(Voland & Quist, 216 S., 22,00 Euro)
Nachdem die Schweizer Autorin uns vor mehr als zwei Jahren mit den surrealen Abenteuern eines Gott und das Jenseits suchenden Schweins verzauberte (s. WZ 04/22), waren wir sehr neugierig auf die angekündigten neuen Texte von Noemi Somalvico. Diese entstanden u.a. während eines Gastaufenthalts im Literarischen Colloquium Berlin und auch wenn auf dem Einband "Erzählungen" steht, schien mir das auf der ersten (also 5.) Seite zu Lesende wie ein Rückgriff auf Somalvicos Wurzeln als Lyrikerin. Dort steht nämlich Folgendes: "Ein anderes Wort als Leuchten / Das ordentliche Gebiss des Liebhabers / Flecken unterschiedlicher Aussagekraft / Jedem Anfang wohnt ein Zauber inne und einige / Strapazen / In einer Dose wohnen / Entlang der Sehnsucht rechnen / Wie das Herz: Nasse, kleine Sprünge tun / Das Gegenteil von Schreiben / Mann-Frau-Scheisse / Sieben Hengste / Ein Glanz, wie ihn Antilopen haben / Schwere italienische Hunde / Tamtam des Abschieds / Zum Beispiel ein Nachwort" – in meinen Augen ein recht gelungenes Gedicht. Tatsächlich aber das Inhaltsverzeichnis – die Welt ist ebenso simpel wie kompliziert. Denn schon die fein komponierten Titulierungen der Texte folgen also einer wohl durchdachten Dramaturgie. Und geben zugleich in gewissem Maße auch die inhaltliche Richtung vor: Es geht um Liebesdinge. Vor allem um Liebeskummer (garantiert ohne banale Weinerlichkeit), aber auch um das "In Liebe fallen" (auch das ohne jede Überromantisierung) und sehr oft auch um den Alltag der Liebe und das langsame Entschwinden, Verwandeln, vielleicht sogar Verfallen selbiger. Ohne Zynismus, doch mit Witz; ohne moderne Apologetik, aber auch ohne Apokalyptik (und wenn doch, dann eher im Miniaturformat). 14 wunderbare Geschichten, keine davon langweilig, keine reißerisch, keine Herz-Schmerz-triefend. Jede herzergreifend, verwirrend, vertraut.Weitere Infos: www.voland-quist.de/werke/das-herz-wirft-in-der-brust-keinen-schatten/