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ADAM FRANKLIN

Für die Seele

ADAM FRANKLIN

Mit Swervedriver, einer der am sträflichsten ignorierten Rockbands der 90er, formte Adam Franklin aus den psychedelisch-spacigen Gitarrenwänden der Shoegazer-Generation und dem ungeschliffenen Keine-Gefangenen-Rock von Bands wie The Stooges einen ganz eigenen Sound, der – nicht zuletzt ob des so ungemein innovativen und brillanten Gitarrenspiels des Briten – bis heute unerreicht ist. Mit dem Nachfolgeprojekt Toshack Highway verlegte er sich zusehends aufs Experimentieren und entwickelte so eine gedämpftere Version des urgewaltigen Swervedriver-Markenzeichensounds.

Nachdem sein 2007er Album “Bolts Of Melody” – das erste unter seinem eigenen Namen – in Europa leider völlig untergegangen ist, meldet er sich nun mit einem wirklich wunderbaren zweiten Soloalbum zurück. “Spent Bullets” (der Titel ist eine Hommage an den großen Elliott Smith, dessen Musikverlag so hieß) entstand letztes Jahr praktisch parallel zu einer äußerst erfolgreichen Swervedriver-Reunion-Tournee und dem “A.M.” betitelten Debüt von Magnetic Morning, Franklins gemeinsamem Projekt mit Sam Fogarino von Interpol. Trotzdem klingt sein zweites Werk als Solist fokussierter, konzentrierter und vollkommener als all seine anderen Post-Swervedriver-Veröffentlichungen - nicht zuletzt deshalb, weil die Songs auf “Spent Bullets” allesamt ungeheuer melodiös sind und oft unerwartet sanft und fast schon träumerisch klingen. Franklin selbst sieht das im Westzeit-Interview allerdings etwas anders:

“In meinen Augen hat diese Platte eine ganze Reihe langsamer, stetiger Nummern, die aber eine gewisse Schwere haben, vor allem, weil sie auf Texte treffen, die für sich genommen auch schon ziemlich heftig sind. In der Vinyl-Ausgabe des Albums kommt das schwere untere Ende des Klangspektrums besonders gut zur Geltung.”

Die typischen Gitarrenwände seiner legendären alten Band sucht man zwar vergebens, doch auch wenn Franklin, seit Jahren übrigens auch Tourgitarrist bei Sophia, das ein wenig anders sehen mag, es sind gerade die streckenweise geradezu hypnotischen, wohltuend beruhigenden Gitarrensounds des Albums, die faszinieren. “Spent Bullets” ist Indierock mit viel Seele und erinnert stellenweise entfernt an den üppig orchestrierten Sound von Scott Walker, alte wie neue französische Filmsoundtracks ("The Virgin Suicides" von AIR beschwört fraglos eine ähnliche Atmosphäre herauf), samtig-weichen Motown-Soul und natürlich immer wieder Jimi Hendrix zu "Electric Ladyland"-Zeiten.

“Die größte Inspiration für mein Songwriting waren für mich schon immer Akkorde und Melodien”, erklärt Franklin seine Herangehensweise. “Das können Melodien sein, die ich auf der Gitarre entwickele, der Klang einer Sirene auf der Straße oder eine tolle Tonfolge, die ich in einem Song höre und die ich dann versuche, in einer anderen Art von Song unterzubringen. Natürlich habe ich all die erwähnte Musik gehört, aber ich denke, man muss ein Fan der genannten Künstler sein, um herauszuhören, wie genau sich diese Inspiration in meiner Musik manifestiert.”

Trotz dieser äußeren Einflüsse: “Spent Bullets” ist 100% Adam Franklin. Wohl zum allerersten Mal in seiner Karriere gibt es keine Songs auf dem Album, bei denen er sich hinter dem Sound seiner Gitarre oder hinter seinen Mitmusikern versteckt. Auch gesanglich war er nie zuvor so präsent. Wenngleich es durchaus Sinn ergibt, ist es ihm weiterhin nicht ganz geheuer, seinen eigenen Namen auf dem Plattencover zu lesen.

“Ich denke, es gibt viele Künstler, die etwas aufnehmen, was letzten Endes ein Soloalbum ist, sich damit aber nicht wohlfühlen”, ist er sich sicher und hat abschließend noch eine kleine Anekdote zur Veranschaulichung parat: “Das merkt man vor allem an Orten wie Autobahnraststätten, wenn du auf Tournee bist, frühstückst und die Bedienung fragt: ´Spielt ihr Jungs in ´ner Band? Wie heißt sie denn?' Dann ist es ziemlich seltsam, wenn du antwortest: ´Ähm, wir heißen wie der Typ, der da drüben sitzt!´”

Aktuelles Album: Spent Bullets (Second Motion / Hi-Speed Soul / Cargo)


Weitere Infos: www.adamfranklin.com Foto: Johnny Moto

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