Lilly Brüchner denkt in großen Dimensionen. Fast auf den Tag genau vier Jahre, nachdem sie in der Essener Weststadthalle eines ihrer allerersten Konzerte als Lilly Among Clouds bestritten hat, verzaubert die Würzburgerin, der man ihre 30 Jahre nicht nur ob ihrer sympathisch schüchternen, aber von Herzen kommenden Ansagen kaum anmerkt, bei ihrer Rückkehr mit imposantem Breitwandpop, in dem in einer gerade hierzulande sehr seltenen Perfektion Anspruch und Eingängigkeit zusammenfließen. Dass sie damit nicht längst den Mainstream erobert hat, kann eigentlich nur daran liegen, dass für sie kreativer Abwechslungsreichtum wichtiger ist als eindimensionaler Wiedererkennungswert. Als Bassistin ihrer vierköpfigen Band flirtet Lilly gleich zu Beginn bei ´Closeness´ mit druckvoller Pop-Grandezza im Stile von Florence + The Machine, zielt mit ergreifenden Balladen wie ´Safer In Your Arms´ auf die Herzen ihrer Zuschauer, verkörpert die druckvolle Ohrwurmigkeit von ´The Only One´ mit ihrem quirligen Bühnengebaren als singende Tanzfee, mischt bei ´Girl Like Me´ altmodischen Kammerpop und Zeitgeist und stellt mit der Piano-Solo-Gänsehautversion von ´Surprise´ ihre atemberaubende Stimme noch stärker in den Mittelpunkt als sonst. Das Essener Fortysomething-Publikum, das Lilly eher von ihrem Eurovision-Song-Contest-Auftritt als aus den angesagten Indieblogs der Netzwelt kennt, ist zu Recht hellauf begeistert.