Als Kopf der Posies und als Allzweckwaffe bei Big Star und R.E.M. wurde er berühmt, seine wichtigste Platte aber hat Ken Stringfellow vor zwei Jahren unter eigenem Namen veröffentlicht. Das ambitionierte Werk "Danzig In The Moonlight" war das Ergebnis eines vieljährigen Schaffensprozesses, der dem 45-jährigen Tausendsassa alles abverlangte. Bevor er weitere Zukunftspläne schmiedet, lässt er nun mit der Compilation "I Never Said I´d Make It Easy" den Blick erst einmal zurückschweifen.
Das Album vereint die Highlights von Stringfellows ersten drei Solowerken der Jahre 1997 bis 2004 sowie ausgesuchte Raritäten und zeichnet seinen Weg vom Indierocker mit Herz zum Singer/Songwriter mit besonderer Note nach. 25 Jahre nach der Veröffentlichung des ersten The-Posies-Albums darf man guten Gewissens sagen, dass der seit Langem in Paris heimische Amerikaner gekommen ist, um zu bleiben. Einen Wendepunkt, an dem ihm klar wurde, dass die Musik für ihn ein Lebensinhalt und nicht nur ein Zeitvertreib auf dem Weg zu einem bürgerlichen Job ist, gab es allerdings nicht, noch nicht einmal, als The Posies frühe Erfolge feierten und er Nebenjob und Studium aufgab. "An Musik als langfristigen Broterwerb dachte ich damals nicht", gesteht er im WESTZEIT-Interview. "Ich folgte einfach meinen Instinkten und wollte das machen, was das Beste für die Band war. Heute ist die Musik einfach Teil von mir, sie beschäftigt mich 24 Stunden am Tag, sieben Tage die Woche."Auch seine Solokarriere war nicht das Ergebnis intensiver Planung, sondern letztlich ein Zufallsprodukt. "Als ich 1997 mein erstes Album unter eigenem Namen, ´This Sounds Like Goodbye´, veröffentlichte, hatte ich gerade einmal ein halbes Dutzend Soloauftritte absolviert. Ich wusste noch nicht, was es heißt, allein zu performen", erinnert sich Stringfellow. "Ich sah die Auftritte damals eher als Kursabweichungen von meinem sonstigen Tun. Erst als ich eine Weile mit meinem zweiten Album, ´Touched´, unterwegs war, entwickelte sich meine Show und mir wurde klarer, was ich rüberbringen wollte und was einzigartig an meiner Präsentation und Philosophie war. Heute betrachte ich meine Soloauftritte als die Essenz dessen, was ich mit meinem Publikum teilen will."
Bei seinen wunderbar gedämpften Auftritten, die ihre Wirkung am besten in dunklen Clubs und kleinen Theatern entfalten und bei denen er sich nicht selten auf Augenhöhe mit dem Publikum begibt, hat er sich zuletzt natürlich besonders auf die "Danzig In The Moonlight"-Songs konzentriert. Auf dem dieser Tage ebenfalls erscheinenden Konzertmitschnitt "Paradiso In The Moonlight" ist sogar das komplette letzte Studiowerk in Live-Versionen enthalten – aufgenommen in Amsterdams vielleicht berühmtestem Club mit dem kompletten All-Star-Personal der LP-Sessions. Für die Zusammenstellung von "I Never Said I´d Make It Easy" dagegen musste Stringfellow weit zurück in der Zeit reisen. "Es war kein einfaches Unterfangen", gibt er zu. "Ich habe die Compilation letzten Herbst zusammengestellt, und vermutlich, weil der Herbst für mich als Oktober-Kind genau die richtige Jahreszeit ist, hatte ich das Gefühl, dass meine Songschreiberfertigkeiten am besten in den melancholischen, balladesken Nummern zum Ausdruck kommen. Dennoch habe ich versucht, die Zusammenstellung so schnell wie möglich zu erledigen und nicht zu viel darüber nachzudenken – dass ich mich gerne auf meinen Instinkt verlasse, erwähnte ich ja schon."
Kein Wunder also, dass Stringfellow derzeit eher vage Zukunftspläne hat. The Posies werden in den kommenden Monaten ihre ersten vier Alben samt Bonusmaterial neu veröffentlichen, ein neues Album ist ebenfalls nicht ausgeschlossen. Was der Solist Stringfellow neben seinen vielfältigen Engagements als Produzent, Mischer und Sessionmusiker als Nächstes macht, steht allerdings noch in den Sternen. "Bislang sind mir nur einige wenige Ideen durch den Kopf gegangen, zum Beispiel, etwas weniger Wortlastiges zu machen", verrät er abschließend. "´Danzig …´ war ja sehr auf die Texte konzentriert, was mir durchaus entgegenkam, aber vielleicht habe ich auf dem Gebiet meine Grenzen erreicht oder einfach meine Neugier gestillt, zudem hat meine Arbeit als Produzent auch meine Fertigkeiten auf dem Gebiet der Programmierung und anderer elektronischer Musikerzeugung erweitert. Je nachdem, wie der Wind weht, ist alles möglich."
Weitere Infos: www.kenstringfellow.com