Zugegeben, es ist schon etwas länger her, seit wir uns mit John Vanderslice beschäftigt haben, trotzdem wird an diesem Abend in Köln schnell klar: Der Mann mit den blau gefärbten Haaren aus San Francisco hat’s immer noch drauf, auch wenn, oder gerade weil sein ausgefranstes Ein-Mann-Supportset (mit Gastauftritten diverser Nada-Surf-Mitglieder) eher Stand-up-Comedy als Konzert ist. Nach mehr als 50 kuriosen, aber auch sehr unterhaltsamen Minuten darf man Vanderslices vorsichtig gestellte Frage - "Funktioniert das, was ich hier mache, noch als Unterhaltungsveranstaltung?" mit einem klaren Ja beantworten. Spaß haben danach auch Nada Surf. Nachdem neue Platten und die anschließenden Konzertreisen für Matthew Caws, Daniel Lorca und Ira Elliot in den letzten Jahren bisweilen mehr Pflicht als Kür gewesen zu sein schienen, ist die Freude über ihr wirklich feines aktuelles Album auch live sofort greifbar. Obwohl die neuen Songs durchaus etwas anderes erlaubt hätten, baut das altgediente New Yorker Trio, das mit Keyboarder Louie Lino inzwischen wieder ein Quartett ist, seine Setlist eher wie ein Greatest-Hits-Programm auf, in dem knapp eine Handvoll Lieder von ´Never Not Together´ problemlos mit den alten Klassikern konkurrieren. Geschickt variieren Nada Surf bei den neuen Songs alte Markenzeichen und machen so ´So Much Love´ oder ´Looking For You´ zu Stücken mit unmittelbarem Wiederkennungswert, die trotzdem nicht wie ein fader Aufguss klingen. Mit ´Live, Learn And Forget´ gibt es sogar eine waschechte Weltpremiere, während sich die Musiker bei den Ansagen die Bälle oft mit einer Herzlichkeit zuwerfen und endlich wieder als echte Einheit überzeugen. Bei der Zugabe klärt Caws augenzwinkernd noch schnell ein Missverständnis auf. Eigentlich seien wir ja gar nicht auf einem Konzert, sondern in einem Pop-up-Store für Platten, CDs und T-Shirts. Weil aber - rein zufällig, versteht sich! - dort die Devotionalien von Nada Surf erhältlich seien, hätte sich die Band bereit erklärt, vor der Verkaufsveranstaltung noch schnell ein paar Lieder zu spielen… Die lange Schlange am Merchandise-Tisch beweist danach: Nada Surf haben an diesem Abend einfach alles richtig gemacht. Text + Photo: Carsten Wohlfeld
Weitere Infos: nadasurf.com