Allen die dachten, sie hätten vielleicht an der zweiten LP von Torres bereits erkannt, worum es Mackenzie Scott beim Musik-Machen geht, drehte sie mit dem neuen Werk ´Three Futures´ nun effektiv eine lange Nase, denn hier stellt sich Torres – zumindest musikalisch – vollkommen neu auf und überrascht mit einem Sounddesign, wie es vorher so auch noch nicht zu hören war. Was hat zu dieser radikalen Wandlung geführt und was ist die Idee dahinter?
„Ich habe auf den ersten beiden Scheiben über ein Sound-Design gar nicht nachgedacht“, gesteht Torres, „auf der neuen Scheibe war aber gerade das essentiell wichtig. Ich wollte jedes kleine Detail miteinander verweben und jeder Bestandteil sollte absolut unverzichtbar sein. Dazu gehörte, dass ich mit Beats und Elektronik, aber auch mit einem echten Drumkit arbeitete und einige bewusste Änderungen durchführte, wie zum Beispiel einen Gitarrenbass durch einen Synth-Bass zu ersetzen. Es wurden keine Zimbeln auf dem neuen Album verwendet und alle meine Gitarren-Parts sind durch Effekte verfremdet und kommen ohne Akkorde aus – tatsächlich sind das alles Lead-Gitarren-Elemente, die ich verwende.“Das erinnert an die Arbeiten von Robert Fripp. Was hat Torres denn inspiriert, in diese Richtung zu gehen?
„Danke“, lächelt Torres, „ich liebe nämlich Robert Fripp – der war gewiss ein Einfluss. Auch Brian Eno, mit dem zusammen er diese Scheibe 'No Pussyfooting' machte, die ich liebe. Aber rhythmisch und melodisch habe ich mir eine Menge Abba angehört, aber auch Gary Numan, Portishead und Kate Bush – wobei ich denke, dass Kate Bush mich musikalisch am meisten beeinflusst hat.“
Und worum ging es Torres bei diesem Stilwandel? Immerhin hatte sie doch eine recht spezifische Nische in der Indierockszene für sich herausgearbeitet.
„Mir ging es wirklich darum, etwas zu machen, dass zuvor noch nicht gemacht worden war“, erklärt Torres.
Galt das dann auch für das Songwriting? Denn während sich Torres zum Beispiel inhaltlich durchaus treu bleibt, hat sich das Songwriting in Bezug auf die Harmonieführung, Melodie, Struktur und Rhythmik doch stark verändert.
„Ja, gewiss“, bestätigt Torres, „das Klangbild war dabei schon ein Teil des Songwritings. Es ging mir dieses Mal darum, das, was ich in meinem Kopf hörte, auf eine originelle Art im Studio während der Aufnahmen in Musik zu übersetzen. Das Problem war dabei, dass ich sehr spezifische Sounds in meinem Kopf hatte und dann durch Versuch und Irrtum herausfinden musste, wie ich diese realisieren könnte. Ich wusste immer sehr genau, was ich nicht wollte – aber es war schwer, das zu finden, was ich in meinem Kopf hörte.“
Während sich Torres musikalisch also eher für die Revolution entschied, blieb sie sich inhaltlich dann aber doch durchaus treu und schrieb wieder auf poetische Art über ihr Leben.
„Teilweise“, schränkt sie ein, „es mischen sich da auch andere Charaktere ein. Ich denke, dass die erfolgreichsten Songs immer die sind, die sich auf Beobachtungen der Außenwelt beziehen, die man auf eigene Erlebnisse anwendet. Man muss darauf achten, nicht zu distanziert zu erzählen, denn dann glauben die Leute Dir nicht mehr. Es darf auf der anderen Seite aber auch nicht so persönlich sein, dass die Leute keinen Bezug mehr herstellen können. Es gilt da die Balance zu wahren.“
Darf dann angenommen werden, dass Torres auch in Zukunft in dieser Art weiter arbeiten wird – also sich klanglich zu verändern, inhaltlich aber treu zu bleiben?
„Es ist schwer zu sagen, was ich als Nächstes machen werde“, erklärt Torres, „ich kann mir ungefähr vorstellen, in welche Richtung es geht – das hängt aber doch sehr von den Farben oder dem Essen, das ich gerade mag ab. Was ich aber auf jeden Fall sagen kann, ist dass ich mich nicht wiederholen werde.“
Aktuelles Album: Three Futures (4AD / Beggars / Indigo)
Foto: Ashley Connor