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HEATHER NOVA (Essen, Alte Kirche, 25.03.2025)

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"Einen magischen Ort" nennt Heather Nova die Alte Kirche in Essen – und das ist nicht geflunkert. Stimmungsvoll ausgeleuchtet, entpuppt sich das 1887 erbaute, detailverliebt restaurierte Gotteshaus mit seinem klassischen Gotik-Charme schnell als ideale Location für das letzte, bereits seit Monaten ausverkaufte Deutschland-Gastspiel auf der aktuellen Tournee der Singer/Songwriterin von den Bermudas. Wie schon auf ihrem mit kleinem Besteck eingespielten aktuellen Album ´Breath And Air´ präsentiert die inzwischen 57-jährige Musikerin ihre Lieder auch bei ihrer Rückkehr ins Ruhrgebiet in entschlackten Versionen, die ihre auch nach all den Jahren immer noch einzigartige Engelsstimme besonders hell erstrahlen lassen. Für die meisten Songs reichen ihr Gesang, ihre Akustikgitarre und die fantasievolle Begleitung von Midori Jaeger, die ein wenig schüchtern rechts außen auf der Bühne sitzt, musikalisch aber richtig aufblüht, wenn sie auf ihrem Cello, mal hart, mal sanft, mal dezent, mal forsch keine Mühe hat, mit nur einem Instrument eine ganze Band zu imitieren und auch als Harmoniesängerin glänzen kann. Nicht nur, weil Heather in vielen ihrer Lieder mit der Metapher Wasser spielt, ist es ein Konzert, in dem alles im Fluss ist. Bruchlos verbinden sich die Nummern der aktuellen LP, mit denen Heather in ´Ebbs And Flows´ oder ´Butterflies And Moths´ die Dualität der Dinge in den Fokus rückt, mit Highlights aus Heathers illustrer Karriere wie ´Walk This World´ – der Song, der 1994 alles ins Rollen gebracht hatte – und dem wirklich himmlischen ´Island´, das sich als das heimliche Highlight des gesamten Abends empfiehlt. Doch obwohl Heather mit ihren Liedern nach mehr Klarheit in einer immer verworrener wirkenden Welt strebt, fällt es ihr leicht, den Bogen von grüblerischen Gedanken zu heiterer Herzlichkeit zu finden, ganz egal, ob sie zwischen den Liedern mit dem Publikum übers Älterwerden scherzt ("Damit kennt ihr euch ja bestimmt auch aus") oder für ´London Rain´ eine Gastsängerin aus dem Publikum pflückt, "denn jetzt wollen wir mal ein bisschen Spaß haben". Passenderweise rückt – offenbar erstmals überhaupt – am letzten Abend der Deutschland-Tournee auch noch die leise Abschiedsnummer ´Farewell´ aus dem neuen Album ins Set, bevor sich Heather bei der Zugabe ´Fireproof´ von The National wunderbar reduziert zu eigen macht und der Abend nach rund 100 Minuten bei ´I Wanna Be Your Light´ mit positiver Botschaft ("Let me be your star, I'll light your way 'cross the milky way") und einschmeichelndem Ohrwurm-Flair seinen perfekten Schlussakkord findet. Das zuvor andächtig lauschende Publikum dankt es Heather erst mit Standing Ovations und dann mit einer langen Schlange am Devotionalienstand.


Weitere Infos: http://www.heathernova.com


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