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SLEATER-KINNEY

Das Streben nach Exzellenz

SLEATER-KINNEY

Eine Band wie Sleater-Kinney gibt es kein zweites Mal: live auf der Bühne mitreißend wie sonst niemand, scharfsinnig bei den politischen Kommentaren in ihren Texten und auf den Schultern von Riot-Grrrl-Noise, Punk und Indierock musikalisch vollkommen einzigartig. Das unterstreicht auch "No Cities To Love", das just erschienene erste neue Album von Carrie Brownstein, Corin Tucker und Janet Weiss nach fast zehnjähriger Auszeit.

Mit der Band kehrt auch die emotionale Durchschlagskraft zurück, die unnachahmliche Dringlichkeit, die in jedem Ton der Musik des Trios aus Portland, Oregon, mitschwingt.

“Uns allen war klar, dass Sleater-Kinney eine ungeheure Energie haben und es unsere Aufgabe war, der alten Power wieder zu entsprechen”, sagt Carrie, als wir sie und Corin Anfang Dezember in Berlin treffen. “Letztlich wissen wir alle, was es bedeutet, in dieser Band zu sein. Wenn wir für die Intensität nicht bereit gewesen wären, hätten wir einfach weiter mit anderen Leuten Musik gemacht.”

Wenn die drei singen ´We win! We lose! / Only together do we break the rules´, dann ist das mehr als nur der Refrain von ´Surface Envy´ – es ist das Manifest von Sleater-Kinney 2.0.

“Ich denke, es ist eine unserer größten Stärken, dass wir zu dritt diskutieren, streiten und kollaborieren und dass niemand zu sehr an seinen eigenen Ideen oder Parts festhält”, ist Corin überzeugt. “Der kollektive Erfolg war uns dieses Mal wichtiger, als einzelne Einfälle durchzuboxen.”

Die Band, das wissen die Damen inzwischen längst, ist größer als die Summe ihrer einzelnen Teile. Dennoch ist keine der Musikerinnen ersetzbar. Die unorthodoxen Riffs, die Carrie herausprügelt, sind genauso unverwechselbar wie die mächtige Stimme Corins mit ihrem leidenschaftlichen Vibrato und das treibende Schlagzeugspiel Janets, der wohl besten weiblichen Drummerin überhaupt.

“Für uns ist das gewissermaßen selbstverständlich, aber es stimmt natürlich: Wir alle bringen etwas Einzigartiges in die Band ein”, bestätigt Carrie. “Man könnte sogar sagen, dass Corin und ich für diese Band gelernt haben, auf ganz besondere Art und Weise Gitarre zu spielen. Die Gitarren sprechen eine ganz eigene Sprache; und diese Sprache sprechen nur Sleater-Kinney. Gemeinsam mit Corin spiele ich anders als mit sonst jemandem.”

Dennoch schließt ´No Cities To Love´ nicht einfach an das vorherige Album ´The Woods´ von 2005 an, dessen breitwandiger, progressiver Sound damals hymnische Begeisterung und ungläubiges Kopfschütteln gleichermaßen ausgelöst hatte. Der Blick geht nach vorn, nicht zurück.

“Das Streben nach Exzellenz stand dieses Mal im Vordergrund. Wir waren besonders pingelig und wählerisch”, sagt Carrie über die Herangehensweise an die neue Platte. “Wir wussten, dass eine Menge auf dem Spiel steht. Wir haben sieben gute Platten gemacht; und niemand von uns wollte, dass die neue lediglich ein saft- und kraftloser Nachtrag wird.”

Deshalb setzte das explosive Trio im Studio auf kurze, knappe, giftige Songs, die bei aller Scharfkantigkeit und Wuchtigkeit so eingängig sind wie die poppigsten Nummern auf dem 2000er-Album ´All Hands On The Bad One´.

Dazu gesellen sich die Erfahrungen, die das Trios in der Zwischenzeit gemacht hat. Janet spielte viel mit ihrer alten Band Quasi, mit Bright Eyes und mit Stephen Malkmus And The Jicks sowie gemeinsam mit Carrie bei Wild Flag. Carrie feierte zudem mit der satirischen Sketch-Show ´Portlandia´ Fernseherfolge, während Corin zwei Platten unter eigenem Namen veröffentlichte und sich ihren beiden Kindern widmete.

“Ich denke, die Erfahrungen, die wir in den letzten Jahren abseits der Band gemacht haben, waren hilfreich dabei, die Stärken und Schwächen von uns dreien als Musikerinnen besser zu erkennen und das Songwriting auf natürlichere Weise darum herum aufzubauen”, glaubt Corin. “Insofern hat die Pause dem kollaborativen Stil, den wir in der Band immer schon gepflegt haben, sehr gutgetan.”

Das klingt ja fast so, als wenn jahrelange Auszeiten ab sofort Teil des Erfolgsrezepts von Sleater-Kinney sind und wir nur noch alle zehn Jahre von den dreien hören.

“Genau!”, bestätigt Carrie lachend. “Alle zehn Jahre!”

Aktuelles Album: No Cities To Love (Sub Pop/Cargo)


Weitere Infos: www.sleater-kinney.com Foto: Cargo

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