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SORRY3000

Grüße von der Überholspur

SORRY3000

(Audiolith)

Ich nutze ja weder die BILD-App noch Spiegel-Online, bin also gewissermaßen DigitalNewsNichtsWissender. Trotzdem finde ich es lustig, dass die KollegInnen von SPON die "Grüße von der Überholspur" zum Album der Woche kürten. Und weil vom Hamburger SpiegelTurm aus betrachtet vermutlich alles südöstlich der Stadt, was nicht Berlin ist, zu Sachsen gehört, stellt man gleich noch pop-philosophisch Wichtiges klar: "Sorry3000 aus Sachsen blicken in ihrem Post-NDW-Entwurf mit unapologetischem Humor auf die deutsche Spießgesellschaft." Soso. Zwar residiert die Band (jedenfalls mehrheitlich) in Halle/Saale. Das ist eine Stadt mit knapp 250.000 Einwohnern. In Sachsen-Anhalt. Egal. Und das Ding mit dem "Post-NDW-Entwurf" wäre bei alten Säcken wie mir als BezugsGröße vielleicht noch verzeihlich, aber sind das beim Spiegel nicht alles richtig schlaue junge Menschen? Auch egal. Und was ist mit dem "unapologetischem Humor"? Natürlich verteidigen Sorry3000 eine Weltanschauung (wer seinen Luhmann schon wieder vergessen hat, sollte vielleicht weniger verfängliche Fremdworte benutzen). Was eine Spießgesellschaft ist, wäre auch noch zu klären... Aber hören wir auf, uns über SPON lustig zu machen und sprechen endlich über die unfassbar gute zweite Sorry3000-Platte. Der vermeintliche/unterbewusste Bonus, dass die Band aus Halle, also meiner direkten Nachbarschaft, kommt, wird noch immer durch ein etwas unangenehmes Hipstertum in der optischen Inszenierung (zuviel betont uncoole SportKlamotten) aufgebraucht. Wir können uns also ganz unvoreingenommen nähern und feststellen, dass "Grüße von der Überholspur" mindestens so prima ist wie das Debut (und das war wirklich gut!). Nehmt z.B. den melancholischen Sarkasmus der FeldStudie "Hinterm Kreisel": "Ich find’s schön / dass ihr euch damit wohlfühlt / aber ihr wisst schon / dass das gar nicht geht / wie ihr lebt" Dazu ein Sound, der an ins Hier und Jetzt transferierte (ganz) frühe Tocotronic erinnert (optische Parallele: Trainingsjacken!). Oder nehmt die sperrige, nur scheinbar naive Lyrik von "Der kleine Zitronenbaum", die zugleich wie alles auf dieser Platte höchst kunstvoll (und doch irgendwie wie "nebenbei") gesungen ist. Nicht nur Stefanie Heartmann trägt die dezent gelangweilte WeltKritik höchst souverän vor (ganz fein z.B. im Sex-Drehbuch-Song "Nur im Spiel"), auch GitarrenMann Frank Leiden kann singen (und sei es über sein Foto mit "Peter Maffay"). Genau wie Schlagzeuger Fenge, der in "Es ist alles nicht so schlimm" mit wundervoller AutobahnMelancholie überzeugt (Sorry3000 fühlen hier klanglich ganz anders, aber dennoch sehr genau Kraftwerk nach). Auch musikalisch ist das nach wie vor sehr spannend (weil eben enorm geschickt mit Simplizität und Banalität spielend, ohne jemals simpel oder banal zu sein): schlaues Trommeln, zart-beharrliche Basslinien, perlende, hallende, auch mal schrammelnde JangleGitarren, gekonnte SynthVerzierungen – viel besser kann man Popmusik gar nicht machen. Auch ganz stringent melancholisch-träumerische Momente hat das kleine Wunder: "Küste am Atlantik" zum Beispiel. RealPop ist ein wirklich schönes Wort für diese Kunst (leider stammt es nicht von mir). 5
Weitere Infos: www.sorry3000.net

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