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GURR

06.02.2020 Zeche Carl Essen

Kurz vor Ende des Konzerts spielt Laura Lee ihre Gitarrensoli doch wieder auf dem Rücken am Boden liegend und Andreya Casablanca stürzt sich kopfüber von der Bühne in die Menge, um sich auf Händen durch den ganzen Saal tragen zu lassen. Dennoch ist unüberhörbar, dass sich Gurr bei ihrem Abstecher in den Ruhrpott klanglich spürbar relaxter als zu Zeiten ihres beeindruckend sorglosen Garagen-Power-Post-Punk-Debüts ´In My Head´ präsentieren. Denn auch wenn die alten Lieder am Auftaktabend dieser Kurztournee durch die allerwichtigsten Metropolen Europas (Essen, Amsterdam, Paris, London) immer noch gut die Hälfte des Programms ausmachen – mehr Gewicht haben in der Zeche Carl die Songs der aktuellen Mini-LP ´She Says´, für die das Berliner Duo, das auf der Bühne mit Brandon Walsh am Schlagzeug und Sally Brown am Bass ein Quartett ist, rotzigen Punk gegen melodiöses Indierock-Flair eingetauscht hat. Bei ´Fake News´ oder ´Zu spät´ streifen Gurr sogar Jangle-Pop und Paisley-Underground-Psychedelia, und selbst beim Covern schalten sie einen Gang zurück: Statt wie einst das wilde ´Helter Skelter´ von den Beatles zu spielen, widmen sie sich nun lieber der lupenreinen Britpop-Raffinesse von Blurs ´Beetlebum´ – und das als erklärte Oasis-Fans! Bisweilen herrlich abstruse Ansagen sorgen trotz gestiegener musikalischer Ernsthaftigkeit dafür, dass der allgemeine Spaßfaktor nie unter Oberstufenparty-Level sinkt und der Mainstream deutlich auf Distanz gehalten wird.


Weitere Infos: gurrband.com


März 2020
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