Punkrock, Irish Traditional Folk und exzessiveTrinkgelage - dass diese Mischung ausgesprochen vielversprechend ist, wissen wir spätestens seit den Pogues, die unter dem König der Säufer Shane Mc Gowan zu Weltruhm gelangten und auch heute noch als beliebter Opener für einen gepflegten Barfight herhalten. Aber wie es mit Legenden so üblich ist: Irgenswann ist der Zenit überschritten, der Frontmann wird wegen seiner Trink-und Drogensucht gefeuert und die grosse Zeit ist vorbei. Aber immerhin überdauert man noch als immerwährende Inspirationsquelle und ebnet etwas Neuerem, Wilderem den Weg.
Yeaah, die Rede ist von Flogging Molly, die - wie es sich für eine irischstämmige Band gehört - nach ihrem Lieblingspub benannt haben: Dem Molly Malone‘s in L.A. !Als Sänger und Mastermind Dave King 1989 seiner Heimat Dublin den Rücken kehrte, hätte er sich vermutlich nicht träumen lassen, dass er irgendwann einmal Riesenvenues, zum Bersten bringen würde und kreuz und quer durch die Weltgeschichte touren würde.
Amerikaner lieben die Mixtur aus traditioneller europäischer Musik und anderen Genres. Hat diese Vorliebe, Flogging Molly den Weg nach oben erleichtert?
„Am Anfang sicherlich schon, die Leute hier in den Staaten haben ganz bestimmte Assoziationen wenn es um Irish Folk, Gypsy und solche Sachen geht. Dem haftet etwas sehr Wehmütiges und Nostalgisches an, dass die Menschen anzieht. Aber mittlerweile stehen wir für unseren ganz eigenen Sound und der ist wilder und energetischer als es die Pogues je waren. Um gleich die Frage vorwegzunehmen. Natürlich gehören die Pogues zu unseren wichtigsten Vorbildern: Sie waren stets das Flagschiff des Irish Folk, aber dadurch dass jeder in unserer Band noch etliche anderer Vorbilder hat, bietet unser Sound diese enorme Bandbreite.“
Längst hat sich in den USA die Sitte eingeschlichen, dass Musiker beim Betreten der Bühne ‚Fuck Bush‘ schreien. Nettes Statement, aber damit lässt sich wohl keine Maus mehr hinter dem Ofen hervorlocken. Keine Band, die an sich den Anspruch stellt, politisch interessiert zu sein, ließ sich nicht nehmen, beim ‚Rock against Bush‘ Festival aufzutreten, so auch Flogging Molly. Hat man als Musiker durch die Tatsache, viele Menschen erreichen zu können, eine besondere Verantwortung?
„Ich würde nicht sagen, dass man eine besondere Verantwortung trägt, der man sich permanent bewusst ist . Wenn uns etwas stört, schreiben wir in unseren Texten darüber. Es ist schade, wie Amerika mittlerweile von der Welt gesehen wird. Die Idee von Freiheit und Demokratie, von unbegrenzten Möglichkeiten und Gleichheit ist ziemlich verlorengegangen. Gleichzeitig sollte man aber auch nicht vergessen, dass die meisten Amerikaner mit der Politik. die derzeit herscht auch nicht einverstanden sind und auch dagegen protestieren. Was im Land selbst passiert, wird in der Außendarstellung ja nicht gesehen und so entsteht schnell das Bild, dass die Politik und das negative Image, dass damit einhergeht, von der Bevölkerung getragen wird, was absolut nicht der Fall ist.“
Flogging Molly sind kritisch sich selbst gegenüber und gegenüber anderen. Persönliche Integrität und Authentizität sind die Werte die auf ihrer Skala ganz weit oben rangiere. So ist es keine Überraschung, dass bei der Frage, nach Musikern, mit denen man gern die Bühne teilen würde, als erstes ein Name fällt: Johnny Cash! Da der leider schon tot ist, erinnert Dave sich gerne an einen anderen Helden, mit dem er kurz vor seinem Tod zusammenspielen durfte: Joe Strummer!
„Wir hatten das unglaubliche Glück mit Joe und seinen Mescaleros in Las Vegas zusammenzuspielen. Es war eine der beste Shows überhaupt. Er war ein wundervoller Mensch und ich bin über alle Maßen dankbar, das ich noch die Gelegenheit hatte, ihn kennenzulernen. Er war eine Ikone und wird mir für immer in ehrenvoller Erinnerung bleiben.“
Nachdem ich mich von meinem Anfall heftigsten Neides erholt habe, kommt die unvermeidliche Frage nach dem Land, wo man am allerliebsten spielt.
„Japan gefällt uns sehr gut. Die Leute sind total enthusiastisch und aufgeschlossen, dabei aber sehr höflich und immer freundlich. Das ist sehr entspannend, wenn Du wochenlang auf Tour bist. Aber unser absoluter Favourit ist Deutschland.“
Letztes Statement - im Anschluss habe ich mich spontan als Nanny angeboten, leider braucht Dave zur Zeit keine.
Aktuelles Album: Float (SideOneDummy / Cargo) VÖ: 07.03.2008