Sicherlich gehörte „Holding On / Letting Go“ - das letzte Sophia-Album – zu den Projekten, die mit am unglücklichsten in die Pandemie hinein geplant waren. Anfang 2020 hatte Robin Propper-Shepard bereits erste Promo-Termine für das Album angesetzt – bis der erste Lockdown im Mai dann alle weiteren Planungen unmöglich machte. Die Veröffentlichung des Albums wurde auf den Herbst 2020 verschoben – und die sich anschließende Tournee musste gleich mehrfach verschoben werden - bis sie jetzt endlich stattfinden konnte. In der Zwischenzeit hatte sich offensichtlich natürlich so einiges angestaut. Nicht nur, dass Robin sich einen 70er Jahre Bart hatte wachsen lassen und das aktuelle Line-Up der Band für die Tour mit zwei Musikern an Saxophon und Geige erweitert hatte – auch musikalisch wurde dann an nichts gespart. Zwar sah es zunächst so aus, als hätten die Fans das Konzert vergessen (denn zum Einlass war schlicht niemand vor Ort) – aber kurz vor dem Showbeginn war dann der Kölner Stadtgarten erwartungsgemäß gut gefüllt. (Robin meinte nach der Show, dass die Fans alle Tourverschiebungen und Umbuchungen klaglos mitgemacht hätten). Und dann ging es auch gleich schon los. Das Motto des Abends schien dabei schlicht und ergreifend zu sein, keine Gefangenen zu machen. Da wurde dann alles ins Gefecht geworfen, dessen Robin und seine inzwischen bestens aufeinander eingespielten belgischen Jungs fähig sind – und das scheinen heutzutage vor allen Dingen geradezu apokalyptische Soundwände zu sein. So rockig und heavy hatte man Robin & Co. seit den inzwischen seligen Mayqueen-Tagen jedenfalls schon lange nicht mehr gehört. Eingerahmt wurde das Konzert dabei von den sowieso als Rocknummern angelegten Tracks „Strange Attractor“ am Anfang und „We See You (Taking Aim)“ am Schluss als letzte geplante Zugabe – und zwar im Punk-Grunge-Modus. Dass es im Folgenden – nach einer Wartezeit von stark beklatschten 10 Minuten im Saal-Licht, in den sich die Band bereits die Feierabendkleidung angezogen hatte - noch eine zweite Zugabe geben sollte, bei der es dann die Sophia-Klassiker „Ships In The Sand“ und „Oh My Love“ gab, war schlicht der enthusiastischen Stimmung im Auditorium geschuldet. Nicht nur Robin und seine Jungs waren nämlich bestens aufgelegt (auch wenn das im Falle von Sophia ein nicht auflösbares Oxymoron darstellt), sondern auch die Fans, die so lange auf die Tour gewartet hatten. Jedenfalls hat es so etwas wie eine „erzwungene Zugabe“ in dieser Form im Stadtgarten sicher auch noch nicht gegeben. Auch wenn im Mittelteil der eigentlichen Show einige der dräuenden Elegien aus der Sophia-Geschichte Platz fanden: Selbst diese schienen im No-Nonsense-Setting bestens aufgehoben zu sein, auch wenn es hier dann statt des Tempos, die Dynamik war („Desert Song No. 2“ und „Bastards“ sei Dank) die für mächtig Druck sorgte. Für Subtilität und Feinsinn a la „Directionless“ blieb da nur gelegentlich Platz – aber wer wollte das wem auch verdenken? Diese Sophia-Tour (zumindest die Show in Köln) steht/stand wohl ganz im Zeichen von bis zu drei parallel bespielten Breitwand-Rock-Gitarren, Feedback, Noise und allerfeinsten Drones de riguer. Und das war auch gut so.