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Thomas Rentmeister – Objects. Food. Rooms.

Kunstmuseum Bonn



Die Wiederverwertbarkeit von Gegenständen des täglichen Bedarfs, von Lebensmitteln und Kleidungsstücken kennt die Kunstwelt spätestens seit den Zeiten der Pop Art (Daniel Spoerri), der Happenings und Performances (Hermann Nitsch, Joseph Beuys, Andy Warhol, Rudolf Schwarzkogler). Im Werk von Thomas Rentmeister (* 1964, Reken/Westfalen) manifestiert sich auf ähnliche künstlerische Art die Einbeziehung alltäglicher Utensilien: Kühlschränke, Lebensmittel, Hygieneartikel. Bis Februar 2012 zeigt das Kunstmuseum Bonn in einer selbst konzipierten Ausstellung Arbeiten des Künstlers aus allen Schaffensperioden sowie eigens für Bonn geschaffene Installationen.

Was haben Nutella und Penatencreme gemeinsam, außer das sie im Inneren und Äußeren des menschlichen Körpers für Wohlergehen sorgen können? Die Antwort auf diese Frage, die in ihrer Kombination wahrscheinlich nur in der Kunst als Frage entstehen kann, versucht das Kunstmuseum Bonn zu geben, in dem es Thomas Rentmeister den größtmöglichen Platz für Installationen und Objekte frei räumt. Nutella, Penatencreme, Zucker, Kerzen, Mehl, Wattestäbchen und anderes Zubehör für den täglichen Konsums finden sich im Werk des Künstlers in facettenreicher Weise und verschmelzen - aus ihrem gewöhnlichen Kontext befreit – zu überraschenden Objekten und Installationen. Das gewaltige, in der Bonner Ausstellungsansicht etwa vier mal zwölf mal zwölf Meter große Kühlschrankobjekt „Moda“ (2011) zitiert neben seiner eigenständigen, fast erdrückenden Präsenz auch ähnliche, bereits vor Jahren geschaffene Installationen („Nearly 100 fridges in a corner“, 2008). Das Kühlschrankobjekt „Depot, gestern“ , das 2009 im Kölner Skulpturenpark zwischen Bäumen und Sträuchern wie ein Friedhof für Konsumartikel wirkte, und die raumfüllende Arbeit „ohne Titel“ (2008), die als Resterampe eines explodierten Sammelsuriumlagers erscheint, nutzt Rentmeister als Gesten für erinnerte Alltagsästhetik.

Schnell- und Kurzlebigkeit zeitgenössischer Konsumartikel verdeutlichen Rentmeisters Rauminstallationen „Earthapfelroom“ (2007), wofür er den Fußboden im Museum für Moderne Kunst Frankfurt mit Kartoffelchips auslegte, oder die „ohne Titel“ 2001 verwirklichte Arbeit im Kölnischen Kunstverein, als er Nussenia Nuss-Nougat-Creme in einen Museumsraum schüttete. Ein Kubus aus Großpackungen Tempotaschentüchern erhebt sich ähnlich wie Andy Warhols Brillo-Karton-Objekt, benutzte Papiertaschentücher bilden einen musealen Störenfried. Glänzende Polyester- und Polyurethan-Objekte sehen aus wie mit Schokolade überzogene, großformatige Pralinen. Auf den ersten Blick wirken die Arbeiten von Thomas Rentmeister verstörend bis abweisend, zeigen jedoch bei näherem Hinsehen ihre psychologische Tiefe. Der Künstler betätigt sich als Formgeber, der vorhandene Formen in neuer Anordnung soweit verändert, daß sie als Objekt im Raum glänzen und nicht mehr als einzelnes Objekt mit einer völlig anderen Bestimmung.Bis 05.02.2012 Kunstmuseum Bonn, Museumsmeile, Friedrich-Ebert-Allee 2, 53113 Bonn Tel.: 0228-776260 Geöffnet: di - so 11 -18 Uhr, mi 11 – 21 Uhr Eintritt: 7/3,50 Euro, Familienkarte 14 Euro Katalog: 39,95 Euro (Dumont Buchverlag)
Weitere Infos: www.kunstmuseum-bonn.de


Dezember 2011
Aernout Mik - Communitas
Thomas Rentmeister – Objects. Food. Rooms.
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