Die Peacocks kommen aus der Schweiz und gehören mit ihrer mehr als zwanzigjährigen Geschichte zu den Veteranen im Psychobilly-Circus, eine Tatsache die man ihnen weder ansieht noch hört. Ganz im Gegenteil, es ist ausgesprochen schwierig nicht in dümmliche Schwärmerei zu verfallen, wenn Frontmann Hasu die Bühne betritt und kaum eine andere Band erwies sich in ihrer Entwicklung als experimentierfreudiger und abwechslungsreicher.
Während man anderen Bands irgendwann gelangweilt den Rücken kehrt, weil man glaubt schon Alles einmal gehört zu haben, begeistern die Peacocks immer wieder aufs Neue und locken mich auch in finsteren kalten Herbstnächten noch hinterm Ofen hervor und vor die Bühne.Die Peacocks zu lieben ist einfach, weil sie keine hysterischen Fanscharen, Ikonenkult und Rockstarstatus voraussetzen, um eine großartige Show abzuliefern. Das haben sie auch gar nicht nötig, denn entgegen der abgehalfterten Bad-Attitude Liga werden sie mit jedem neuen Album nur besser.
Eure neue Scheibe ´Don’t ask´ hört sich sich anders an als seine Vorgänger: Schneller, sleaziger, aber auch stellenweise geradezu poppig – insgesamt abwechslungsreicher. Jeder Song geht in eine andere Richtung, was hat Euch zu diesmal inspiriert?
“Nun ja, Melodien und Pop haben wir schon immer zugelassen. Auch haben wir immer mal wieder ausprobiert, was alles so funktionieren könnte. Vieles passiert im Proberaum und bleibt auch dort. Oft scheitern wir. Aber hin und wieder funktioniert ein neuer Beat, ein neuer Stil oder Rhythmus. Wichtig ist, dass es trotz allem immer noch wie Peacocks klingt.”
Würdet Ihr euch mittlerweile noch einem Genre zugehörig fühlen? Ihr galtet immer als Psychobilly Band, aber das trifft es ja nicht mehr so richtig. Habt Ihr Euch bewusst neu orientiert oder ist das einfach das Ergebnis Eurer langjährigen Entwicklung?
“Zu Anfang vielleicht haben wir uns für ´ne kurze Zeit als Psychobilly Band gesehen, aber uns dann sehr bald ein wenig davon weg entwickelt. Aber wir haben definitiv eine Menge Wurzeln im Psychobilly. Als ich mir damals in den 80´s die ersten Psychoplatten gekauft hab, dachte ich ´Geil, Rockabilly, der anders klingt und mehr Stile zulässt, insgesamt offener ist. Frisch und neu und vielfältiger.´ Das haben wir einfach irgendwie weitergeführt. Ob wir diesem oder jenem Genre zugehören, ist mir eigentlich nicht so wichtig.”
Ihr habt Euch seit dem Erscheinen von ´After All´ nur zwei Jahre Zeit gelassen und nun wieder ein ziemlich üppiges Album zustande gebracht. Müsst Ihr Euch selbst in den Hintern treten, so nach dem Motto ‚Jetzt wird’s mal Zeit‘ oder sprudelt Ihr nur so über vor Ideen, die ihr unterbringen möchtet? Ich glaube, Ihr seid zudem ganz schön perfektionistisch. Ist das Segen oder Fluch?
“Perfektionistisch? Wirklich? Wir sind eher so aus dem Bauch raus. Und Songs kann ich eigentlich immer schreiben. Ich muss nur damit anfangen und dann geht‘s los. Nicht immer alles ist gut. Auch für diese Platte haben wir im Vorfeld Demos produziert und danach war ich mir unsicher und hab wieder Vieles verworfen und neue Songs geschrieben. Wichtig ist, dass man als Band einen funktionierenden Bullshit Detector hat und merkt wenn was Scheiße ist.”
Hat für Euch jemals zur Debatte gestanden, der Schweiz den Rücken zu kehren und Euer Glück für eine Weile in den Staaten oder sonstwo zu suchen, wie es z.B. Nekromantix oder auch Guana Batz getan haben?
“Ich meine vor ca. 12 Jahren mal ein Angebot einer Plattenfirma gekriegt zu haben, wo es hieß wir müssten 2 Jahre in den USA touren. Mehr oder weniger Non-Stop. Das war mir dann zu krass. Die Schweiz ist aber eigentlich ok um Musik zu machen. Eben zentral. Grundsätzlich kann man Alles überall machen und die Probleme sind doch immer dieselben.”
Gibt es Songs von Euch, die Euch mittlerweile gar nicht mehr gefallen und die Ihr nicht mehr spielt – und auf der anderen Seite: Welches sind Eure Alltime Favourites?
“Uff, da gibt‘s ne Menge mittelmäßiger Nummern oder Songs die ich komplett vergessen hab. Ich hör mir unsere alten Platten auch nicht mehr oft an. Ich kann meine Stimme auf den ersten paar Scheiben nicht mehr ertragen. Die Alltime Favorites ändern immer mal wieder, aber grundsätzlich halt sind es die Songs die wir live spielen.”
Gibt es einen Musiker, der Euch schon immer völlig in seinen Bann gezogen hat?
“Nein!”
Wie sieht es mit Euren Plänen bis Ende des Jahres aus? Steht eine ausgedehnte Tour auf dem Programm?
“Ausgedehnt ist relativ, aber ja! In Europa werden werden wir, so oft wie es uns möglich ist, spielen!”
Aktuelles Album: Don´t Ask (PeopleLikeYou / EMI)