Musikalisch hat sich Ken Stringfellow noch nie festlegen lassen. Sein Engagement bei so unterschiedlichen Bands wie Big Star, R.E.M., The Disciplines, Lagwagon oder White Flag legt Zeugnis davon ab, ganz zu schweigen von den unzähligen quer über alle Genres verteilten Platten, bei denen er als Produzent die Finger im Spiel hatte. Trotzdem verbinden ihn die meisten bis heute mit seiner ersten Band The Posies und den längst zu engen Schubladen "Power-Pop" und "Indierock". Sein nun erscheinendes neues Soloalbum "Danzig In The Moonlight" ist deshalb gewissermaßen als musikalischer Befreiungsschlag zu verstehen.
Für seinen vierten Alleingang, der fünf Jahre Entstehungszeit vom ersten Song bis zum finalen Schliff benötigte, verschanzte sich der seit fast zehn Jahren in Frankreich heimische Amerikaner mit dem holländischen Tausendsassa JB Meijers (De Dijk) und den besten Studiomusikern Kontinentaleuropas in den berühmten Brüsseler ICP Studios, um die vielseitigste Platte seiner bewegten Laufbahn aufzunehmen."Es war mir dieses Mal wichtig, dass ich die Gegenwart stärker mit einbeziehe", erklärt er bei unserem Treffen vor einem Konzert in Groningen. "Ich hab kürzlich alte Kritiken zu meinen letzten beiden Soloalben durchforstet, und vor allem bei der letzten wurde in jeder Besprechung der Vintage-Sound erwähnt. Das hat mir ziemlich zu denken gegeben. Ich habe jetzt nicht auf Teufel komm raus versucht, wie all die anderen Bands im Jahre 2012 zu klingen, aber zumindest war ich bemüht, dass 70s-Radio-Ding ein wenig abzuschütteln."
Mit Erfolg! Auf satter Indierock-Grundlage streckt er auf "Danzig In The Moonlight" die Fühler Richtung Folk, Country und gar Soul aus, hantiert mit modernen Indietronics und lässt bei aller Liebe zur Melodie noch Platz für mutige Ideen, die fast dem Prog-Rock zu entstammen scheinen. Die Botschaft ist klar: Ein stringentes Konzept hatte Stringfellow für diese Platte nicht, sie sollte musikalisch allumfassend sein. "Ich habe die Songs das sein lassen, was sie sein wollten, und einfach geschaut, was passiert", bestätigt er. "Das ist eine tolle Arbeitsweise, weil sie dir viel Frustration erspart. Wenn du so an eine Platte herangehst, ist alles eine große Entdeckungsreise. Wenn du dagegen versuchst, etwas in ein vorgegebenes Korsett zu zwängen, ist die Wahrscheinlichkeit groß, dass es nicht funktioniert – ganz egal, wie sehr du dich auch bemühst." Das hat zur Folge, dass Stringfellow seinem Publikum mit "Danzig In The Moonlight" mehr Aufmerksamkeit abverlangt als mit den straighteren Vorgängerwerken "Touched" (2001) und "Soft Commands" (2004). "Ich denke, der Hörer wird sich erst einmal durchbeißen müssen, aber das finde ich völlig in Ordnung", sagt er. "Man möchte sich ja keine Platte kaufen, die man nach zweimaligem Hören schon vollkommen ergründet hat. Natürlich gibt es wirklich coole Alben, bei denen alles sofort auf den ersten Blick erkennbar ist, aber bei dieser Platte hatte ich andere Ambitionen. Ich habe die Platte als meine Chance gesehen, zu zeigen, was ich alles kann. Wenn ich Soloalben mache, ist das immer mein oberstes Ziel."
Aktuelles Album: "Danzig In The Moonlight" (Lojinx/Alive)
Weitere Infos: www.kenstringfellow.com