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FERRIS & SYLVESTER + SUN’S SONS (15.03.2024 Blue Shell Köln)

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Zwar waren Issy Ferris und Archie Sylvester bereits mehrfach in der Domstadt Köln zu Gast gewesen (ein Mal sogar im Blue Shell) aber dennoch war die Show am 15.03. doch die erste, bei der das für die Tour zum Quartett erweiterte Londoner Duo als Headliner auf der Bühne stand. Offensichtlich hatten sich Ferris & Sylvester mit ihrem lebhaften, psychedelisch aufgebohrtem, souligen Blues- und Folkpop bei ihren Gastspielen als Support Acts von Billy Lockett und Jade Bird aber viele Freunde gemacht, so dass die Show im Blue Shell dann recht gut von Hardcore-Fans, die alle Texte mitsingen konnten, besucht war. Unterstützt wurden Ferris & Sylvester dabei von der Frankfurter Indie-Pop-Band Sun’s Sons. Dass die Jungs um den quirligen Frontmann Lasse Kuhl zwar erst seit kurzem im Geschäft sind, aber schon relativ viel Material veröffentlicht haben – darunter auch die Debüt-LP „An Odyssey“ im Herbst des letzten Jahres – und dass Kuhl schon vor der Pandemie als Profi-Musiker gearbeitet hat, machte sich bei dem Support-Slot im Blue Shell dann durch eine handwerklich beeindruckende Routine deutlich, die aber dann mit einer überambitionierten Anhäufung von ähnlichen Song-Ideen kollidierte, so dass am Ende nichts so besonders im Gedächtnis haften blieb, zumal die meisten Tracks auf einem gleichen Energielevel präsentiert wurden. Weniger – dafür aber eine Konzentration auf bestimmte Kernideen (und damit ist nicht gemeint, dass Gitarrist Marius Wunderlich in Röckchen und Nylons auftrat) – wäre hier mehr gewesen. Bislang waren Ferris & Sylvester entweder als Duo oder zusammen mit ihrem Drummer Ross Gordon unterwegs gewesen. Allerdings ist das gerade erschienene, zweite Album „Otherness“ produktionstechnisch so stark erweitert und strukturiert worden, dass man für die Tour nun gerne auf die Mithilfe des Keyboarders Eduardo Bisogno zurück gegriffen hatte. Los ging es dann – wie auf der LP auch – mit dem Blues-Rocker „Dark Side“ und es folgten dann in lockerer Reihe weitere Songs des neuen Albums, die Ferris & Sylvester dann auch mit ihrer typischen performerischen Hyperaktivität an das begeisterte Publikum herantrugen. Gelegentlich ergänzt wurde die Setlist um Tracks wie die frühe Single „Better In Yellow“, das Marshall Tucker Cover „Can’t You See“, das sich nahtlos in das Oeuvre des Duos einfügte oder „Breadwinner“ von dem Superhuman-Album (dessen Lead Tracks „Superhuman“ und „Golden“ allerdings nicht gegeben wurden). Die Fokussierung auf die Tracks des neuen Albums stellte offensichtlich kein Hindernis für die Fans dar, die sich wohl bereits gründlich in das Material eingearbeitet hatten. Gerade „Breadwinner“ war dann allerings ein Beispiel dafür, dass Issy & Archie bei dem Bemühen, das Publikum zum Mitklatschen und zum Mitsingen zu bewegen (als Belohnung etwa dafür, dass sie ihre Musiker mit kurzen Soli vorstellten) doch etwas über das Ziel hinausschossen. Denn zum einen hätte das Publikum auch von sich aus mitgemacht, und zum anderen nervt es dann doch schon, wenn man alle zwei Songs von der Bühne herab animiert wird. Besondere Highlights waren dann die Präsentation des eindringlichen Tracks „Mother“ vom neuen Album – weil dieser Song die verschiedene Ebenen und Themen des Albums vielleicht am eindringlichsten verdeutlicht, ein Ausflug Archie’s ins Auditorium, wo er den Fans als Solist Nase an Nase gegenüberstand und nicht zuletzt die zur epischen Jam Session ausartende Schluss-Nummer „London Blues“ von der EP „Made In Steatham“ (hier wurden die Fans dann nicht nur zum Klatschen und Singen, sondern auch zum Fingerschnippen animiert.) Nach der Show gesellten sich Issy und Archie sogleich zum Merch-Stand um dort für Autogramme und Selfies zur Verfügung zu stehen. Insgesamt bestätigten Ferris & Sylvester ihren guten Ruf als mitreißende Live Band mit dieser Show noch mal besonders souverän. Die Fans jedenfalls zeigten sich begeistert. Gut möglich also, dass beim nächsten Gastspiel in Köln dann sogar ein größerer Club gebucht werden muss.


Weitere Infos: https://www.ferrisandsylvester.com/


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