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LAIBACH

Opus Dei (2024 Remaster)

LAIBACH

(Mute/ PIAS)

Ich müsste mich jetzt eigentlich länger über Sinn und Unsinn von re-issues auslassen – wir kürzen ab: in den meisten Fällen geht es darum, aufgebackene Brötchen von gestern als ofenfrisch (oder "legendär" und damit "essentiell") zu verkaufen – fast immer ist das unnötiger Quatsch. Nicht aber hier, denn die Herren (damals waren ausschließlich XY-Chromosomenträger an der Platte beteiligt) vom slowenischen TotalKunstKollektiv hatten schon 1987, als mit "Opus Dei" ihr erstes Mute-Album erschien, nicht nur verblüffende hellseherische Momente (ihre phänomenale Queen-Übertragung "Geburt einer Nation" nimmt ja den 1990er (Wieder)Vereinigungstaumel quasi vorweg), sondern mit der Idee, zwei aktuelle Hits als Ausgangsbasis für eine ebenso unerschrockene wie schreckliche Expedition in die (nicht nur musikalischen, sondern v.a. auch inhaltlichen) Untiefen vermeintlich unschuldiger ChartErfolge zu verwenden auch ein sehr sicheres Gespür für die Kenntlichmachung der Mechanismen ideologischer Massenbeeinflussung. So wurde der primär widerliche RockStampfer "Live is Life" (die Vorlage stammt von Opus, einer gottlob sonst völlig erfolglos gebliebenen österreichischen, ähm, Rockband) zu "Leben heißt Leben" umgedeutet und aus dem latenten Marschrhythmus des bierseligen PartyHits ein Destillat erzeugt, in dem das beängstigend gut funktionierende StiefelKnallen über-präsent ist. Dazu ein maschineller PosaunenSatz und ein messerscharfes Gitarren(Anti)Solo – ich war damals sehr(!) begeistert. Noch besser, weil die (scheinbare?) Naivität, mindestens aber die (im besten Fall ungewollte) Doppeldeutigkeit des Queen-Texts auf nachgerade geniale Art und Weise herausarbeitend dann das o.g. "Geburt einer Nation", u.a mit diesen (sicher etwas böswillig, aber keineswegs falsch) ins Deutsche übersetzten Zeilen: "Gebt mir ein Leitbild … Ein Fleisch, ein Blut, ein wahrer Glaube / Eine Rasse und ein Traum, ein starker Wille … Es gibt nur eine Richtung / Und ein Volk!". Wer’s nicht glaubt (oder glauben kann) – das ist Original-Queen: "Give me one vision … One flesh, one bone, one true religion / One race, one hope, one real decision … There’s only one direction / One world and one nation". Vor diesen beiden, später auch inkl. diverser AlternativMixe auf Maxis etc. veröffentlichten Monumenten gerieten die übrigen Nummern von "Opus Dei" fast ein wenig aus dem Fokus. Dabei bereitete z.B. "Trans-National" mit seiner technoiden Brachialität das MegaWerk "Kapital" (1992) vor, wogegen "How the West Was Won" klanglich auf die avantgardistischen Wurzeln Laibachs rekurrierte. Kurz: "Opus Dei" ist eines DER Meisterwerke der 80er. Die "2024 Remaster"-Version umfasst neben den 8 LP-tracks auch noch 3 Bonus-Remixe: neben der diktatorisch-pompösen "Eine Richtung und ein Volk Version" von "Geburt einer Nation (One Vision)" noch die fast freundliche, weil klanglich nicht entschärfte, aber doch in eine Art kirchenmusikalisches Strahlen übersetzte, rein instrumentale "Marche Funèbre Version" von "Leben heißt Leben (Opus Dei)" und "3. Oktober" (d.i. "Geburt Einer Nation") in der geschickt mit 80er-Bronx-Sounds spielenden "Kraftbach Version" von Mute-Chef Daniel Miller. Die kennen nerds von der Ende 1990 erschienenen gleichnamigen Maxi, bei den anderen beiden Mixen bin ich gar nicht mal sicher, ob es die so überhaupt schon mal zu hören gab (wobei man bei Laibach auch als vermeintlicher Komplettist immer wieder auf "uralte" Neuentdeckungen stoßen kann). Ganz bestimmt offiziell unveröffentlicht sind die diversen Livemitschnitte von "Opus Dei"-Material, die zwischen 1987 und 1992 bei Laibach-Performances u.a. in London, Paris, Berlin, Wien, San Francisco und "irgendwo in Europa/US" (da haben die Archivare wahrscheinlich die Bänderhüllen nicht mehr gefunden) entstanden - darunter eine beinahe orgiastisch-krautige Fassung von "Trans-national (Live from Somewhere in Europe/US, 1987-1989)". Und "Nein!", dieser Text ist nicht zu lang - reicht er doch nicht mal näherungsweise aus, die Grandiosität dieses Albums (auch und gerade in dieser erweiterten Version) angemessen zu beschreiben. 6
Weitere Infos: www.laibach.org

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