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ZACHARY CALE

„Es ging nur ums Gefühl“

ZACHARY CALE

Zachary Cale ist ein Meister des Understatements. Seit vielen Jahren begeistert der aus Louisiana stammende, aber in Brooklyn heimische Singer/Songwriter nun schon mit Platten, die das Publikum eher unterbewusst fesseln, als dass sie mit großen Gesten nach Aufmerksamkeit heischen. Auch auf seinem famosen sechsten Album, ´False Spring´, schlägt der 41-Jährige mit Anleihen bei Folk, Blues, Country und Laurel-Canyon-Pop den Bogen von der Vergangenheit in die Gegenwart. Nachdem die in ein hochwertiges Klappcover verpackte Doppel-LP zunächst nur über Cales eigene Bandcamp-Seite als teurer US-Import erhältlich war, ist das Album nun vertrieben über Bis aufs Messer in Berlin (bisaufsmesser.com) endlich auch hierzulande zu einem erschwinglichen Preis verfügbar.

Die Musik ist für Zachary Cale längst zur Lebensaufgabe geworden. Bereits 2005 erschien sein erstes Album, ´Outlander Sessions´, und auch wenn er sich und seiner Vision seitdem stets treu geblieben ist, hat sich im Laufe der Zeit und mit fünf weiteren Platten doch einiges gewandelt. „Für mich ist der offensichtlichste Unterschied zu damals die Branche selbst“, sagt Cale im Gespräch mit Westzeit. „Es geht heute mehr um Branding und Social-Media-Inhalte als um Musik. Für jemanden wie mich, der es vorzieht, die Musik für sich selbst sprechen zu lassen, ist es ziemlich schwierig. Im Moment fühlt es sich fast so an, als würde ich von vorne anfangen: Ich veröffentliche meine Musik selbst, bin mein eigener Manager, buche meine Shows selbst usw. Es gibt keinen falschen oder richtigen Weg. Dieser Mangel an Struktur und der ´Alles ist möglich´-Ansatz können jedoch auch überwältigend sein. Ich streame jetzt ein bisschen Musik, aber ich stelle fest, dass ich nie zu den gehörten Sachen zurückkehre. Heute ist alles viel schnelllebiger geworden.“



Cale selbst lässt es lieber langsam angehen und setzte sich auch für ´False Spring´ zeitlich nicht unter Druck. Gleichzeitig gab er seinen Mitstreitern viele Freiräume, sich bei den Aufnahmen einzubringen und zur Klangfarbe des Albums beizutragen. Neuland war das allerdings nicht für ihn. „Nein, so arbeite ich immer“, erklärt er. „Ich schreibe keine Parts für Musiker. Wenn ich sie einlade mitzuspielen, möchte ich sehen, was sie in der Lage sind beizutragen. Wenn ich ihnen jeden einzelnen Ton vorgeben würde, wüsste ich nicht, wie das den Musikern Spaß machen könnte. Ich habe früher in solchen Bands gespielt, und es war weder eine Erfüllung, noch hat es Spaß gemacht. Für ´False Spring´ hatte ich nur die Texte und meine Gitarrenparts, und die Songs arrangierten wir dann spontan im Studio zusammen in der Gruppe. Wir haben vor der Aufnahme nicht einmal wirklich geprobt! Außer mit James Preston, dem Bassisten, hatte ich mit keinem der Musiker aus dem engsten Kreis der Mitstreiter je vorher zusammengespielt. Es gibt nichts Schöneres, als zum ersten Mal mit neuen Musikern zu arbeiten. Das gibt dem Ganzen eine besondere Dringlichkeit. Außerdem macht es den ganzen Prozess viel weniger einsam. Ein Singer/Songwriter zu sein, ist ein einsamer Weg! Für den Ideenaustausch brauche ich andere mit mir im Raum.“



Mit ´False Spring´ lässt Cale das ein wenig an Daniel Lanois erinnernde Atmosphärische von "Duskland" hinter sich und wendet sich einem direkteren Sound zu – aus gutem Grund. „Diese neuen Songs sind viel persönlicher als "Duskland" und wahrscheinlich einige der simpelsten und ehrlichsten Texte, die ich je gemacht habe“, gesteht er. „Um das herauszustellen, war es am besten, wenig Atmosphärisches und möglichst keine Effekte zu verwenden. Ich habe im Vorfeld der Aufnahmen zu ´False Spring´ viel Gospel- und Soulmusik gehört. Nicht, dass es ein Soul-Album wäre, aber die Direktheit dieser Platten empfand ich als wirklich lebendig und frisch: Sachen wie Al Greens ´Call Me´-Album oder die frühen Staple-Singers-LPs. Darüber hinaus gibt es auf der Platte wahrscheinlich ein bisschen Einfluss von The Band, ein wenig von Bert Janschs 70er-LPs wie ´L.A. Turnaround´ und ein bisschen von Van Morrison und der Jerry Garcia Acoustic Band, um das Ganze abzurunden.“



Die leicht veränderte Klangfarbe ist für Cale aber nicht der einzige Unterschied, wie er abschließend verrät: „Ich würde sagen, ´False Spring´ ist mehr durch musikalisches Können gekennzeichnet als frühere Platten. Ich hasse es, das Wort ´jazzy´ zu verwenden, aber wir haben die Band bei den Aufnahmen mit einer großen Offenheit eingefangen. Oft war der Schluss der Songs gar nicht vorab geplant. Es ging nur ums Gefühl.“



Aktuelles Album: False Spring (All Hands Electric/Bis aufs Messer)


Weitere Infos: www.zacharycale.com

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