Neil Hannon hat in Köln leichtes Spiel. „Heute gibt´s nur die Hits und keine schwierigen Songs!“, ruft er der so ungemein charismatische 51-jährige nordirische Pop-Exzentriker dem Publikum im fast bis auf den letzten Platz gefüllten Gloria in Köln zu – und setzt sein Versprechen dann für rund 100 Minuten mit einem bezaubernden Konzert in die Tat um, bei dem es nicht zuletzt dem Setting geschuldet ist, dass Hannons Brillanz als Songwriter besonders hell erstrahlt. Anders als in der Vergangenheit, als oft orchestrale Unterstützung, viel theatralisches Bühnengebaren und herrlich schräge Kostüme zum guten Ton gehörten, verzichten The Divine Comedy dieses Mal auf großes Brimborium. Neben Hannon fünf weitere Herren im Anzug an Orgel bzw. Akkordeon, Klavier, Bass, Gitarre und Schlagzeug sind alles, was es braucht, um passend zum just veröffentlichten Best-of-Doppelalbum ´Charmed Life´ knapp zwei Dutzend Lieder auf die Bühne zu bringen, die das gesamte Oeuvre der Band abdecken. Ganz ohne Theatralik geht es dann aber doch nicht. Bei ´Our Mutual Friend´ sinkt Hannon passend zum Text „ohnmächtig“ zu Boden, und bei „Perfect Lovesong“ lässt er einen Mann mit Schirm, Charme und Melone auf die Bühne kommen, der ihm beim Tonartwechsel mitten im Lied das Kapodaster an der Gitarre verschiebt: „That was the keychange man“, erklärt er trocken, als sei es das Normalste der Welt. Am Ende von ´To The Rescue´ Daniel Kitzig als Gast auf die Bühne, der auf seinem Spezialinstrument, der Ondioline (einem 1946er Vorläufer des Synthesizers), bei der Nummer den orchestralen Schlusspunkt setzt und danach auch gleich noch den wohl berühmtesten Ondiolinen-Song zum Besten geben darf: den 70er-Jahre-Novelty-Hit ´Popcorn´ von Hot Butter! Ganz am Ende des Auftritts lässt sich der inzwischen durch diverse alkoholische Getränke – „Himmel im Glas!“ – gut geölte Hannon sogar noch dazu überreden, mit "Charmed Life" einen zusätzlichen Song zu spielen, der gar nicht auf der Hits und Hymnen wie ´At The Indie Disco´, ´Something For The Weekend´, ´The Certainty Of Chance´, ´National Express´ und natürlich ´Tonight We Fly´ vollgestopften Setlist steht. Am Ende ist auch all denen im Saal, die keine Intimkenner des Werkes von Divine Comedy sind, klar: Zeitlos schöne Songs britischer Färbung, die voller Eleganz und Eloquenz auf Herz und Kopf gleichermaßen zielen und dabei nie die heitere Note vergessen, schreibt niemand so schön wie Neil Hannon. (Foto: Anna Radozda)
Weitere Infos: thedivinecomedy.com